Kolumne „Wir im Netz“

Warum alle Frauen gerade „The Summer I Turned Pretty“ gucken

Von Gen X bis Gen Z schalten jede Woche Mädchen und Frauen bei „The Summer I Turned Pretty“ ein. Sogar Malala Yousafzai guckt mit. Der KURIER erklärt das Phänomen.

Author - Jana Hollstein
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Belly (Lola Tung) und Conrad (Christopher Briney) in „The Summer I Turned Pretty“.
Belly (Lola Tung) und Conrad (Christopher Briney) in „The Summer I Turned Pretty“.Amazon Prime Studios

Wann war das letzte Mal, dass Mutti, Tochter und Oma sich einmal in der Woche vor den Bildschirm versammelt haben, um gemeinsam zu schmachten? In meiner Erinnerung ist es auf jeden Fall ein bisschen her. Doch die Amazon-Prime-Serie „The Summer I Turned Pretty“ (im Deutschen manchmal auch übersetzt als „Der Sommer, als ich schön wurde“) hat sich von einer Teenie-Mädchen-Serie, die manchmal auch herablassend als „TikTok-Serie“ bezeichnet wurde, zu einem Sommer-Event entwickelt, das Frauen aller Generationen (und manchmal sogar die Männer) zusammenschweißt. Was ist so besonders an der Serie?

„The Summer I Turned Pretty“: Die Serie ohne Altersgrenze

„Ich bin 26 Jahre mit einem erwachsenen Bürojob und zitter wie wild, weil ich die neueste Episode des Amazon Prime Originals ‚The Summer I Turned Pretty‘ kaum abwarten kann“, schreibt eine Nutzerin auf X. „Meine Frau und ich sind beide 37 Jahre alt, mit zwei wunderschönen Kindern, aber das heißt nicht, dass wir nicht diese Serie gucken und starke Meinungen zu dieser Szene haben“, erzählt ein Mann auf TikTok.

Wenn eine neue Episode von „The Summer I Turned Pretty“ rauskommt, gehen Videos von Frauen jeder Altersklasse auf TikTok viral, die ihre Reaktion dazu filmen. In New York zeigt eine Bar einem riesigen Publikum (mit langer Warteliste) die neuesten Episoden, während die Barbesucher die Charaktere anfeuern und einander in den Armen liegen. Sogar Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai teilte vor zwei Wochen einen Instagram-Post, in dem sie sich als Fan outete.

Die Handlung von „The Summer I Turned Pretty“

Auf den ersten Blick wirkt die Handlung von „The Summer I Turned Pretty“ nicht so weltbewegend, dass ein Hype darum entstehen sollte: Isabel Conklin (mit dem unglücklichen Spitznamen Belly) verbringt den Sommer, seit sie klein ist, in einem Ferienhaus mit ihrem Bruder und ihrer Mutter, deren bester Freundin und wiederum deren zwei Söhne in Bellys Alter, Conrad und Jeremiah. Die Serie fängt kurz vor Bellys 16. Geburtstag an, als sie im Ferienhaus ankommt und, wie es in der Pubertät nun mal so ist, sich seit dem letzten Jahr stark verändert hat. Das fällt sowohl Jeremiah als auch Bellys Schwarm Conrad auf, und damit beginnt ein jahrelanges Liebesdreieck, das sich auch in der aktuellen dritten Staffel, in der sie 21 Jahre alt ist, noch nicht aufgelöst ist.

Soweit, so simpel. Dass das Liebesdreieck sich über fünf Jahre erstreckt und Belly auch noch zwischen zwei Brüdern hin- und hergerissen ist, klingt vielleicht ein bisschen lächerlich, aber das ist tatsächlich Teil des Spaßes. Was gibt es schließlich Schöneres, als zusammenzusitzen und über das herzuziehen, was auf dem Bildschirm passiert?

@swagballz3 belly stronger than me fr. #teamconrad #conniebaby ♬ original sound - aditi

„The Summer I Turned Pretty“ ist eine Zeitreise für Frauen

Aber in der Serie steckt so viel mehr als nur ein reiner „hate-watch“, so spaßig der auch ist. Die Serie fängt ein bestimmtes Gefühl ein, wie sich der Sommer als Teenager-Mädchen anfühlt – oder anfühlen sollte. „The Summer I Turned Pretty“ verbinde Nostalgie, emotionale Intensität und romantische Fantasien auf eine Weise, die sich mit unseren frühesten Erlebnissen mit Liebe und Verlangen verbinde, versucht die Paartherapeutin Deborah Robbins das Phänomen gegenüber ELLE zu beschreiben.

„The Summer I Turned Pretty“ fängt auch das Gefühl vieler Filme und Serien ein, mit denen Frauen der Generation X und Millennials groß geworden sind, von „Gilmore Girls“ bis zu „Wie ein einziger Tag“ – sie ist eine Zeitmaschine, schreibt ELLE: „‚The Summer I Turned Pretty‘ ist ein leichtes, glitzerndes Portal zu einem Ich, das wir einmal waren und vielleicht sogar immer noch sind.“ Die Serie ist also nicht „nur“ für Teenie-Mädchen, sondern für das Teenie-Mädchen in uns allen.

Jana Hollstein schreibt für den KURIER über die große weite Welt des Internets. Mails an wirvonhier@berlinerverlag.com