Cheftrainer Felix Magath beim Training von Hertha BSC
Cheftrainer Felix Magath beim Training von Hertha BSC dpa/Andreas Gora

Liebe Leserinnen und Leser,

um es gleich vorweg zu sagen, vom Fußball habe ich keine Ahnung. Aber am vergangenen Wochenende hat mich der 3:0-Sieg von Hertha BSC im Berliner Olympiastadion doch sehr zufrieden und glücklich gemacht. Da hat ein erfahrener, altgedienter Trainer aus dem Homeoffice (wegen Corona gezwungenermaßen) die niedergeschlagene erfolglose Mannschaft auf dem Spielfeld wieder aufgerichtet.

Felix Magath bringt reichlich Erfahrung mit

Als vor kurzem bekannt wurde, dass Felix Magath der neue Trainer von Hertha sein wird, gab es wohl jede Menge Unkenrufe. Er sei zu alt und schon seit 10 Jahren nicht mehr in der Bundesliga. Er würde mit seinen altbackenen Trainingsmethoden (Quälix!) nicht die richtige Ansprache für die jungen Spieler haben. Ja, und nun ... schaut mal hin. Welche Schubkraft offenbar Alter, Erfahrung und eine klare Ansprache an Positivem bewirken kann.

Erfahrung bedeutet doch, dass man schon sehr viel erlebt und Kenntnis hat. Womöglich auch über das Scheitern und Reinfälle. Das alles ist in schwierigen Situationen abrufbar. Erleben und Erfahrungen sammeln bildet den Charakter. Dieser kommt im Wollen und Handeln zum Ausdruck. Wertvolle Lebenserfahrung ist im Grunde die höchste Währung, die wir als Menschen erwerben können. Und diese Währung muss auch den allerhöchsten Wert und Anerkennung kriegen!

Herr Magath ist für mich ein sehr prominentes Beispiel gegen den vorherrschenden Jugendwahn in unserer Gesellschaft. In der jetzt noch die vorwiegende Ansicht gilt „Altern ist ein Verhängnis, das den Körper verwüstet und die Seele verdunkelt“ (Simone de Beauvoir: „Der Lauf der Dinge“). Aber es gibt neuerdings immer mehr ältere Menschen, die über das Rentenalter hinaus arbeiten wollen oder müssen. Handwerksmeister arbeiten in ihren Betrieben weiter, so lange sie können und geben ihr Wissen an die Jungen weiter.

Wir Älteren sollten uns nicht aufs Abstellgleis schieben lassen

Rund ein Drittel unserer Bevölkerung ist jenseits der 60. Wie bereitet man sich da rechtzeitig auf ein gesundes Altern vor? Da gilt es wohl, neugierig und offen zu bleiben. Sich Neuem nicht zu verschließen, sich Zuversicht in die eigenen Möglichkeiten zu bewahren und Vertrauen in Beziehungen zu anderen zu entwickeln.

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Auch Felix Magath wollte sich nicht aufs Abstellgleis schieben lassen und hat wohl in verschiedenen Interviews bekundet, dass er sich noch sehr tatkräftig fühlt und viel bewirken kann. Ich wünsche ihm, dass er nun mit Hertha BSC die angepeilten Ziele erreichen wird.

Ihre Sabine Stickforth

KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt über das Leben über 50 in Berlin.
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