Streit um den Spargel: Lecker und edel oder teuer und überbewertet – was glauben SIE?
Die Hoch-Zeiten des Brandenburger Spargels sind wohl vorbei, unsere Autorin bedauert das

Unlängst habe ich einige Leute zum Spargelessen einladen wollen. Die Reaktionen waren äußerst verhalten. „Na Du kannst Dir ja was leisten", sagte eine Freundin, eine andere meinte, sie käme gern, esse aber nur neue Kartoffeln mit der guten Sauce und noch ein anderer maulte: „Spargelanbau ist so was von umweltschädlich“.
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Der Asparagus spaltet die Gemüter. Sobald die Spargel-Saison rund um Berlin - meist gegen Ostern - beginnt, fangen entweder Begeisterung oder Genöle an. In vielen Familien, in der Agrarwirtschaft und an den kleinen mobilen Verkaufshäuschen, die derzeit an vielen Ecken in Berlin und Brandenburg stehen, werden hochemotionale Diskussionen geführt.
Teurer weißer Spargel aus Brandenburg oder grüner von weither?
Was ist besser: Sehr teurer weißer Spargel aus Brandenburg oder in Griechenland oder Italien gewachsener, preisgünstigerer grüner aus dem Supermarkt? Was bedeutet der Anbau unter Folie für die Natur? Oder „der schmeckt doch vor allem nur bitter“ – fast jeder hat was zum Thema zu sagen. Rigoros kommentiert ein Nutzer auf der KURIER-Facebookseite: „Spargel ist ein komplett überbewertetes Gemüse, kann man gut und gerne darauf verzichten.“
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Auch ich habe eine Menge Spargelgeschichten in petto. Da wäre dieses eine Kilogramm, das meine Mutter vor vielen Jahren von einem Arbeitskollegen, der hinter seinem Haus ein Spargelbeet angelegt hatte, geschenkt bekam. Tatsächlich geschenkt. Sie konnte es kaum fassen.
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Spargel galt einst als Tauschwährung
Denn Spargel war zu DDR-Zeiten knapp und wertvoll, wurde als Tauschwährung benutzt. Manche sagten auch „weißes Gold“. Unter dem Motto: Ich gebe Dir Spargel, wenn Du einen Krümmer für das kaputte Motorrad meines Sohnes besorgst. Oder was sonst gerade fehlte.
Die Mutter bereitete damals Holländische Sauce zu dem geschenkten Edelgemüse. Das machte sie öfter, denn wir mochten sie auch zu Blumenkohl oder Fisch. Allerdings sagte damals niemand Sauce Hollandaise, obwohl ich Französisch in der Schule lernte. Und es gab sie noch nicht in schmucken Faltschachteln als Fertigprodukt im Supermarkt.

Auch Spargelschälen ist nicht jedermanns Sache. Als ich gerade meine erste eigene Wohnung bezogen hatte, wollte ich das erste Mal selbst Spargel zubereiten. Langwieriges Schälen, darauf hatte ich so gar keine Lust. Dachte mir ganz schlau, das kann doch nur eine dieser übertriebenen Hausfrauen-Attitüden sein und warf die Stangen einfach so ins Wasser. Erübrigt sich zu sagen, was das Ergebnis war.
Die Spargelanbauflächen in Brandenburg werden kleiner
Nun werden die Spargel-Felder in Brandenburg nach ihrer Nachwende-Erfolgsgeschichte wohl etwas schrumpfen. Eine Frage der Kosten für die Arbeitskräfte wegen des gestiegenen Mindestlohns und getrübter Kauflaune der Menschen in krisenhaften Zeiten.
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Die Anbauflächen werden kleiner, wie Jürgen Jakobs, der Chef des Beelitzer Spargelvereins, kürzlich in einem KURIER-Interview meines geschätzten Kollegen Jens Blankennagel sagte. „Auch wir haben auf unserem Hof die Anbauflächen um 20 Prozent reduziert. Dort bauen wir dann entweder Heidelbeeren an oder geben die Flächen an die Verpächter zurück. Wie gesagt: Der Höhepunkt ist vorbei.“ Was das für Spargel-Freunde bedeutet, bleibt abzuwarten.
Wir indes veranstalteten dann doch noch ein gemeinsames Spargel-Essen. Gekauft haben wir die Stangen bei einem Händler an einer Brandenburger Landstraße. Und die Sauce Hollandaise dazu selbstgemacht.
Claudia Pietsch schreibt jede Woche im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt zur Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com