Mieses Wetter, hohe Rechnungen, gebrochene Vorsätze: Am Montag steht uns der traurigste Tag des Jahres ins Haus
Ein britischer Psychologe will ausgerechnet haben, dass bald der traurigste Tag des Jahres bevorsteht. Er wird nicht ganz Unrecht haben, findet unsere Kolumnistin - und muss doch schmunzeln.

Ich will Sie nur vorwarnen: Der nächste Montag (17. Januar) wird der traurigste Tag des Jahres. Also ein echter Blue Monday. Das hat zumindest der britische Psychologe Cliff Arnall herausgefunden. Er stellte im Jahr 2005 dazu eine komplizierte Formel auf, deren Details ich Ihnen an dieser Stelle ersparen will. Nur so viel: Arnall errechnete, dass jeweils der dritte Montag im Januar der Tag ist, an dem die Menschen in Europa am meisten Trübsal blasen.
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Der Stoff, von dem seine Herleitung lebt, sind das Wetter, zu begleichende Rechnungen, die seit den Weihnachtsfeiertagen vergangene Zeit. Dazu kommen die guten Vorsätze, die schon lange wieder gekippt wurden, Motivationsstärke und das Bedürfnis, endlich wieder aktiv zu sein. Seriöse Wissenschaftler sagen allerdings, das sei pseudowissenschaftlicher Humbug.
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Aber wenn ich die Dinge betrachte, die Cliff Arnall herangezogen hat, sind seine Befürchtungen nicht ganz von der Hand zu weisen. Nehmen wir mal das Wetter. In Berlin hat es diesen Namen derzeit noch nicht mal verdient, wir schwimmen wie in einer ewigen grauen Brühe durch die Stadt. Die Sonne lässt sich fast nie blicken und einen strahlenden weißen Wintertag hat Berlin lange nicht gesehen. Und die Aussichten bleiben miserabel. Meine Mutter sagt, so ein Januar ist gefühlt sechs Wochen lang.
Dann wären da die Rechnungen. Wie viel Sie bei Ihnen im Einzelnen ausmachen, vermag ich nicht zu sagen. Doch wenn ich mir KURIER-Schlagzeilen der vergangenen Tage anschaue, sieht es wohl für viele Hauptstädter angespannt aus. Da lese ich „Jeder 5. kann vom Lohn kaum leben“, „So hart wird Berlin für Berliner Mieter“ oder „Schuldenfalle Stromkosten“. Ganz zu schweigen von der galoppierenden Inflation.
Zurück bleibt nur zerknittertes Weihnachtspapier
Ebenfalls zu Arnalls Betrachtung gehört die Zeit, die uns inzwischen wieder von Weihnachten trennt. Ja, ist schon komisch, da freut man sich Wochen auf ein besinnliches Fest mit den Lieben, und wenn es dann vorbei ist, bleibt irgendwie eine Leere – wie ein Loch im Bauch – zurück. In einer Ecke liegt noch zerknittertes Papier mit weihnachtlichem Muster herum. Auf den Straßen die verstoßenen Christbäume. Melancholie pur.
Nicht in Betracht ziehen konnte der britische Experte die Belastungen, die Corona für uns alle mit sich bringt. Eine Freundin von mir sagt, „das macht uns alle porös“. Eine gute Umschreibung dafür, dass bei vielen Menschen seit Monaten die Nerven blank liegen. Weil sie sich um ihre Lieben sorgen, weil sie Angst vor einer Infektion haben oder weil sie spüren, welch großer Belastung unser Miteinander durch die Pandemie ausgesetzt ist.
Und dann wären da noch die guten Vorsätze, mit denen viele ins neue Jahr gehen: nie mehr rauchen, öfter Gemüse essen oder seltener vor dem Fernseher sitzen. Das ist meist schon wieder gebrochen, vergessen, verpufft. Auch das hebt die Laune nicht unbedingt.
Vielleicht ist die Theorie nur ein Werbegag
Ich hoffe, ich habe Ihnen mit meiner Aufzählung nicht schon Trübsal am heutigen Montag beschert. Denn einen erheiternden Aspekt des Ganzen gibt es auch: Der Psychologe entwickelte seine Trauriger-Montag-Theorie im Auftrag eines Reiseunternehmens. Also vielleicht war es einfach nur ein Werbegag. Dann könnte der nächste Montag vielleicht doch noch ganz passabel werden.
Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com