KIEZ-Kolumne

Essen bestellen? Ab Januar muss es auch Mehrweggeschirr geben.  Mit der eigenen Schüssel ins Restaurant

Regelmäßig verursacht unsere Familie Berge von Verpackungsmüll, das soll sich ändern. 

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Um den Verpackungsmüll zu reduzieren, gilt ab Januar für Restaurants die Pflicht, Mehrwegbehälter anzubieten.  
Um den Verpackungsmüll zu reduzieren, gilt ab Januar für Restaurants die Pflicht, Mehrwegbehälter anzubieten. Alexander Heinl/dpa

Sonntagsabends gibt es bei uns Essen vom Inder. Dal, frittierter Rahmkäse mit zweierlei Soßen, Chicken Jalfraise und oder Vindaloo. Jeden Montag trage ich dann eine große Tüte mit Plastikverpackungen zum Müll. Wer Essen bestellt, kennt die Berge an Plastikschüsselchen, Alu-Assietten  und anderen Einweg-Behältern, die nach dem Essen übrig bleiben. Schlecht kann einem da werden. Und trotzdem ist uns bisher nichts besseres eingefallen um den Sonntags-Müll zu reduzieren. 

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Zum Glück gilt genau deswegen seit Januar die sogenannte Mehrwegangebotspflicht. Und blöd, dass wir nicht ohne Gesetz schon etwas besseres versucht haben. Jetzt aber: Größere Gastronomiebetriebe (mit einer Verkaufsfläche von über 80 m² und mehr als fünf Mitarbeitenden) müssen eine Mehrwegalternative zu Einwegverpackungen aus Kunststoff oder mit einem Kunststoffanteil anbieten. Diese darf aber nicht teurer sein, als die herkömmliche Verpackung. Kleinere Betriebe sind von der Pflicht ausgenommen, müssen aber auf Wunsch mitgebrachte Gefäße der Kundschaft befüllen. Wussten Sie davon? 

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Ich bin auch nur durch Zufall darüber gestolpert und schreibe diese Kolumne, damit mehr Menschen in ihren Lieblings-Italienern und in vietnamesischen Restaurants nach einer umweltfreundlichen Verpackungsalternative fragen. Damit es schneller geht, mit dem Umstieg auf Mehrweg. 

Was bei Kaffee geht, muss auch bei Speisen möglich sein. Ein wieder verwendbarer Getränkebecher wird mit Kaffee befüllt. 
Was bei Kaffee geht, muss auch bei Speisen möglich sein. Ein wieder verwendbarer Getränkebecher wird mit Kaffee befüllt. Christian Charisius/dpa/

In einer Suppenbar in Mitte, in der es auch köstliche Salate to go gibt, wird das Prinzip schon seit Jahren praktiziert. Gegen einen Pfand von einem Euro erhalten die Kunden ihre Suppen und Salate in einer Mehrweg-Box. Bringt man die Box beim nächsten Mal wieder mit, wird sie erneut gefüllt, oder es gibt den Euro zurück. 

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Das funktioniert einwandfrei. Aber was ist mit sperrigeren Speisen? Werden wir bald große Flache Dosen in Pizza-Form in den Schränken haben und sie zum Italiener mitnehmen, wenn wir eine Mista bestellen? Wickelt der Verkäufer meinen Döner demnächst in ein mitgebrachtes Wachstuch ein? Oder hebt Giovanni meine Lasagne mit einem Pfannenwender in meine Auflaufform um?  Es sind noch einige Fragen offen, wichtig aber ist, dass wir als Kunden mitziehen und nachfragen. Jeder für sich im Alltag. Ich werde also am Sonntag mal mit den Boxen aus der Suppenbar, die noch bei uns im Schrank stehen, beim Inder meines Vertrauens aufkreuzen und ihn bitten, die Speisen - alles wie immer und doch ganz anders - in die Mehrwegbehälter zu füllen. 

 Deutschland ist übrigens Verpackungsmüll-Europameister bleibt – laut Umweltbundesamt verursachen deutsche Bürger und Bürgerinnen mit 227,5 kg (2019) Verpackungsmüll pro Kopf deutlich mehr als der EU-Durchschnitt.

Stefanie Hildebrandt schreibt regelmäßig im KURIER Geschichten aus dem Kiez.