Wenn alles schief geht, tut lautes Fluchen auch mal richtig gut!
Neulich hatte unsere Autorin einen richtigen Mist-Tag. Mit Fluchen reinigte sie ihre Seele.

Liebe Leserinnen und Liebe Leser,
kennen Sie auch solche Tage, die man am liebsten verfluchen möchte? Ganz bestimmt!
Lavendel, Margeritten und Mädchenauge habe ich mir am Wochenende für meine Balkonkästen gekauft. Zur Freude über blühenden Naturschmuck und Lavendelduft im Sommer beim Betreten meines kleinen Pflanzenreichs. Als es losgehen sollte mit der Bepflanzung, glitt mir als erstes der Sack mit der Pflanzenerde aus den Händen und ergoss sich über meinen Balkon. „Verdammt und zugenäht!“, fluchte ich. Aber leider war der Sack mit der Kräutererde eben nicht zugenäht...
Die Missgeschicke nahmen kein Ende, da hilft nur noch Fluchen
Nach getaner Arbeit wollte ich noch rasch den Balkonboden feucht wischen. Mit dem Schrubber in der rechten und einem Eimer Wasser in der linken Hand stolperte ich auf dem Weg durchs Zimmer über einen der gelben Tennisbälle, die bei uns überall herum liegen. Lieblingsspielzeug der Labradorhündin Nala. „Du blödes Mistding, warum liegst du gerade hier im Weg!“, fauchte ich den Tennisball an. Und zu mir selber: „Du dumme Kuh, warum hast Du den nicht gesehen?!“
Mit geprellten schmerzhaften Knien musste ich nun auch noch das Wischwasser vom Dielenboden aufnehmen. Dabei fluchte ich die ganze Zeit lautstark vor mich hin. Es klingt vielleicht komisch, aber das hat ein bisschen die Schmerzen und Wut genommen.
Stress, Wut, Angst, wann immer uns ein negatives Gefühl übermannt, fluchen wir. Das baut emotionalen Druck ab und hat einen unmittelbaren Einfluss auf unser Wohlbefinden. Fluchen kann also sogar gesund sein! Wissenschaftlich erklärt wird dabei offenbar eine Hirnfunktion aktiviert, die einen Hormoncocktail aus Adrenalin und Cortisol ausschüttet. Dadurch empfindet man weniger Schmerz und Stress. Fluchen dient als Ventil, um angestaute schlechte Gefühle herauszulassen. Das ist wie bei einem dampfenden Kessel: irgendwann muss der Druck raus. Schließlich schluckt man so seinen Ärger nicht herunter, sondern verleiht seinen Gefühlen Ausdruck.
Mit Fluchen können Sie ihre Psyche entlasten
Schimpfworte eignen sich sehr gut, um die Psyche zu entlasten. Dabei ist mir aufgefallen, dass es häufig Tiere sind, die mir als Schimpfwort dienen: blöde Gans, dumme Kuh, freche Ziege, blindes Huhn, Rindviech, dummes Schwein, Schweinehund, Sauhund, Ratte, Du alter Miskäfer, Wurm oder Würmling.usw.
Meine Mutter hat oft im pfälzer Dialekt mit drohendem Zeigefinger „mei lieve Mad!“ ( mein liebes Mädchen!) geschimpft. Das war dann schon äußerst schlimm. „So ein Scheiß!“ oder „Scheiße!“ kennt und sagt fast jeder mal. Jedoch sind Schimpfwort heutzutage ja oft abstoßende Fäkalsprache und das möchte ich jetzt gar nicht in den Mund nehmen.
Dösbaddel oder Dumpfbacke kenne ich aus Schleswig-Holstein. Gemeint ist eine Person, die sich etwas ungeschickt anstellt. Schlawiner, Banause, Rabauke, Knilch, Tölpel, Rüpel sind Schimpfworte, die ich noch sehr gut kenne, aber heute kaum mehr gesagt werden.
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Dauerndes Fluchen und sich ärgern ist natürlich verpönt. Aber kennen Sie noch ein Schimpfwort aus ihrer Zeit und Gegend, das man heute kaum noch hört? Ich freue mich auf den Schimpfwort-Austausch!
Ihre Sabine Stickforth
KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt jeden Dienstag über das Leben über 50 in Berlin.
Kontakt über wirvonhier@berlinerverlag.com