Vorsicht, Kamera! Dieser Bär tappte bei Traunstein in Bayern in eine Kamerafalle. 
Vorsicht, Kamera! Dieser Bär tappte bei Traunstein in Bayern in eine Kamerafalle.  Bayerisches Landesamt für Umwelt/dpa

Haben Sie schon „Cocaine Bear“ gesehen? Die recht neue Horror-Komödie läuft seit ein paar Wochen in Deutschlands Kinos. Die Story ist schnell erzählt: Ein Drogen-Schmuggler wirft kiloweise Kokain über den Wäldern von Georgia in Amerika ab, ein Schwarzbär findet den Stoff, frisst ihn – und wird zur Killer-Maschine. Jede Menge Wanderer und Touristen müssen dran glauben – und natürlich jene, die Jagd auf das Untier machen. Da ist es ganz gut, dass Kinobesucher erleichtert aufatmen können: Bären, die Menschen angreifen, gibt’s ja zum Glück nur im Film.

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In der letzten Zeit gab es mehrere Angriffe durch Braunbären

Nun, ganz so einfach ist es nicht: Leider sind Bären nicht nur durch „Cocaine Bear“, sondern auch durch andere Ereignisse  momentan in aller Munde. Sie sorgten in den vergangenen Wochen dafür, dass das Image des knuffigen Tiere dunkle Flecken bekam: In der Gemeinde Caldes im Tal Val di Sole in Italien wurde nahe eines Forstweges die Leiche eines jungen Mannes entdeckt – übersät mit tiefen Kratzern am Körper und im Gesicht. Der Täter: Laut Behörden ein Braunbär. Das Tier sollte daraufhin erlegt werden, wurde nach Protesten aber lebend gefangen und in ein Wildgehege gebracht.

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Im Film Cocaine Bear verwandelt sich ein Bär in eine Killer-Maschine. 
Im Film Cocaine Bear verwandelt sich ein Bär in eine Killer-Maschine.  Universal Pictures/AP

Nun der nächste Fall: Auch in der Slowakei griff ein Braunbär Menschen an, in diesem Fall einen Jäger und einen Förster. Die beiden Männer seien in einem Waldstück beim Dorf Visnove nahe der nordslowakischen Regionalhauptstadt Zilina der Spur eines angeschossenen Wildschweins gefolgt. Dabei schreckten sie offenbar den Bären auf, der sich vermutlich im Dickicht ausgeruht hatte. Der Bär habe, so heißt es, zuerst den Förster angegriffen – und als der Jäger auf das Tier schoss, wurde auch er zum Ziel des kräftigen Tieres. Beide Männer mussten daraufhin im Krankenhaus behandelt werden.

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Angesichts solcher Meldungen ist es nicht erstaunlich, dass auch in Deutschland kurzzeitig Panik herrschte, als die Meldungen kamen, dass auch hierzulange ein Bär sein Unwesen treibt. Erst im April tötete eines der Tiere im Landkreis Rosenheim mehrere Schafe, daraufhin warnte das Umweltministerium. Viele Wanderer reagierten ängstlich, doch schon nach kurzer Zeit beruhigte sich die Situation. Nun hat eine Wildtierkamera einen Bären aufgenommen, dieses Mal im südwestlichen Teil des Landkreises Traunstein im Regierungsbezirk Oberbayern: Hier steppt der Bär noch immer.

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Ich kann verstehen, wenn Menschen nach solchen Meldungen ängstlicher als zuvor in der Wildnis unterwegs sind. Auch ich gehe sehr gern wandern – und habe, das schrieb ich in meiner Kolumne schon einmal, sogar großen Respekt vor der Begegnung mit Wildschweinen. Die Tiere, die in Deutschlands Wäldern weit verbreitet sind, sind nicht ohne. Auf eine Wildschwein-Mama mit ihren Frischlingen möchte man als Spaziergänger ungern direkt treffen.

Wenn ich im Wald bin, bin ich Gast im Reich der Tiere

Ich sehe es aber ganz pragmatisch – ob in Deutschlands Wäldern oder anderswo: Als Mensch betrete ich auf Wanderschaft das Revier der Tiere. Ich muss mich also unterordnen. Respekt ist auch in diesem Fall wichtig: Nie würde ich auf die Idee kommen, allzu weit ins Unterholz zu kriechen, durchs Gebüsch zu schleichen oder geräuschlos durch den Wald zu pirschen.

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Eine Kollegin und ich rufen sogar manchmal scherzhaft „Schweine, wir kommen“, wenn wir im Wald unterwegs sind. Wir wollen niemanden erschrecken, niemanden überraschen. Sondern jedem, der da lebt, die Chance geben, uns schon vorher zu wittern – unangenehme Begegnungen blieben uns bisher erspart. Das  Risiko, einem Braunbären zu begegnen, ist in Berlin zum Glück gering.

Zugedröhnter Bär auf Menschenjagd: Der neue Film „Cocaine Bear“ läuft aktuell im Kino.
Zugedröhnter Bär auf Menschenjagd: Der neue Film „Cocaine Bear“ läuft aktuell im Kino. Universal Pictures

Aber: In ein paar Wochen verbringe ich einen Urlaub in Finnland, gehe dort auch in den Nationalparks wandern. Und werde sicher öfter als sonst nach links und rechts schauen, denn in Skandinavien sind die Tiere weiter verbreitet als hierzulande. Aber deshalb die Natur meiden? Auf gar keinen Fall! Nur müssen wir uns darüber bewusst sein: Im Wald sind wir die Gäste der Tiere, nicht andersherum.

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Und übrigens, um zum Schluss doch nochmal auf die Geschichte des „Cocaine Bear“ zu kommen: Sollten doch irgendwann Bären in der Hasenheide oder im Görlitzer Park umherwandeln, müssen wir uns zumindest wegen der Drogen keine Sorgen machen. Den Koks-Vorfall gab es in Amerika zwar wirklich, allerdings verendete der Bär jämmerlich, nachdem er 34 Kilogramm Kokain gefressen hatte. Der einzig wahre Killer bleibt damit auch in diesem Fall der Mensch.

Florian Thalmann schreibt jeden Mittwoch im KURIER über Tiere.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com