KURIER-Kolumne „Wir lieben Tiere“
Schämt euch! Hunderte Hunde ausgesetzt – weil Ferien sind
Unfassbar: Immer wieder setzen Hundehalter ihre Tiere aus, weil sie in den Urlaub fahren wollen. Deutschlands Tierheime sind im Sommer am Limit.

Wer sich für Tiere interessiert und auch regelmäßig Nachrichten aus diesem Themenbereich liest, der erlebt momentan ein echtes Déjà-vu. Vielleicht geht es nun auch Ihnen so, wenn Sie meine Kolumne lesen – doch es gibt leider Themen, die sich immer wiederholen. Und die es verdient haben, immer wieder besprochen zu werden. Dieses hier gehört dazu, auch wenn es sich leider jedes Jahr im Sommer aufs Neue zuträgt. Es geht um die schönste Zeit des Jahres, den Sommerurlaub – und die Tatsache, dass diese Zeit für viele Haustiere in Tierheimen endet.
Es ist ein Phänomen, das ich nie verstanden habe – und das es leider auch in diesem Jahr wieder gibt: Aus Deutschlands Tierheimen dringen Hilferufe an die Öffentlichkeit, weil es in den Hunde- und Katzenhäusern immer enger wird. Der Grund: Vor der großen Urlaubsreise versuchen auch in diesem Jahr viele Halter, ihre Tiere loszuwerden. Schließlich ist die Woche auf Mallorca wichtiger als die Pflege eines Tieres, das eigentlich ein wichtiges Familienmitglied sein sollte.
Hunde und Katzen ausgesetzt: Viele Tierheime sind im Sommer am Limit
„Gerade jetzt, in den Sommerferien, erreichen uns immer wieder Nachrichten von ausgesetzten Hunden und Katzen. Die Leute wollen in die Ferien fahren und sich die Pläne nicht durch die Verantwortung für ein Heimtier durchkreuzen lassen“, sagt Karina Omelyanovskaya von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Tausende Hunde und Katzen würden jedes Jahr einfach ausgesetzt – ob am Straßenrand oder in der freien Natur.
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Hilferufe kommen aus den Tierheimen, die sich um die aufgefundenen Haustiere kümmern müssen. „Wir sind voll bis zum Anstrich“, sagt etwa Michael Sperlich, der Leiter des Tierheims in Leipzig. Auch das Tierheim Berlin ist an der Belastungsgrenze. Aus Not müssten Tiere hier inzwischen sogar in kleinen Boxen oder Hunde in Katzengehegen untergebracht werden und könnten nur noch aufgenommen werden, wenn sie sich vermitteln ließen. Einige werden sogar kostenpflichtig in Pflegestellen oder Pensionen untergebracht.
Die reine Ferien-Problematik überschneidet sich zudem noch immer mit den Folgen der Corona-Krise. Zum einen, weil sich viele verantwortungslose Halterinnen und Halter Tiere angeschafft haben, ohne über die Konsequenzen nach den Lockdowns nachzudenken. Hinzu kommt: Bisher setzten viele Tierheime in der Ferienzeit darauf, dass Menschen vorübergehend Tiere aufnahmen, wenn die Einrichtungen aus allen Nähten platzten. Aber: Auch das ist nun nicht mehr möglich, denn viele der Teilzeit-Herrchen und -Frauchen haben sich in der Corona-Zeit eigene Tiere angeschafft.

Ein weiteres Problem sind die vielen besonders aggressiven Hunde, die in den Tierheimen leben: Sie wurden meist in der Corona-Zeit adoptiert, stammen teilweise aus dem illegalen Tierhandel, sollten als Kuscheltiere herhalten – doch um die Erziehung haben sich die Halter kaum Gedanken gemacht. Sie werden aufgrund ihres schwierigen Verhaltens in den Tierheimen schnell zu Ladenhütern. 90 Prozent des Hundebestandes im Tierheim Berlin seien solche Hunde, heißt es.
Wer Tiere aussetzt, sollte sich einfach nur schämen
Ich verstehe diese Entwicklungen einfach nicht – sind denn Tiere heute nichts mehr wert? Ist der Hund nicht mehr der „beste Freund des Menschen“, sondern für viele nur noch ein Spielzeug, das ohne Nachzudenken angeschafft wird, um die verwöhnten Kinder ruhigzustellen? Wo bleibt das Verantwortungsgefühl? Auch ich habe darüber nachgedacht, im Lockdown einen Hund in mein Leben zu holen – doch es war mir zu riskant. Niemand konnte absehen, wie sich die Lage nach der Pandemie weiterentwickeln würde. Ein Tier muss ein Begleiter auf Lebenszeit sein – und darf nicht zum lästigen Übel werden, wenn es um die Arbeit, den Wochenendtrip oder die Urlaubsreise geht.
Ich wünsche mir, dass Hundehalter, die so mit ihren Tieren umgehen, hart bestraft werden. „Ein Tier allein und schutzlos am Straßenrand auszusetzen ist nicht nur herzlos und grausam, sondern auch eine Straftat“, heißt es von Vier Pfoten. „Es kann ein Akt von Tierquälerei sein und mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. Aber das Gesetz schreckt nicht ab, denn häufig können die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen werden.“ Gerade im Sommer sollten wir deshalb alle auf unser Umfeld achten – und Zivilcourage zeigen, wenn wir Tiere schützen wollen.
Florian Thalmann schreibt jeden Mittwoch im KURIER über Tiere.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com