Schauspielerin Morfydd Clark als Galadriel im „Herr der Ringe“-Prequel „Die Ringe der Macht“.
Schauspielerin Morfydd Clark als Galadriel im „Herr der Ringe“-Prequel „Die Ringe der Macht“. Amazon Prime Video/Matt Grace

Seit Montag ist sie nun draußen: Die Serie „House of the Dragon“, die ein Prequel zur Erfolgs-Saga „Game of Thrones“ ist. Erzählt wird in der auf Sky ausgestrahlten Serie die Geschichte der Familie Targaryen, rund 200 Jahre vor den Ereignissen der Originalserie. Gleich mehrere tausend Jahre vor der Geschichte von „Der Herr der Ringe“ spielt die Serie „Die Ringe der Macht“, die am 2. September auf Prime Video Premiere feiert – und bald schon soll auch „Das Lied von Vogel und Schlange“, eine Art Vorgeschichte von „Die Tribute von Panem“ erscheinen, die 60 Jahre vor Katniss Everdeen spielt. Nachrichten, die Fans auf den ersten Blick glücklich machen, aber durchaus Risiken bergen.

Als „Star Wars“-Fan weiß ich: Prequels bringen immer eine Gefahr mit sich

Was die Gefahr von Prequels angeht, weiß ich, wovon ich spreche. Ich habe es an dieser Stelle schon öfter erwähnt, dass ich ein großer „Star Wars“-Fan bin. Als ab 1999 die Prequels – also die Episoden ein, zwei und drei – erschienen war ich jung genug, um in dieser Welt aufzugehen, aber schon zu alt, um gewisse Fehler nicht übersehen zu können.

Und dabei meine ich nicht die Figur des Jar-Jar Binks oder Anakin Skywalkers inzwischen fast kultigen Monolog über die Nachteile von Sand. Ich meine vielmehr die Schwierigkeit, die auf Filmemacher zukommt, wenn sie Vorgeschichten erzählen wollen, die gleichermaßen spannend und in sich logisch sind – und dann auch noch Figuren zum Mitfiebern haben.

Der traurige König Viserys I. (Paddy Considine) in „House of the Dragon“.
Der traurige König Viserys I. (Paddy Considine) in „House of the Dragon“. HBO Max

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Denn natürlich stellen sich Fans nach einem guten Film, einer guten Trilogie oder einer guten Serie die Frage: Was ist wohl zuvor passiert, wie konnte es dazu kommen? Denn das sind die Fragen aus dem realen Leben: Geschehnisse und Handlungen haben Auslöser, doch der ist nicht immer spannend oder hat eine Figur zum Mitfiebern. Doch genau das brauchen Vorgeschichten, um es zu einem Prequel in Film und Fernsehen zu bringen.

Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, dass diese Vorgeschichte in den Original-Filmen zwar oft in Nebensätzen angerissen wird, aber oft nicht zu Ende gedacht wurde. Das macht es für die Macher noch schwieriger. Ein kleines Beispiel aus „Star Wars“ gefällig?

Prequels bei „Star Wars“: Das Mitfühlen mit dem werdenden Bösewicht

Da sah sich George Lucas mit dem Problem konfrontiert, die Vorgeschichte eines der bekanntesten Leinwand-Bösewichte zu erzählen. Die Geschichte musste drei Filme lang tragen und in diesen mussten nicht nur nahezu alle Jedi ausgerottet und Anakin Skywalker zu Darth Vader werden, sondern der musste auch noch von Obi-Wan Kenobi trainiert werden und die Zwillinge Luke und Leia zumindest zeugen – und das idealerweise in einer glaubhaften Liebesgeschichte, schließlich ist „Star Wars“ noch immer ein Hollywood-Produkt, zu dessen Zielgruppe auch Kinder gehören.

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Ewan McGregor und Hayden Christensen in „Star Wars – Episode III: Die Rache der Sith“: Hier wurde Anakin Skywalker zu Darth Vader.
Ewan McGregor und Hayden Christensen in „Star Wars – Episode III: Die Rache der Sith“: Hier wurde Anakin Skywalker zu Darth Vader. Imago/Ronald Grant

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All das führte zwangsläufig zu einigen Logik-Löchern die erst nach und nach mit Serien, Comics und Büchern gestopft wurden – einige sogar so notdürftig, dass stellenweise eine Menge Wohlwollen vonseiten der Fans nötig gewesen ist, um das den „Star Wars“-Machern durchgehen zu lassen. Nicht alle machen das mit.

Nun wagen also mit „Herr der Ringe“, „Game of Thrones“ und „Die Tribute von Panem“ drei weitere Fan-Magneten die Prequel-Herausforderung. Sie werden trotz der Unterschiedlichkeit der Projekte auf ähnliche Probleme treffen, wie auch George Lucas vor mehr als 20 Jahren. Es wäre den Fans zu gönnen, dass es den Machern gelingt – oder sie die entstehenden Plot holes durch weitere Serien stopfen.

Domescu Möller schreibt jeden Donnerstag im KURIER über die Welt des Fernsehens.
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