Einfach mal laut singen, wenn einem danach ist... warum nicht?!
Einfach mal laut singen, wenn einem danach ist... warum nicht?! Imago/Westend61

Liebe Leserin und lieber Leser,

gerade erinnere ich mich daran, dass ein Junge morgens mit seinem Hund an der Leine durch unsere kleine Straße lief und dabei lauthals sang. Ich habe dann sofort das Schlafzimmerfenster geöffnet, und ihm so lange nachgesehen und gelauscht, bis er um die Ecke verschwand. Das war jedes Mal ein großer Glücksmoment für mich und mir ist das Herz ganz weit aufgegangen.

„Dem Fröhlichen gehört die Welt, die Sonne und das Himmelszelt“. Sowas ähnliches muss er wohl gesungen haben. Denn er verströmte in diesem Augenblick die pure Lebenslust und Freude daran aus, dass er mit seinem Hundchen an der frischen Luft hier unterwegs war. Mich hat er da an seinem Glück voll teilhaben lassen. Ich weiß nicht, ob meine anderen Nachbarn in der Straße ihn auch bemerkt haben? Natürlich  hatte der kleine junge Mann, vielleicht 9 oder 10 Jahre alt, eine schöne klare und helle Stimme.

Wir singen, wenn wir glücklich sind

Überhaupt singen wir doch gewöhnlich nur lauthals, wenn wir gerade sehr glücklich sind! Zum Beispiel unter der Dusche, weil das Wasser so wohlig warm ist und das Duschgel angenehm duftet. Anschließend ist man auch noch erfrischt und spürt jede Zelle im Körper. Oder beim Kochen in der eigenen Küche bei einem Glas Wein. Weil das Essen einmal mehr gut zu gelingen scheint. Wenn wir lauthals ein Liedchen schmettern, ist das ja meistens im Privaten zu Hause der Fall. Man fühlt sich hier sicher und unbeobachtet.

Im Badezimmer mit solch einem Mikrofon klingt die eigene Stimme gleich glamouröser
Im Badezimmer mit solch einem Mikrofon klingt die eigene Stimme gleich glamouröser imago/Westend61

Andererseits kann es schon mal befremden, wenn ein Mensch dann auf der Straße plötzlich laut vor sich her singt. Wie neulich auf dem Alexanderplatz. Ich und andere beguckten ihn aus den Augenwinkeln, und jeder dachte wohl so für sich: „Singt der nun aus Spaß an der Freude, oder weil er womöglich zu tief ins Glas geschaut hat?“

Just begingen wir den internationalen Tag des Glücks. Eine Aufforderung, sich und andere vor allem an diesem Tag einfach mal glücklich zu machen oder sein Glücksgefühl offen nach außen zu zeigen.

Ein Kind darf auf der Straße singen – und wir Erwachsenen?

Einem Kind, wie dem Kleinen mit seinem Hund in unserer Straße gestatten wir das sofort ohne Bedenken. Als Erwachsener jedoch, schickt es sich eigentlich nicht, seinen Gefühlen in aller Öffentlichkeit freien Lauf zu lassen.

Doch halt! Jetzt möchte ich Ihnen noch eine weitere kleine Episode aus meinem Leben erzählen. Am vergangenen Samstag, dem gefühlt ersten sonnigen, schönen Frühlingstag in diesem Jahr, spazierte ich mit meiner Hündin durch den Tiergarten, als mir plötzlich das Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ in den Sinn kam. Sofort legte ich lauthals los. Viele Menschen waren bei dem warmen Sonnenwetter unterwegs im Park. Aber niemand schaute mich schief an. Eigentlich ist mir die ganz Welt gutgelaunt vorgekommen.

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Und außerdem ist mir inzwischen immer weniger peinlich, je älter ich werde. Auch das ist ein sehr angenehmer Effekt des Älterwerdens.

Also: Seien Sie glücklich zeigen Sie es lauthals!

Ihre Sabine Stickforth

KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt jeden Dienstag über das Leben über 50 in Berlin.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.