In der Nacht von Sonntag auf Montag findet die Preisverleihung der Oscars statt, aber wenn es darum geht, wer die leidenschaftlichsten Fans auf Social Media hat, dann gibt es jetzt schon einen klaren Gewinner – und der kommt (zumindest so halb) direkt aus Berlin: „Konklave“.
Wie der Name schon sagt, handelt „Konklave“ von der Wahl des nächsten Papstes – ein Umstand, der Fans des Films häufiger zu dem Witz verleitet, dass die aktuellen Gerüchte um den sich verschlechternden Gesundheitszustand von Papst Franziskus einfach nur eine ausgeklügelte Werbe-Strategie für den Film seien.
Die von der Außenwelt abgeschotteten Kardinäle unter Leitung des erschöpften, aber meinungsstarken Dekan Thomas Lawrence (Ralph Fiennes) müssen unter sich den nächsten Papst finden, und zwischen Intrigen und Betrug geht es hinter den heiligen Mauern heiß her. Die Geschichte bewegt sich zwischen ernsten Gerichts-Thrillern à la „Die zwölf Geschworenen“ und Teenie-Dramen wie „Gossip Girl“ oder „Mean Girls“ – und wahrscheinlich ist es genau die Mischung, zusammen mit einer unleugbar hoffnungsvollen Botschaft, die Menschen aller Altersklassen anzieht. So sehr anscheinend, dass sich eine echte Internet-Kultur um den Film gebildet hat, vor allem auf Twitter.
„Konklave“-Fans machen Kunst für gute Zwecke
Das Herz des Ganzen ist „Pope Crave“, ein Twitter-Account, dessen Name ein Wortspiel auf den Popkultur-News-Account „Pop Crave“ ist. „Pope Crave“ wird geführt von Susan, einer 30-jährigen Künstlerin, und geht mit witzigen Tweets und Memes regelmäßig viral.
Noch etwas eindrucksvoller: Mit anderen Fans hat Susan sich zusammengeschlossen und ein Zine, also eine Art Fan-Magazin, entworfen, für das Künstler und Autoren von „Konklave“ inspirierte Bilder und Texte beigesteuert haben. Gegenüber Yahoo sagte Susan, dass ihr „Konklave“-Zine in der vierwöchigen Vorverkauf-Periode rund 50.000 Dollar eingebracht hat, die an wohltätige Organisationen gespendet werden.

„Konklave“-Regisseur Edward Berger: „Liebe das!“
Dass sein Film eine derart engagierte Fan-Gemeinde auf Twitter hat, ist sogar zu Regisseur Edward Berger vorgedrungen, der in einem Interview nach der BAFTA-Preisverleihung darauf angesprochen wurde und antwortete: „Ich bin sehr, sehr dankbar, dass die jüngere Generation sich für den Film interessiert und diese Memes macht und diese Momente kreiert. Es bedeutet einfach, dass der Film nicht nur ein älteres Publikum anspricht, sondern Zuschauer aller Generationen. Es besteht heutzutage ein großer Graben zwischen den Generationen und alles, was die Generationen wieder zusammenbringt und uns miteinander reden lässt, ist wundervoll. Und wenn es über Social Media passiert, liebe ich das“.
Dem schließt sich auch einer der Hauptdarsteller, Carlos Diehz, an. Sein Charakter Kardinal Benítez ist ein besonderer Fan-Liebling, und nicht wenige waren überrascht zu erfahren, dass es seine erste größere Rolle war. Sein Traum der Schauspielerei hatte er wegen seiner Schüchternheit erst nicht verfolgt, ist Architekt geworden. Erst als die Kinder aus dem Haus waren, hat er angefangen, Schauspiel-Unterricht zu nehmen und dann auf Anraten seiner Lehrer den Beruf als Schauspieler ernsthaft verfolgt.
Dementsprechend charmant ist auch Diehz aufrichtiger Enthusiasmus. Das „Konklave“-Fanzine hat er mit eigenem Geld gekauft und ist auch sonst ein sehr nahbares Idol für die Millionen Fans, die ihn gerade zum ersten Mal auf der großen Leinwand bewundern können.
Dadurch hat „Konklave“ momentan eine sehr unaufgeregte, aber dafür umso enthusiastische Fangemeinde herangezogen, die in einer ansonsten sehr dramatischen Awards-Saison eine ziemlich willkommene Abwechslung darstellt.
Jana Hollstein schreibt immer dienstags für den KURIER über die große weite Welt des Internets. Mails an wirvonhier@berlinerverlag.com ■