Es ist eine Schande: Im Berliner Osten wird auf Dauer nichts gut!
Wiederbeleben der Friedrichstraße oder Bau des Pankower Tores: Vollmundig wurden vor etlichen Jahren große Projekte im Ostteil angekündigt, aus denen bis heute nichts wurde.

Ich bin gerade echt stinksauer. Über das, was im Osten unserer schönen Stadt passiert. Da haben Politiker uns vor Jahren, oft sogar vor Jahrzehnten, vollmundig großartige Dinge versprochen – und was ist bis heute passiert? Richtig geraten - nichts! Es ist eine Schande!
Nehmen wir nur die Friedrichstraße, die in dieser Woche der Aufreger war, weil eine grüne Senatorin in einem Brachialakt einen kleinen Teil des Boulevards dauerhaft zur autofreien Strecke erklärte. Nicht, dass mich das persönlich trifft. Mit dem Auto kommt man auf dieser Straße eh nicht vorwärts. Was mich ärgert, dass man in der Verwaltung von Frau Bettina Jarasch tatsächlich glaubt, mit einer 500 Meter Fußgängerzone die tote Friedrichstraße zu neuem Leben erwecken zu können.
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Den einstigen Prachtboulevard zum Schaufenster des Berliner Ostens machen: Ich erinnere mich gut, wie man uns das schon vor fast 30 Jahren versprach, als Berlin wieder eine Stadt wurde. Ein französisches Kaufhaus kam, Nobelgeschäfte, eine Luxus-Klinik. Lief anfangs ja alles auch recht gut. Touris ließen sich blicken, auch Promis schauten vorbei, die im nahen Adlon Quartier bezogen hatten.
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Nun sind viele Läden dicht, Prachtbauten stehen seit Jahren leer, die Touris kommen auch nicht mehr scharenweise. Schon längst wissen wir: Allein mit Luxus hält man eine Prachtstraße nicht am Leben.
Vernünftige Konzepte müssen her, um die Friedrichstraße zu retten und vor allem wieder die Berliner dorthin zu locken. Ich würde mich über Theater, Kinos und bezahlbare Lokale freuen. Da macht für mich auch eine Fußgängerzone Sinn.
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14 Jahre wird am Pankower Tor geplant - und noch immer wird nicht gebaut
Die Friedrichstraße ist nicht der einzige Beleg dafür, dass im Osten Berlins auf Dauer nichts gut wird. Da wäre das Pankower Tor. Der Möbel-Tycoon Kurt Krieger erwarb 2009 die einstige Rangierbahnhof-Brache am Bahnhof Heinersdorf. Ein neues Möbelhaus und die Sanierung des alten Lokschuppens plante er, ein Park sollte entstehen – dazu noch 1000 Jobs. Die Politik war begeistert.

Nach 14 Jahren (so lange dauerte der Bau des BER) steht die Brache noch immer. Dass Investor Krieger noch nicht abgesprungen ist, wundert mich. Denn statt sofort bauen zu lassen, ließen Lokal- und Senatspolitiker permanent die Pläne nach ihren Wünschen ändern. Nach langem hin und her sollen jetzt am Pankower Tor auch 2000 Wohnungen, eine Schule und eine Kita entstehen.
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Zwar jubeln jetzt Bausenator Andreas Geisel und Regierende Franziska Giffey (beide SPD), dass der Bau bald losgehen könnte. Nur wann? Denn das ganze Planungsverfahren ist noch nicht durch.
Ein weiteres Problem: Da viel Lebensraum für seltene Pflanzen und geschützte Kröten und Eidechsen weggebaggert werden soll, braucht man Ersatzflächen - oder Ausweichflächen für die Umsiedlung der seltenen Tiere auf dem Areal. So forderten es zu Recht die Naturschutzverbände.
Dafür habe man nun freie Bahn, freut sich jetzt Berlins Politik. Der Haken: Das Ausweichen sei nur nach Brandenburg möglich, weil es in Berlin schlicht keine geeigneten Flächen dafür gibt, heißt es. Um die Flächen und um die Umsiedlung muss sich der Bauherr kümmern.
Daher sei es spekulativ, jetzt einen genauen Bautstart für das Pankower Tor zu benennen. Vielleicht 2025, vielleicht auch später. Dazu fällt mir nur noch der Silly-Song ein: „Alles wird besser, doch nichts wird gut.“
Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com