Der wundersame Hollerbusch: DAS kann man aus Holunder alles machen
Berauschend duftend und vielseitig verwendbar: Ein Hoch auf den Holunder!

Liebe Leserin und lieber Leser, wer jetzt durch Berliner Parklandschaften und Kleingartenanlagen läuft, kann sich diesem frischen, fruchtigen und würzigen Duft nicht entziehen. Der Holunder blüht! Wer es noch nicht bemerkt hat, sollte sich ganz schnell eine Nase voll holen, denn die Blütezeit neigt sich dem Ende entgegen.
Für mich führt dieser Duft zurück in die Kindheit, denn in fast jedem Bauernhof und an den Wegesrändern stand Holunder, im Volksmund auch Holderbusch, Holler oder Fliederbeere genannt. Und natürlich wussten die Mütter und Großmütter damals, wie Blüten und später im Jahr die Beeren für Limonaden, verschiedene Speisen und als Hausmittel gegen Erkältungen verwendet werden können.
Meine Mutter erntete die Holunderblüten stets an einem trockenen Frühsommertag und sammelte sie in einem großen Korb. Dann wurde Holundersirup gekocht. Inzwischen weiß ich, dass dieser reich an Vitamin C ist, schweißtreibend wirkt und den Stoffwechsel ankurbelt. Als Kinder liebten wir ihn verdünnt mit kaltem Wasser, übers Eis oder als Sirup auf die Pfannkuchen. Ein bisschen raffinierter ist es, die Dolden in Teig auszubacken. Auch Gelees und Marmeladen entstanden aus den weißen Blüten des schwarzen Holunders.
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Holunder – unverkennbarer Wohlgeruch
Das unverkennbare Aroma des Holunders haben längst die Parfümeure entdeckt, in knapp 100 Parfüms kommt die Duftnote der weißen Blüten vor. Auch Duschgels, Seifen und Raumdüfte verbreiten den Wohlgeruch.
Die uralte Kulturpflanze, die in fast jedem naturnahen Garten zu Hause ist, legt nach der Blütezeit eine Pause ein und schon im August wachsen die schwarzen Beeren an den Wildsträuchern. Die kleinen Beeren sind reich an Vitamin C und Kalium, stärken Herz und Kreislauf und helfen bei Atemwegserkrankungen. Wer jetzt Lust hat, selbst Holundersaft aus Beeren zuzubereiten, sollte drei Dinge beachten:
1. nur die reifen blauschwarzen Früchte verwenden (unreife sind giftig),
2. unbedingt Küchenhandschuhe (am besten zwei Paar übereinander) tragen, denn die Beeren sind sehr farbintensiv,
3. einen großen Topf verwenden, denn die Holundermasse schäumt beim Aufkochen stark.
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Vor dem Holunder zog man den Hut
Um den Holunder ranken sich viele Mythen und Geschichten. Unsere Vorfahren zogen nicht selten den Hut beim Vorübergehen an einem Strauch und bedankten sich so für die vielseitige Verwendbarkeit und die nützlichen Wirkungen. In den alten Religionen Nordeuropas gilt der Busch als Heimat der guten Geister, in seinen Ästen sollten sich Feen tummeln. Mancherorts wurde unterm Holunder Holla, die Göttin der Erde und des Himmels, zuständig für das Wetter und die Fruchtbarkeit der Felder, um reiche Ernte gebeten. Auch das Märchen von „Frau Holle“ hat seinen Ursprung im Holunder – es bezieht sich auf Holla, die Mutter- und Baumgöttin.
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Da ich es nicht mehr schaffen werde, die Blüten zu ernten und zu verarbeiten, werde ich im Spätsommer auf Beerenernte gehen. Mein einfaches Holla-Rezept für Holunderbeersaft: 2,5 kg frische Holunderbeeren, 1,5 kg Zucker, 1 Liter Wasser, etwas Zitronensaft. Holunderbeeren ergeben schmackhafte Marmeladen und Gelees, Eis, Sirup, Limonaden … Ihrer kulinarischen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
In diesem Sinne: Holla, die die Waldfee ruft!
Ihre Sabine Stickforth
KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt jeden Dienstag über das Leben über 50 in Berlin.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.