Schlechtes Gewissen wegen Winter-WM in Katar? Ich gucke lieber die EM der Frauen in England!
Es gibt viele gute Gründe die WM der Männer in Katar nicht zu gucken. Gut, dass es die EM der Frauen gibt, findet unser Autor.

Ich habe das jetzt schon häufiger gehört: „Oh mein. Diesen Sommer gibt es ja gar keinen Fußball. Verdammte Winter-WM in Katar.“ Zumindest der letzte Teil des Satzes stimmt: Verdammte Winter-WM. Zumindest für uns in Europa ist das eine absolute Vollkatastrophe – dass es diesen Sommer aber keinen Fußball gibt, stimmt einfach nicht.
Es gibt viele gute Gründe die Winter-WM in Katar nicht zu gucken
Dass man die Fußball-WM, wenn sie denn schon in Katar stattfinden muss, in den Winter verlegt hat, ist zumindest noch nachvollziehbar. Schließlich können nur so Temperaturen gewährleistet werden, bei denen die Spieler nicht reihenweise zusammenklappen. Sind es im Juli in Doha meist über 40 Grad, fühlen sich die knapp 25 Grad im Dezember fast schon frisch an.
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Doch viel mehr Positives kann man über dieses Turnier kaum sagen. Nicht nur, dass der WM-Zeitpunkt den erprobten Rahmenterminkalender durcheinanderwirft und Public Viewing im Biergarten nahezu unmöglich macht, nein, die Fifa hat das Turnier nach Russland 2018 erneut an ein Land vergeben, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Nimmt man die Spiele in Ungarn bei der verschobenen EM2020 hinzu, ist es das dritte große Turnier infolge, bei dem homosexuelle Menschen ganz offen nicht erwünscht sind – oder nur dann, wenn sie ihre Sexualität verleugnen.
Viele Vorwürfe gegen WM-Gastgeber Katar
Doch das sind nicht alle Vorwürfe. Katar soll die Taliban finanziell unterstützen, die derzeit in Afghanistan die Rechte der Frauen massiv beschneiden, zudem haben Organisationen weitere Menschenrechtsverletzungen angezeigt. Unter anderem sollen beim Bau der WM-Stadien zahlreiche Gastarbeiter gestorben sein, nachdem sie unter dramatischen Bedingungen für das Fußball-Turnier geschuftet haben.
Was also tun mit diesem Turnier, auf das irgendwie niemand so richtig Bock hat? Ich bin ein großer Fußballfan und habe mich entschieden das Turnier nicht zu gucken. Es würde mir wohl keinen Spaß machen, zu sehr wäre das Geschehen auf dem Platz überschattet.
Die WM in Katar fällt für mich aus, ich gucke EM in England
Also kein großes Fußball-Event in diesem Jahr? Aber doch – und zwar mit einem kühlen Bier im Sommer, statt mit einem viel zu süßen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Denn von 6. bis zum 31. Juli läuft die Frauen-Europameisterschaft. 16 Teams sind dabei von Gastgeber England, über Titelverteidiger Holland, die DFB-Elf, die den Titel bereits achtmal gewinnen konnte, und auch die starken Schwedinnen oder Französinnen.
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Es dürfte ein gutes Turnier werden, ein kurzweiliges noch dazu, mit frenetischen Fans im Fußball-Mutterland England. 31 Spiele werden es im Finale sein – das sind 31 Möglichkeiten, eine gute Zeit mit Freundinnen und Freunden vor dem heimischen Fernseher oder der Leinwand im Biergarten zu haben. Dass diese auch bei der Frauen-EM aufgebaut wird, setze ich mal voraus. Schließlich haben wir das Jahr 2022.
Domescu Möller schreibt jede Woche im KURIER über die Welt des Fernsehens.
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