Das neue GNTM: Diversität ist kein Selbstzweck, Werbern geht es ums Geld verdienen
Kritiker stören sich an der neuen Ausrichtung von „Germany's Next Topmodel“, doch dafür gibt es keinen Grund. Eigentlich ist alles wie früher.

Eigentlich kann ich diese Kolumne überhaupt nicht schreiben. Es ist locker zehn – wenn nicht sogar noch mehr Jahre – her, dass ich das letzte mal mehr als zwei Minuten von „Germany’s Next Topmodel“ gesehen habe. Ich erinnere mich an Thomas Hayo, Peyman Amin und natürlich Heidi Klum. Letztere ist noch immer dabei und inzwischen längst so etwas wie die GTNM-Alleinherrscherin. In dieser Rolle rief sie eine sehr diverse Staffel ins Leben – und stieß dabei durchaus auf Unverständnis.
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Die Models bei GNTM haben sich verändert
Ich habe auch von dieser neuen, vermeintlich so anderen GTNM-Staffel noch keine einzige Folge gesehen und doch habe ich in den Kommentarspalten auf Instagram Kommentare gelesen. Man würde die Show nicht mehr schauen, hieß es hier angesichts eines Posters auf dem auch Models zu sehen waren, die (deutlich) älter als 25 Jahre und nicht nur gertenschlank waren. Eine andere kommentierte dazu, dass das ja keine Models seien.
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Und dem muss ich einfach widersprechen – und ich kann das, ohne auch nur eine Sekunde der Show gesehen zu haben. Denn, was sind denn Models? Laut der Definition in der Wikipedia handelt es sich dabei um „eine Person, die sich aus künstlerischen oder kommerziellen Gründen abbilden oder filmen lässt oder etwas präsentiert, ohne durch ihre Handlungen eine besondere Schöpfungshöhe zu erfüllen“.
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Also eine Person, die Werke anderer präsentiert, ohne dabei ein eigenes Werk zu schaffen. Der veraltete Begriff „Vorführdame“ (oder auch „Vorführherr“) zeigt recht deutlich die Aufgabe von Models.
Bei den Werbern hat ein Umdenken eingesetzt, das beeinflusst GNTM
Im Kern ging es bei „Germany’s Next Topmodel“ meist um Mode, mal um Autos oder Rasierer – zumindest dann, wenn diese Premium-Werbepartner der Show waren. Und da stellt sich aus rein kapitalistischer Sicht durchaus die Frage: Warum sollten all diese Produkte nur von superschlanken Frauen angepriesen werden, die gerade erst dem Kindesalter entwachsen sind.
Und genau diese Frage stellen sich nun eben seit einiger Zeit auch die Werber. Wozu sollen sie den Menschen ein vermeintliches Körperideal schmackhaft machen, wenn sie auch einfach nur ihr Produkt für verschiedene Körper anpreisen können.
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Diversity ist kein Selbstzweck, es geht ums Geld verdienen
Die Diversität – oder wie Heid Klum zu sagen pflegt: Diversity – ist in der Mode-Industrie, der Werbung und auch bei GNTM kein Selbstzweck, wie Kritiker immer wieder behaupten. Es geht wie so oft darum, möglichst viel Geld zu verdienen.
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Viele Jahre lang herrschte die Meinung vor, das geht vor allem mit schlanken, normschönen „Vorführdamen“, die sich die Macher der großen Unternehmen selbst sicher gerne anschauten. Doch die Zeiten haben sich eben geändert und es pfeift vielerorts ein anderer Wind, der verkündet, dass auf diverserem Wege mehr Geld zu verdienen ist. Dass dadurch mehr unterschiedliche Körper repräsentiert werden, mit denen sich junge Frauen identifizieren können, ist ein angenehmes Nebenprodukt, aber nicht das Ziel dieses Paradigmenwechsels.
Und dafür werden viel mehr unterschiedliche „Vorführdamen“ als noch vor wenigen Jahren gebraucht, die das „neue“ GNTM nun sucht. Dass sich dadurch die Show, die zu bewältigenden Challenges, sowie die Unterwürfigkeit vor den Kunden geändert haben, darf allerdings bezweifelt werden. Denn egal, wie die Models aussehen, sie sollen das Produkt in jeder noch so schwierigen Situation in Szene setzen – genau wie in jeder anderen Staffel.
Domescu Möller schreibt jeden Donnerstag im KURIER über die Welt des Fernsehens.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.