„GZSZ“, „Wer wird Millionär?“, „GNTM“: Wieso gibt es im deutschen Fernsehen so viele Dauerbrenner?
Das aktuelle Freitagabendprogramm bei RTL unterscheidet sich kaum von dem von vor 15 Jahren. Warum eigentlich?

Montags kommt „GZSZ“, dann „Wer wird Millionär“, dann das Dschungelcamp. Na, aus welchem Jahr habe ich gerade die Fernsehzeitung zitiert? Sie wissen es nicht? Ich ehrlich gesagt auch nicht, denn in den letzten 20 Jahren gab es nicht viele Jahre, in denen diese Aufzählung nicht gestimmt hätte. Das deutsche Fernsehen ist voll von Evergreens.
Das deutsche Fernsehen ist voll mit Dauerbrennern
Schaltet man durch das deutsche Fernsehen oder klickt durch die TV-Programme der Sender, entdeckt zahlreiche Sendungen, die es vor 15, 20 oder gar 25 Jahren schon gegeben hat. Dabei sind freilich die „Tagesschau“, die „Abendschau“ oder das „heute journal“, die als institutionalisierte Nachrichtensendungen einen Informationsauftrag haben – und bei denen es schlicht Sinn ergibt, nicht allzu viel an ihnen zu verändern, damit die Zuschauer auf ihrer Suche nach den Nachrichten, nicht ständig das TV-Programm wälzen müssen.
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Im Unterhaltungsbereich ist das etwas anderes. Da geht es schließlich – egal ob bei fiktionalen Formaten oder Reality-TV – um das Erzählen von Geschichten, die nicht den Anspruch haben das Weltgeschehen abzudecken. Dabei kommt es immer wieder zu Wiederholungen von Erzählstrukturen oder sogar ganzen Erzählsträngen innerhalb von Serien, Shows und Reihen. Das lässt sich ab einem gewissen Zeitpunkt gar nicht verhindern. Und obwohl das nach Langeweile klingt, gibt es in Deutschland zahlreiche Evergreens.
Öffentlich-Rechtliche haben auch ihre Dauerbrenner
Das betrifft übrigens nicht nur die Privatsender mit „DSDS“ (seit 2002), dem Dschungelcamp (seit 2004), „Wer wird Millionär“ (seit 1999) und „Germany’s Next Topmodel“ (seit 2006), sondern auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Dort laufen „Die Rosenheim-Cops“ seit 2002, „Die Küchenschlacht“ seit 2008, das „ARD-Buffet“ seit 1998 und der ZDF-„Fernsehgarten“ seit 1986. Hinzu kommen privat wie öffentlich-rechtlich Soaps wie die von 1985 bis 2020 laufende Lindenstraße oder die RTL-Dauerbrenner „GZSZ“ (seit 1992) und „Unter uns“ (seit 1994).
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Doch warum halten sich Serien und Shows so lange in Deutschland? Ist nicht irgendwann jede Intrige bei GZSZ auserzählt, jedes noch so schlimme Drama eines Nachwuchsmodels ausgeschlachtet, jeder Mensch in Rosenheim einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen und jedes hoffnungsvolle Gesangstalent einmal von Dieter Bohlen von vorn bis hinten durchbeleidigt worden? Ganz sicher, dennoch halten sich all diese Formate weiter im Programm.
Darum gibt es in Deutschland so viele Dauerbrenner
Für dieses Phänomen habe ich zwei Erklärungsansätze: Der erste folgt der Logik der Gemütlichkeit. Man kennt Günther Jauch, man kennt GZSZ-Bösewicht Jo Gerner und man kennt Heidi Klum. Schaltet man in einer sich immer schneller verändernden Welt den Fernseher ein und blickt in die Gesichter altbekannter Personen, in die man schon vor 15 Jahren geblickt hat, kann es sich so anfühlen, als würde man die Welt anhalten. Zumindest für den Moment kann das den Druck herausnehmen.
Der andere Ansatz setzt bei einem anderen ganz großen deutschen TV-Dauerbrenner an: Der „Sesamstraße“. Die Sendung feierte 1972 in Deutschland Premiere und erfreut noch heute zahlreiche Kinder. Und das ist genau der Punkt: Natürlich schauen die Sesamstraßen-Zuschauer von 1975 die Sendung nicht mehr, denn sie ist nicht für sie gemacht. Neue Kinder erfreuen sich an ihr und wohlbekannten Charakteren wie Ernie und Bert. Und wahrscheinlich sind es heutzutage auch nicht mehr nur die DSDS-Fans von 2002, die sich in diesem Januar die immer gleichen Sprüche von Dieter Bohlen anhören.
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Es scheint, als müssten sich Formate nicht verändern, wenn stets eine neue Zielgruppe nachwächst. Was eine gute Nachricht für die Sender ist, ist eine schlechte für die Kreativität.
Domescu Möller schreibt jeden Donnerstag im KURIER über die Welt des Fernsehens.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.