Auf dem Städtischen Friedhof Pankow 3 befindet sich das Grab des Thermoskannen-Erfinder Reinhold Burger. Hier sind auch seine Frau und sein Sohn beigesetzt.
Auf dem Städtischen Friedhof Pankow 3 befindet sich das Grab des Thermoskannen-Erfinder Reinhold Burger. Hier sind auch seine Frau und sein Sohn beigesetzt. Manfred Gössinger

An diesem Wochenende werden viele von uns auf den Friedhof gehen, um die Gräber unserer Liebsten zu besuchen, sie zu schmücken und uns dabei an das Leben der Verstorbenen zu erinnern.

Für mich ist der Totensonntag auch ein Tag, auf Friedhöfen auf Erkundungstour zu gehen. Für mich sind sie nicht nur ein Ort der Trauer und Ruhe, sondern auch eine Stätte, in der man ostdeutsche Geschichte erforschen kann. Und so sehe mir die Gräber und die Namen auf den Grabsteinen ganz genau an – und bin manchmal erstaunt, was ich dabei entdecke.

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Oder hätten Sie es gewusst, dass der Erfinder der Thermoskanne hier im Osten Berlins seine letzte Ruhestätte gefunden hat? Den Tipp bekam ich von einem Fotografen-Kollegen, der mir von einem ungewöhnlichen Grabstein mit QR-Code und sonderbarer Gedenkstele auf dem Städtischen Friedhof in Pankow gegenüber dem Bürgerpark berichtete.

Das Bild von Reinhold Burger in der Ausstellung in Glashütte
Das Bild von Reinhold Burger in der Ausstellung in Glashütte Manfred Gössinger

Der Thermoskannen-Erfinder: Er erfand auch die Röntgenröhre

Da liegt also Reinhold Burger begraben, der 1866 in Glashütte auf die Welt kam und 1954 im Alter von 88 Jahren in Ost-Berlin starb. Ein wahrer Tüftler, der unter anderem sein Erfinderrecht an eine Röntgenröhre (zusammen mit Conrad Wilhelm Röntgen, dem Entdecker der Röntgenstrahlen), Laborgefäße, Gasentladungsröhren und einem Zündkerzenprüfer anmeldete.

1894 ging Burger nach Berlin, gründete seine. Und hier erfand er die Thermoskanne! Die Vorarbeiten dazu lieferten der Erfinder Adolf Ferdinand Weinhold (1841–1917) und der britische Chemiker und Physiker Sir James Dewar (1842–1923). Burger experimentierte an der Fertigung doppelwandiger Vakuum-Glasgefäße, als er dann auf das Produkt kam, das viele noch heute benutze und in dem ich zum Beispiel meinen Kaffee oder Tee warm halte, wenn ich auf Angeltour bin.

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Die Thermoskanne ist noch heute ein wichtiges Utensil, dass auf keinem Ausflug fehlen darf.
Die Thermoskanne ist noch heute ein wichtiges Utensil, dass auf keinem Ausflug fehlen darf. Imago/Sus Pons

Wozu seine Erfindung gut war, wusste auch Burger. „Thermos-Flaschen halten heiße Getränke 24 Stunden heiß, kalte Getränke auch an heißen Sommertagen ohne Eis tagelang eiskalt. Unentbehrlich für Touristen, Reisende, Automobilisten, Radfahrer, Wassersport, Militärs, Luftschiffer, Forstbeamte, Jäger, Bureau“, schrieb er als Werbung für sein Gefäß, für dass er 1903 das Patent erhielt.

Doch mit der Kanne von Burger lief es am Anfang nicht so gut. Da mussten erst die Amis kommen, um Burgers Thermoskanne zum Sieg zu verhelfen. Burger hatte sein Patent 1909 für 495.000 Reichsmark an eine Charlottenburger Aktiengesellschaft verkauft und das US-Patent der American Thermos Bottle Company in New York überlassen. Deren weltweiter Werbefeldzug für ein neues Camping-Gefäß zündete – und so kam die Thermoskanne erfolgreich zurück nach Deutschland.

Übrigens: Der gelernte Glasbläser Burger forschte erfolgreich mit Medizinern der Charité. Dazu gehörte der 1927 von ihm erfundenen Kaltrotlicht-Bestrahlungsapparat patentieren. Mit der Charité entwickelte er noch weitere Bestrahlungsgeräte, die in Kliniken zum Einsatz kamen. Zwei davon wurden  1938 an das Kremlkrankenhaus in Moskau geliefert.

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Wenn Sie zufällig am Sonntag auf dem Städtischen Friedhof in Pankow sein sollten – dann machen Sie doch einen kleinen Abstecher zum Grab von Reinhold Burger. Auch ein Besuch des Museumsdorf in Glashütte lohnt sich, in deren Ausstellung an den Thermoskannen-Erfinder erinnert wird.

Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com