Früher ein prächtiger Buchsbaum -jetzt nur noch ein vom Zünsler fast kahl gefressenes Gerippe.
Früher ein prächtiger Buchsbaum -jetzt nur noch ein vom Zünsler fast kahl gefressenes Gerippe. PPE/imago

Das Frühjahr war kühl. Ich hatte noch Hoffnung. Doch die ist jetzt zerstoben. Denn auf den Buchsbäumen in unserem brandenburgischen Garten lauert und frisst er schon wieder. Der fiese Buchsbaumzünsler, den die Globalisierung aus Asien auch in unsere Gärten in Berlin und Brandenburg hat reisen lassen. Über sein unheiliges Treiben berichtete ich schon im Jahr 2021 an dieser Stelle. 

Die Raupe des Buchsbaumzünslers ist interessant anzusehen, aber leider ist sie auch sehr gefräßig.
Die Raupe des Buchsbaumzünslers ist interessant anzusehen, aber leider ist sie auch sehr gefräßig. Rainer Droese/imago

Der Buchsbaum mit seinen attraktiven kleinen Blättchen hat eine lange Tradition hierzulande. Schon in den barocken Gärten wurde er gern und ausladend als Ziergehölz eingesetzt. Prächtige Kompositionen entstanden.  Jetzt frisst sich der Buchbaumzünsler auch durch die Gartenanlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), etwa in Sanssouci. Der Kleinschmetterling ist  ursprünglich in Japan, China und Korea beheimatet. Vermutlich wurde der gierige Übeltäter durch Pflanzensendungen eingeschleppt. Was seine Raupen hinterlassen ist ein komplettes Werk der Zerstörung. Am Ende gibt es nur noch traurige, grau-braune Buchs-Gerippe.

Gärtner schneiden die Hecken im Irrgarten von Schloss Mosigkau in Sachsen-Anhalt. Auch die Buchsbäume im Dessau-Wörlitzer Gartenreich sind vom Zünsler bedroht, genau wie unsere prächtigen Schlossgärten in Berlin und Brandenburg. 
Gärtner schneiden die Hecken im Irrgarten von Schloss Mosigkau in Sachsen-Anhalt. Auch die Buchsbäume im Dessau-Wörlitzer Gartenreich sind vom Zünsler bedroht, genau wie unsere prächtigen Schlossgärten in Berlin und Brandenburg.  Jan Woitas/dpa

Auch in unserem Garten haben wir seit einigen Jahren mit dem Buchsbaumzünsler Probleme. In Brandenburg trat er laut Landesamt für ländliche Entwicklung erstmals 2009 auf, in Berlin gibt es ihn laut Pflanzenschutzamt flächig im Stadtgebiet seit 2017. 

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Bei eigenen Studien konnten wir beobachten, dass sich die grün-schwarzen  Raupen des Zünslers langsam anschleichen. Erst sind nur ihre Gespinste zu sehen, mit etwas gutem Willen kann man sie noch für  Spinnweben halten. Doch wenn dann die ersten Schäden, angefressene Blätter, zu sehen sind, ist es fast schon zu spät. Dann sitzt die nimmersatte Kindergartengruppe des Schmetterlings schon gemütlich im Innern vom Strauch und lässt es sich in unseren warmen Sommern gut gehen.  

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Die heftige Dusche hinterlässt keinen großen Eindruck beim Zünsler

Was haben wir nicht alles versucht. Es gibt viele Maßnahmen, aber endgültig half uns keine. Zunächst kann man die gut getarnten Raupen aus den Buchsbäumen absammeln. Ist aufwendig, und die ein oder andere übersieht man sogar mit Brille. Ebenfalls empfohlen wird, sie mit Hochdruck aus den Sträuchern zu spülen und dann einzusammeln. Auch diese Duschen hinterließen bei unseren Raupen keinen nachhaltigen  Eindruck. Dann gibt es biologische Mittel, bei deren Einsatz es wichtig ist, den exakt richtigen Zeitpunkt abzupassen. Nicht ganz einfach für Leute, die nur am Wochenende Zeit fürs Gartenvergnügen haben.

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Mit der Chemiekeule soll es auch gehen, aber will man gleich weitere Zivilisationen im Garten ausrotten? Ich, die ich sogar mit allen Sorten von Spinnen in friedliche Koexistenz getreten bin, auf jeden Fall nicht. Zumal die Blüten vom Buchs  reichlich Nektar und Pollen produzieren und daher eine wichtige Bienenweide sind.  

Auch die Spatzen helfen uns nicht

Immer wieder hörten wir und meinten gar selbst zu beobachten, dass Spatzen oder andere Vögel für uns das Problem lösen und die Raupen einfach vertilgen würden. Doch was muss ich beim Bezirksverband Berlin-Süden der Kleingärtner e.V. lesen. Der Buchsbaumzünsler sei ungenießbar, da er sich  vom giftigen Buchsbaum ernährt. Daher könne von einer  Dezimierung durch Vogelfraß nicht ausgegangen werden. Experten nehmen vielmehr an, dass "von Vögeln verspeiste Exemplare wieder ausgewürgt werden".  Keine echte Gefahr also für die niemals satten Raupen.

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Bei RTLZwei läuft ab Montag eine Reality-Serie über Berliner Laubenpieper. Ich hoffe sehr, dass diese hauptstädtischen Hobbygärtner auch Ratschläge für unseren langwierigen Zwist mit dem Zünsler haben.  

Claudia Pietsch schreibt jede Woche im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt zur Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com