Hätten Sie es gewusst? Das höchste Windrad der Welt steht bald bei uns in Brandenburg
Wenn zwei Prozent der Fläche in Deutschland für erneuerbare Energien ausgewiesen sind, werden wir lernen müssen, auch Windräder zu lieben.

Der Fernsehturm ist 368 Meter hoch, nur unwesentlich kleiner soll das bisher größte Windrad der Welt werden. Mit 300 Metern wird es alles überragen. Und das bei uns in Brandenburg!
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Bei einer Rast an einem Rapsfeld im Oderbruch vor einigen Wochen habe ich einmal bewusst den sich drehenden Windrädern gelauscht. Bisher habe ich oft mit gemischten Gefühlen die Verschandelung der Landschaft durch die Riesenwindmühlen bedauert. Habe die verstanden, die gegen den Ausbau neuer Windräder in der Nähe ihrer Dörfern sind. Doch angesichts von Hitzewellen, Waldbränden, Dürre hier und Überschwemmung dort, ist klar, dass es keine Alternative mehr zu den alternativen Energien gibt.
Zukunft in Brandenburg: Windräder über Feldern
Wer saubere Energie will, muss sich an den Anblick von Windrädern und Solarparks unter denen Schafe grasen gewöhnen. In Schipkau, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, will man sogar noch höher hinaus und Wind-Weltmeister werden. Im Windpark dort soll 2023 die größte Windkraftanlage der Welt entstehen. Wenn sich auf 240 Metern der Rotor dreht, wird einem schwindelig. Ein reguläres Windrad hat etwa 100 Meter Höhe.
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Sieht so die Zukunft aus? frage ich mich: Gigantische Windräder, die sich über Brandenburger Feldern drehen. Ja! Und das ist gut so. Immer wenn ich Windräder sehe, denke ich jetzt an die Altlasten, die meine Kinder durch sie nicht tragen müssen.
Mega-Windrad im Spreewald wird in einem großen Energiepark geplant
An dem Projekt im Spreewald gefallen mir gleich mehrere Dinge: Das Windrad wird in einem bestehenden Energiepark geplant. Hier existieren bereits herkömmliche Windräder, sie werden vom neuen Großen überragt. Ganz unten sind sogar Solaranlagen aufgestellt. Neue Eignungsgebiete müssen bei dem dreistöckigen Energiemix nicht erschlossen werden. Fläche wird effizient genutzt.
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Das Riesen-Windrad ist eine Pilotanlage, man geht davon aus, dass in der Höhe 40 Prozent mehr Windausbeute zu holen ist. Wann müssen wir uns Neues trauen, wenn nicht jetzt. In wenig besiedelten Regionen Windräder zu bauen und so Energieinseln für alle zu errichten, ist der richtige Weg.

Für den Standort für das neue Mega-Windrad hatten sich auch Orte in Sachsen und Nordrhein-Westfalen beworben. Schön, dass die Brandenburger die Nase vorn hatten. Laut Bürgermeister Klaus Prietzel hat Schipkaus langjährige Erfahrung mit erneuerbarer Energie den Ausschlag gegeben. Auf dem Gebiet alter Tagebaue stehen bei Schipkau schon seit 20 Jahren Windkraftanlagen.
„Wir sind nicht erst seit gestern Vorreiter“, so Prietzel. Auch dieser Ansatz punktet in meinen Augen: wo an Standorten mit einst klimaschädlichen Energieträgern zukunftsfähige Perspektiven wachsen, kann die Energiewende gelingen. Wer gegen Windräder mosert, schaue sich einmal aufgelassene Tagebaue an - alles andere als idyllisch.
Brandenburg ist Spitzenreiter bei den Windkraftanlagen
Nicht mosern, machen, das gilt in Brandenburg: Schon jetzt sind die Brandenburger führend beim Ausbau von Windkraftanlagen. Im ersten Quartal des Jahres wurden 21 neue Anlagen gebaut. Im Jahr davor gingen 24 Räder ans Netz. Im bundesweiten Ausbau-Vergleich landet Brandenburg damit auf einem der vorderen Plätze nach Spitzenreiter NRW mit 26 neuen Windrädern und Schleswig-Holstein mit 25.
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In Bayern, wo im letzten Jahr überhaupt kein Windrad an den Start kam, sehen sie dagegen ganz schön alt aus. Hier gelten besonders strenge Abstandregeln. Noch, muss man sagen. Ende Mai soll ein Gesetz kommen, welches es den Bundesländern untersagt, Abstände von Windrädern zu Häusern selber festzulegen. In Brandenburg gilt künftig ein 1000-Meter-Mindestabstandsgesetz. Darauf hat sich die rot-schwarz-grüne Koalition geeinigt.
Um die Belastung für die Menschen möglichst gering zu halten, sind konzentrierte Standorte mit leistungsfähigen Windrädern ein Weg. Schön finde ich die Windräder immer noch nicht. Das kleinere Übel sind sie aber allemal.
Stefanie Hildebrandt schreibt regelmäßig im KURIER über Berlins Kieze und den Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com