Eine Raupe des Buchsbaumzünslers blickt unternehmungslustig von einem Blatt. Hinter ihr kann man das Gespinst sehen.
Eine Raupe des Buchsbaumzünslers blickt unternehmungslustig von einem Blatt. Hinter ihr kann man das Gespinst sehen. Imago/Panthermedia

Tausende Berliner und Brandenburger träumen von einem eigenen Garten. Sie wollen Platz für die Kinder, im Beet rumpusseln und eigenem Gemüse beim Wachsen zusehen. Die Anmeldelisten der Gartenvereine in Hauptstadt und Mark borden über, jahrelange Wartezeiten sind die Regel, wie auch der KURIER mehrfach berichtete.

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Ich kann dazu nur sagen, überlegt es Euch gut mit dem Gärtchen – vor allem, wenn dort Buchsbäume stehen. Denn diese schmucken Sträucher werden derzeit erbarmungslos von einem schwer zu fassenden Feind angegriffen. Ein gerade erst eingewanderter Falter schickt sich an, den Buchsbäumen in der Region den Garaus zu machen.

Hobby-Gärtner in der DDR kannten keinen Buchsbaumzünsler

Das Hobby-Gärtnern habe ich in den 1980ern von meiner Mutter gelernt, sie war im VKSK, dem Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter. Mit diesem Verein musste man sich gutstellen, wünschte man sich einen Pachtgarten. Ihm oblag die Hoheit über sämtliche kommunale Klein-Äcker. Meine Mutter ergatterte also eine Parzelle in Havelnähe und fortan versuchte sie, mir das  Gärtnern nahezubringen. Das war aber nicht nur das reine Elysium,  sondern auch viel Pflicht, musste man doch mindestens ein Drittel der Fläche mit Obst und Gemüse bestellen – so verlangten es die VKSK-Regeln.

Überprüft wurde das einmal im Jahr, dann kamen sich wichtig gebärdende Kontrolleure, wir nannten sie heimlich „die Gartenpolizei“.  Um für das Ausmaß unserer Beete deren Segen zu erhalten, lernte ich also einen Bohnenbaum zu errichten, den Erdbeeren Grasschnitt unter die Früchtchen zu legen, Mangold zu säen und Kartoffeln zu legen.

Wenn die Zünsler-Raupe angreift, bleiben nur Gerippe 

Inzwischen bewirtschafte ich selbst einen Garten. Doch auf die Herausforderungen, die ich jetzt bestehen muss,  konnte meine Mutter mich damals noch nicht vorbereiten. Denn ich muss mich mit dem Buchsbaumzünsler, seinem gefräßigen Nachwuchs und dem Gespinst rumschlagen. Der Falter mit dem bedrohlich klingenden Namen wanderte erst Anfang des neuen Jahrhunderts aus Ostasien in unsere Gefilde ein.

Werden Spatzen die Retter der Buchsbäume? Dazu müssen sie Geschmack an den Raupen des Zünslers finden.  
Werden Spatzen die Retter der Buchsbäume? Dazu müssen sie Geschmack an den Raupen des Zünslers finden.   imago

Von seinem verhängnisvollen Treiben zeugen in vielen Gärten und Parks in Berlin und Brandenburg bedauernswert aussehende Buchsbaumgerippe. Weil es des Zünslers possierlich aussehende Raupen schaffen, innerhalb kürzester Zeit aus einem satten Strauch ein Häufchen Unglück zu machen. Deshalb ist der Zünsler mit seinem Treiben bei Buchshecken-Freunden in etwa so beliebt wie der Ostbeauftragte der Bundesregierung Marco Wanderwitz mit seinen Einschätzungen bei vielen ehemaligen DDR-Bürgern.  

Was tun gegen den Buchsbaumzünsler?

Was man unternehmen kann gegen die nimmersatten Raupen? Sie mit Wasserdruck vom Strauch spülen, sie mit der Hand absammeln oder ihnen mit einem Biozid die Fresslust vergällen. Dazu hängt man sich einen Kanister mit Sprüher um und versucht, jedes einzelne Buchsbaum-Blättchen zu benetzen. Nicht wirklich ein Riesenspaß an einem lauen Sommerabend. Zumal alle paar Wochen eine Wiederholung ansteht, wenn es sich die nächste Zünsler-Brut im Buchs gemütlich macht. Jede Menge Arbeit also im Grünen. Keine Zeit zum Grillen oder Chillen. Von der Hängematte ganz zu schweigen. 

Der Spatz als Buchsbaum-Retter 

Nun las ich aber, dass die heimischen Vögel, die den Zünsler-Nachwuchs erst verschmähten, zunehmend Geschmack an ihm finden. Besonders hervor tue sich beim Vertilgen der Raupen der Spatz, soll in manchen Gärten beobachtet worden sein. Gesehen habe ich das zwar noch nicht, aber es könnte Rettung für den Buchs bedeuten. Da unsere Region von wenigem so viel hat wie von Spatzen, ist das mit dem Traum vom Garten vielleicht doch eine gute Idee. Tschilp! 

Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com