Bei uns im Kiez – die Berlin Kolumne

Pankow: Einbruch am helllichten Tag – und was man daraus lernen kann

Unsicherheit mit mehr Menschlichkeit begegnen: Was ich aus einem versuchten Diebstahl bei uns im Kiez lerne. 

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Ein Einbruch ist ein beängstigendes Erlebnis. Gut, wenn die Täter gleich gefasst werden.
Ein Einbruch ist ein beängstigendes Erlebnis. Gut, wenn die Täter gleich gefasst werden.Bodo Marks/dpa

Das Schild der Kriminalpolizei hängt noch tagelang im Hausflur, die Kinder schauen es im Vorbeigehen mit großen Augen an. Achtung, in ihrem Haus wurde eingebrochen, steht da. Zeugen sollten sich melden. Eingebrochen? Bei uns im Haus? Unter den Nachbarn hat sich schnell herum gesprochen, was passiert ist: An einem ganz normalen, sonnigen Nachmittag um drei Uhr, ist eine Einbrecherin auf einen Balkon im Erdgeschoss gestiegen und hat sich an der angekippten Tür zu schaffen gemacht. Die Mieter waren zu Hause und konnten sich wehren. Die Einbrecherin flüchtete.

Die Augen der Kinder werden noch größer, als sie das hören. Eine Frau, die stehlen will? Wie erklärt man es ihnen, wenn auf einmal einer der Diebe, Unholde oder Betrüger, die sonst nur die „Drei Fragezeichen“-Bücher bevölkern, plötzlich vor dem eigenen Haus auftaucht?

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Manche Leute klauen, weil sie gierig sind, andere weil sie arm sind, sage ich. Manche sind auch einfach nur doof. Hat sich die Frau weh getan, als sie vom Balkon gesprungen ist, fragt der Junge. Selbst mit Gaunern hat er Mitleid.

Aus welchem Grund auch immer, sage ich: Etwas Stehlen ist niemals gut und wird bestraft. Und tatsächlich lief der Einbruch bei uns ab, wie aus dem Lehrbuch: In der Polizeimeldung im Kurier steht, wie alles am Ende ausgegangen ist.

Mutmaßliche Balkon-Einbrecherin in Pankow gestellt

Bereits am Freitagnachmittag konnte die Berliner Polizei eine mutmaßliche Einbrecherin auf einem Balkon in Pankow stellen. Es war die 56 Jahre alte Bewohnerin, die Geräusche auf ihrem Balkon bemerkte. Als sie nachschauen wollte, sah sie, wie die ihr unbekannte Frau auf ihrem Balkon stand und versuchte, die angekippte Tür aufzudrücken. Als sich die Wohnungsinhaberin bemerkbar machte, stieg die Unbekannte über die Balkonbrüstung und flüchtete. Die Polizei konnte die Unbekannte kurze Zeit später im Schlosspark Pankow stellen. Die 49-Jährige wurde der Kripo überstellt, die die Ermittlungen aufgenommen hat.

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Ende gut, alles gut? Für die Kinder in diesem Fall ja. Von dieser Einbrecherin geht keine Gefahr mehr aus. Ich allerdings achte noch genauer darauf, die Tür richtig zu schließen. Die jüngste Meldung, dass es nach zwei Jahren Corona-Pandemie mit etwas weniger Kriminalität im ersten Halbjahr 2022 wieder mehr Taschen- und Fahrrad-Diebstähle gegeben hat, passt ins gefühlte Erleben.

Zeiten werden rauer, alle Menschen sind von Teuerung betroffen, sparen wo es geht. Wo es nicht geht, müssen eben andere Geldbeschaffungsmaßnahmen her.  Auch wenn sich mein Mitleid mit der Diebin in Grenzen hält, eines will ich doch auch aus dem Erlebnis mitnehmen: den wohlwollenden Blick auf andere Menschen nicht verlieren, die Scheuklappen nicht vor die Augen ziehen, helfen wo es geht, menschlich bleiben. In leichten Zeiten ist das leicht, in schweren ein Auftrag für uns alle.

Weniger Einbrüche mehr Taschendiebstahl

6000 Einbrüche in Keller und Dachböden meldete die Polizei im ersten Halbjahr 2022. Im ganzen Jahr 2021 waren es 15.000, 2020 rund 19.000. Bei den Einbrüchen in Wohnungen und Häuser wurden im laufenden Jahr rund 3000 gezählt. In den Vorjahren waren es rund 5000 und 6100, damit ging die Zahl der Einbrüche zurück. Gestiegen ist aber die Anzahl der Taschendiebstähle. Hier registrierte die Polizei einen Anstieg auf rund 7000 im ersten Halbjahr. In den Gesamtjahren 2021 und 2020 waren es 13.500 (2021) und rund 12.700 (2020). Am häufigsten wurden Taschendiebstähle im Bezirk Mitte (1236) gemeldet, es folgen Friedrichshain-Kreuzberg (1020) und Neukölln (805).

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Die Zahl der angezeigten Fahrraddiebstähle lag bei rund 12.500, wie Polizei und Senat auf eine CDU-Anfrage mitteilten. Im ganzen Jahr 2021 waren es rund 23.000. Am meisten Räder wurden in Pankow (1963) und Friedrichshain-Kreuzberg (1918) gestohlen, am wenigsten in Marzahn-Hellersdorf (267).

Stefanie Hildebrandt schreibt regelmäßig im KURIER über Berlins Kieze und den Osten.

Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com