Geräte aus der DDR: Und sie halten, halten und halten …
Anders als so manche heutige Produkte, die schnell ihren Dienst versagen, funktionieren alte Staubsauger, Waschmaschinen und Mixer aus dem Osten noch immer.

Neulich ist es passiert. Da wollte ich nach langer Zeit mal wieder eine Musikkassette anhören. Doch das Kassettendeck Marke Sony verweigerte seinen Dienst. Die Kassette ließ sich noch nicht einmal mehr vor oder zurück spulen. Über zehn Jahre habe ich das Gerät bestimmt nicht mehr benutzt. Also müsste es doch noch laufen. Doch im Internet las ich dann, dass sich das Kassettendeck offenbar kaputt gestanden hatte. Der Gummi-Riemen für den Laufwerkantrieb ist einfach marode geworden. Wo gibt es denn so etwas?
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Wäre es ein DDR-Gerät gewesen, hätte ich garantiert den Spruch „Sch… Ost!“ abgelassen. Doch ich muss sagen, dass die alten Ost-Produkte besser als ihr Ruf sind. Manche von ihnen halten, halten und halten noch heute!
Nehmen wir beispielsweise die Staubsauger. Mein Vater hat noch so ein DDR-Bodengerät vom Typ BSS 08. Über 40 Jahre müsste das Ding schon alt sein. Und es funktioniert tadellos.
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Da kann mein neuer, hochmoderner Saugroboter nicht mithalten, der nur über eine Handy-App zu bedienen ist. Denn versagt diese, rührt sich das Wunderwerk der Technik einfach nicht mehr vom Fleck. Versagt der DDR-Staubsauger meines Vaters den Dienst, schraubt er ihn auf. Meist hat sich im Innenleben nur ein Kabel gelöst. Das lötet er wieder an – und der Sauger saugt sofort weiter, während ich fluchend warte, bis nach Tagen durch ein Update die Steuerungs-App für den Saugroboter wieder funktioniert.
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Produkte aus der DDR: Sie halten länger durch als die supermodernen Geräte von heute
Wer durch das DDR-Museum in Berlin-Mitte läuft, kann viele dieser Ost-Geräte entdecken. Oder auf Ebay, wo so manches noch funktionstüchtig angeboten wird. Zum Beispiel das Rührgerät RG28 von „AKA Electric“. Eine Kollegin von mir benutzt die recht alte Küchenhilfe aus dem Osten für ihre Kuchenteige. Auch im Westen hatte man den Mixer benutzt, den es beispielsweise in Quelle-Kaufhäusern gab.
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In manchen Haushalten sollen sogar noch DDR-Waschmaschinen laufen. Dabei waren die Geräte zu Ostzeiten problematisch. Oft muckten sie herum, dann musste der Mann vom Monsator-Kundendienst kommen – und das konnte Wochen dauern.
Aber nach dem Warten und dem Herumschrauben des Meisters liefen sie meist wieder wie geschmiert und man musste sich keine neue Maschine kaufen. Wäre auch schwierig gewesen. Erstens waren sie in der DDR teuer, zweitens waren sie im Laden nicht gleich zu haben.
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Heute gibt es zwar genug Waschmaschinen. Aber teuer wird es auch, wenn man sich ständig eine neue anschaffen muss. Denn bei mir halten die Dinger, darunter auch angeblich deutsche Qualitätsprodukte, nur vier Jahre. Nicht, weil sie den frühen Kalk-Tod sterben. Nein! Immer ist die elektronische Bedienungstafel kaputt – immer nach vier Jahren. Da muss wohl ein Männchen drin sitzen, das pünktlich das Bauteil beschädigt. Und so eine neue Platte kostet über 300 Euro. Dafür bekomme ich schon eine neue Maschine!
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Die Reihe der funktionierenden DDR-Geräte ließe sich endlos fortsetzen. Da wären Rasierapparate, Standmixern, Kaffeemühlen und Plattenspieler, von denen mir Leute erzählen, dass sie bei ihnen noch immer in Betrieb sind. Unser altes West-Kassettendeck ist es leider nicht. Dafür läuft aber mein Stereo-Radiorecorder vom VEB Stern-Radio wie eh und je. Raten Sie mal, wo der steht! Richtig – den hat mein Vater!
Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com