An einem Café hängt ein Schild mit der Aufschrift „geschlossen“: Immer mehr Restaurants in Berlin machen dicht.
An einem Café hängt ein Schild mit der Aufschrift „geschlossen“: Immer mehr Restaurants in Berlin machen dicht. Hofmann/dpa

„Es ist ein ernsthafter Aufruf und eine Bitte an alle! In Summe genommen durften wir 9 Monate nicht arbeiten und jetzt stellt sich in der Gastronomie die Frage, ob wir noch arbeiten können?! (…) Bitte habt Verständnis dafür, dass wir Betreiber die Öffnungszeiten einschränken und das Angebot reduzieren müssen! Wir, das Team vom Café Nord, hoffen auf eine personelle Aufstockung, um unseren Gästen wieder den gewohnten Alltag bieten zu können.“

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Immer mehr Restaurants in Berlin müssen schließen 

Vor etwa einem Jahr  hatte der Betreiber des Pankower Café Nord diesen Aufruf im Internet veröffentlicht. Nun sind die Scheiben des Restaurants mit braunem Packpapier abgeklebt. Das große Restaurant-Sterben, es hat auch hier zugeschlagen. Auch der japanische Tapas Laden Izakaya in Niederschönhausen: zu. Andere reduzieren ihre Öffnungszeiten drastisch, bieten nur noch abends warme Küche an, kämpfen.

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Der Mangel an Servicekräften und Köchen dörrt die kulinarische Landschaft in Berlin und anderswo aus. Doch was hilft gegen den Niedergang? Höhere Löhne, sagen die einen: doch Unternehmen, die höhere Löhne nicht zahlen können, bleiben auf der Strecke.

Höhere Löhne gegen Fachkräftemangel 

Ein Handwerker in Brandenburg hat  mir neulich berichtet, wie sehr er seine Mitarbeiter hegt und pflegt. Für jeden der geht, kommt kein neuer nach, weiß er. Das gilt in vielen Branchen, in denen die Boomer-Generation mit ihrer Rente klaffende Lücken hinterlässt. 

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Nun ist es ja so, dass ein Mangel auch zu Produktivität zwingen kann. Die Selbstbedienungskassen in den Supermärkten sind ein gutes Beispiel. Hier wird nicht vorhandenes Personal durch Automaten ersetzt. Dass das auch in der Gastronomie ein Weg sein kann, wird nicht allen gefallen.

Ein Kellner räumt einen Tisch in einem Restaurant ab. Servicekräfte sind gefragt und gesucht.  Hilft ein höherer Lohn? Dann wird aber auch das Schnitzel teurer. 
Ein Kellner räumt einen Tisch in einem Restaurant ab. Servicekräfte sind gefragt und gesucht.  Hilft ein höherer Lohn? Dann wird aber auch das Schnitzel teurer.  Sebastian Gollnow/dpa

Eine Freundin berichtet neulich von einem Urlaub in Norwegen, wo in Restaurants ganz selbstverständlich mit einem Tablet bestellt und auch bezahlt wurde. Das Häkchen für das Trinkgeld wollte sie nicht so recht setzten, viel Kontakt mit dem Kellner hatte es ja gar nicht gegeben.

Vollautomatisches Restaurant, Pizza aus dem Automaten

In Dresden gibt es ein Restaurant, welches ein großer Spaß für Kinder ist. Man bestellt die Gerichte per Computer und auf Schienen werden sie im Weltraumrestaurant durch die Luft zischend  angeliefert. Roboter mit großen Augen bringen Ketchup und Majo.  In Warschau auf dem Bahnsteig des Hauptbahnhof brüht ein Roboter einem Tee. Pizza aus dem Automaten gibt es längst nicht nur in Holland. Ist das die Zukunft?

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Wahrscheinlich wird nach einer noch andauernden und schmerzhaften Bereinigung beides da sein: das hoch effiziente, technisch optimierte Selbstbedienungsrestaurant und das sehr teure Restaurant, welches sich noch echte Kellner leisten kann. 

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Für die Zeit bis dahin gibt es nur einen Tipp: wenn Ihnen ein Etablissement lieb ist, gehen sie hin. Es könnte schneller verschwunden sein, als Ihnen lieb ist.

Stefanie Hildebrandt schreibt regelmäßig im KURIER über Berlins Kieze.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com