Quoten-Absturz beim „Supertalent“: Warum laufen dem Format nach dem Aus von Dieter Bohlen die Zuschauer weg?
Eigentlich unterscheidet sich die aktuelle Supertalent-Staffel so gar nicht von den 14 davor, findet KURIER-Autor Domescu Möller.

Eigentlich ist es wie gehabt. Es ist Herbst in Deutschland und auf RTL läuft „Das Supertalent“. Und eigentlich würde ich es nicht gucken. Denn ich schaue mir zwar vieles an, was so im Fernsehen läuft, aber eben längst nicht alles. In der vergangenen Woche habe ich aber doch mal geschaut – und das lag ironischerweise an Dieter Bohlen.
Nach dem Aus von Dieter Bohlen: Das „Supertalent“ im Quoten-Tief
Denn der selbsternannte Pop-Titan, der in den bisherigen 14 Staffeln stets als Jury-Chef fungierte und im März ebendiesen Posten verlor, labt sich derweil an den schlechten Quoten, die tatsächlich noch einmal deutlich schlechter sind, als noch zu seiner Zeit. Nur 10 Prozent Marktanteil hat die 15. Staffel noch in der werberelevanten Zielgruppe. Die letzte Staffel hatte immerhin noch 13 Prozent, was dennoch nicht annähernd vergleichbar mit den 38 Prozent ist, die die Show während der vierten Staffel im Jahr 2010 hatte.
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RTL wollte den Neuanfang und tauschte zumindest vor der Kamera alles aus, was es auszutauschen gab. Neben Bohlen mussten auch die anderen Juroren Evelyn Burdecki, Bruce Darnell und Chris Tall gehen. Letzterer wurde immerhin recycelt und moderiert nun an der Seite von Lola Weippert statt Daniel Hartwich und Victoria Swarowski.
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Der neue Publikumsmagnet Lukas Podolski, der neben Musicaldarstellerin Chantal Janzen und Designer Michael Michalsky die neue Jury bildete, fiel aber zunächst mit einer Corona-Infektion aus. Auch das wird Zuschauer gekostet haben.
Dieter Bohlen, angeblich noch bis Ende des Jahres in Lohn und Brot bei RTL, labt sich derweil am Misserfolg seiner Nachfolger, wie mehrere zweideutige Kommentare auf den sozialen Netzwerken zeigen.
Das Supertalent: Woher kommt der Quoten-Absturz?
Das hat mich also dazu gebracht, auch mal wieder einzuschalten. Über die Jahre hinweg hatte ich immer mal wieder eine Folge gesehen. Zum letzten Mal mehrere Folgen einer Staffel dürften es im Jahr 2010 gewesen sein – auf dem Höhepunkt des Erfolgs. Dieter Bohlen, Bruce Darnell und Sylvie Meis saßen damals in der Jury. Als ich nun einschaltete, waren es Janzen, Michalsky, die „Ehrlich Brothers“ und Fernsehgarten-Urgestein Andrea Kiewel.
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Und ehrlich gesagt: Ich verstehe die Kritik auf den sozialen Netzwerken nicht. Die Talente waren kaum andere, als in den Folgen die ich in den Jahren davor gesehen habe. Da war ein sehr ordentlicher Schattenspieler, ein Tänzerpaar, eine Sängerin und ein Mann im Penis-Kostüm, der Ballermann-Hits trällerte. Lediglich ein Frisbees fangender Hund oder eine menschliche Pyramide fehlten, um alles abzudecken, wofür das Supertalent schon immer stand.
Das Supertalent: Kaum ein Unterschied zu früheren Folgen
Einen Unterschied zu den früheren Folgen, als auch getanzt, gesungen oder mit riesigen Busen Melonen zerschmettert wurden, konnte ich kaum erkennen. Immerhin waren sieben aller 14 bisherigen Supertalent-Sieger Sängerinnen oder Sänger.
Das schien den Fans auf Twitter und Facebook jedoch herzlich egal. Sie mokierten sich über die Gesangsbeiträge („Was ist das denn für ein Talent?“), das noch jugendliche Tanzpärchen („War ja ganz nett, aber Supertalent???“) und wünschten sich vor allem Dieter Bohlen zurück mit dem das alles ganz sicher unterhaltsamer wäre. Denn ein großer Kritikpunkt war auch die neue Jury, die in den Augen vieler zu überschwänglich lobte.
Doch irgendwie ist es eine nette Abwechslung, wenn Menschen, die sich trauen, ihr Talent im Fernsehen zu zeigen wohlwollend und ohne übertriebene und gekünzelte Häme beurteilt zu werden.
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Einschalten werde ich trotzdem nicht noch einmal. Ich finde das Format nach 14 Staffeln genauso ausgelutscht wie die bohlensche Schlachtbank. Warum die Quoten so abgesackt sind, kann ich allerdings nicht verstehen. Das Supertalent ist auch in diesem Jahr genauso wie wie immer schon – nur weniger herablassend.
Domescu Möller schreibt jeden Donnerstag im KURIER über die Welt des Fernsehens.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.