Erinnern Sie sich noch an die Zeichentrickserie „Heißer Draht ins Jenseits“.  Darin erlebt die Familie Mézga aus Budapest Abenteuer, für die meist Wunderdinge, die ihr entfernter Ururur...enkel aus dem 30. Jahrhundert schickte, verantwortlich waren. Unangefochtener Held der Serie ist der Sohn der Familie  - Adolar.
Erinnern Sie sich noch an die Zeichentrickserie „Heißer Draht ins Jenseits“. Darin erlebt die Familie Mézga aus Budapest Abenteuer, für die meist Wunderdinge, die ihr entfernter Ururur...enkel aus dem 30. Jahrhundert schickte, verantwortlich waren. Unangefochtener Held der Serie ist der Sohn der Familie - Adolar. Foto: zVg

Den Digedags ist eine besondere Ehre zuteil geworden. Ein bislang namenloser Platz in Berlin-Karlshorst trägt jetzt offiziell ihren Namen, wie der KURIER berichtete. Mich hat es gefreut für ihren Schöpfer, den Grafiker Hannes Hegen (Johannes Hegenbarth, 1925 - 2014), und die vielen  Fans der unverwechselbaren Comicfiguren.

Wenn ich auch nicht unbedingt zu ihnen gehörte, habe ich früher für Freunde immer mal nachgefragt im  Zeitungsladen, ob es denn ein neues Mosaik gebe. Meist erfolglos, denn die Zeitschrift, in der die Abenteuer der Digedags gezeichnet und erzählt wurden, war in den 70ern am Kiosk in etwa so rar wie Lizenzproduktionen im Plattengeschäft.   

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Als ich über die weltenbummelnden Digedags und ihren Sinn für Gerechtigkeit nachdachte,  kamen mir auch andere DDR-Kinderhelden in den Sinn. Solche die heute fast vergessen scheinen, die aber ebenfalls eine Ehrung verdient hätten. Sofort erschien Adolar vor meinem geistigen Auge.

Zeichentrick vom Feinsten: „Heißer Draht ins Jenseits“

Ein Held aus der ungarischen Zeichentrickserie „Heißer Draht ins Jenseits“.  Sie lief in den 1970ern im Fernsehen zur besten Nach-Abendbrotzeit und erzählte von der Familie  Mézga in Budapest. Dank eines Ururur...enkels im 30. Jahrhundert kam sie zu allerlei technischen Wunderdingen  aus der Zukunft. Bei deren Anwendung gab es dann meist Ärger mit aufgebrachten Nachbarn oder gestrengen Polizisten.  Für uns damals ein Mordsspaß. 

Einer der Sprüche, die in den Episoden regelmäßig fielen, wurde in unserer Familie zum geflügelten Wort. Wenn die Mézgas in eine neue, schier aussichtslose Bredouille gerieten, seufzte die Mutter mit schöner Regelmäßigkeit enerviert: „Hätte ich nur auf Mama gehört und den Pischti Hufnagel geheiratet.“

Bedeutet sowas wie: Wenn ich Euch nicht an der Backe hätte, würde ich ein sehr glückliches Leben führen.  Eleganter kann man einen gelegentlichen Familienzwist nicht umschreiben.  Direkter gings im Titelsong zu. Die Zeile  „Schwester ist behämmert, weil's bei ihr nie dämmert...“, fand besonders mein kleiner Bruder toll, ich hingegen nicht so.   

Der Kleine Maulwurf wurde wie Adolar durch eine Zeichentrickserie bekannt. 
Der Kleine Maulwurf wurde wie Adolar durch eine Zeichentrickserie bekannt.  Foto: imago 

Auf meiner Liste gibt es noch weitere Verdächtige für eine Ehrung:  etwa Arthur der Engel, der mit einem Regenschirm aus dem Himmel schwebte, Lolek und Bolek, die aus Polen zu uns kamen und den Kleinen Maulwurf, den sich ein Prager Künstler für Kinder ausdachte.

Die alle hätten wohl einen Platz oder eine Straße in Berlin verdient. Da jedoch hinlänglich bekannt ist, wie lange so etwas in unserer Stadt dauert, wird es wohl bei der lobenden Erwähnung für sie in diesem Text bleiben.  Schön, dass wenigstens die Digedags es geschafft haben. 

Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com