„Wir im Osten“

Danke, dass wir die DDR-Kinderbücher nicht vergessen

Unser Autor ist sehr erfreut darüber, dass es noch so viele Menschen gibt, die die Schätze der ostdeutschen Kinder- und Jugendliteratur bewahren und noch immer gerne lesen.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Es ist schön, in Büchern aus seiner DDR-Kindheit wieder zu lesen. So manche Exemplare findet man auch in Bibliotheken.
Es ist schön, in Büchern aus seiner DDR-Kindheit wieder zu lesen. So manche Exemplare findet man auch in Bibliotheken.Panthermedia/imago

Liebe KURIER-Leser, heute möchte ich an dieser Stelle bei Ihnen von ganzem Herzen bedanken. Über die vielen Lesebriefe, die sie zu meiner Kolumne über die DDR-Kinderbücher geschickt haben. Ich habe mich sehr gefreut, dass bei so vielen Menschen dieser wichtige Teil der ostdeutschen Literatur nicht vergessen ist.

Nach dem meine Kolumne „Ich will meine DDR-Kinderbücher zurück“ erschienen ist, war ich für zwei Wochen in den Urlaub verschwunden. Nach Italien ging es, zu der schönen Sonnen-Insel Sardinien. Natürlich hatte ich Bücher im Gepäck, die ich am Strand endlich einmal lesen wollte.

Nein, es waren keine Kinderbücher, sondern Reiseführer und der James-Bond-Thriller „Leben und sterben lassen“.  Doch ich kam gar nicht zum Schmökern dieser Lektüre! Stattdessen las ich unter meinem Sonnenschirm voller Freude auf dem Smartphone Ihre Mails, in denen Sie mir zahlreich schrieben, wie sehr auch Sie die Kinderbücher aus der DDR lieben, und dass es gar nicht so schlimm ist, wenn man sich diese Literatur auch als Erwachsener noch einmal vornimmt, um zurück in die eigene Kindheit zu reisen.

DDR-Kinderbücher: Sie sind noch immer bei den Erwachsenen beliebt

Stellvertretend für alle Zuschriften, die mich begeisterten, möchte ich an dieser Stelle die Mail von Andrea (leider verriet sie ihren Nachnamen nicht) erwähnen, deren Inhalt ich Ihnen nicht vorenthalten will. „Ich gebe zu, ich lese hin und wieder eines meiner Kinderbücher rein aus Interesse, ob ich sie immer noch so fantastisch finde wie damals. Ja, ich gestehe, auch ich habe sie noch fast alle. Das trieb vor vielen, vielen Jahren meinen Mann, als wir in unsere erste gemeinsame Wohnung zogen, fast in den Wahnsinn ...“

„Troddek, Taps und Tine“: Das erste DDR-Kinderbuch unserer Leserin Andrea ist auch wieder neu aufgelegt worden, ist im LiV-Verlag erschienen. 
„Troddek, Taps und Tine“: Das erste DDR-Kinderbuch unserer Leserin Andrea ist auch wieder neu aufgelegt worden, ist im LiV-Verlag erschienen. LieV/amazon

Und Andrea verriet, wie sie „lesesüchtig“ wurde. „Zur Einschulung schenkte mir meine Mutter ‚Troddel, Taps und Tine‘ mit dem Kommentar, dass es das erste Buch ist, das ich bald alleine lesen kann. Ab dann war es Tradition, dass ich zum Geburtstag, zu Ostern und zu Weihnachten immer ein Buch geschenkt bekam.“ Oh ja, so ähnlich war es auch bei mir.

Weiter schrieb mir Andrea über ihre Leseabenteuer: „Um meinen Lesehunger zu stillen, erhielt ich ab der 2. Klasse die Erlaubnis, einmal in der Woche mit dem Fahrrad zur Kinderbibliothek zu fahren. Ich habe wöchentlich Bücher angeschleppt und sie, wie Sie, mit der Taschenlampe unter der Bettdecke weitergelesen, wenn Nachtruhe angesagt war. Als ich dann mal von meiner Mutter spätabends schlafend auf dem Teppich vor dem Heizkörper gefunden wurde, gab es richtig Ärger.“

DDR-Kinderbücher: Wie schön, dass diese Schätze unvergessen bleiben

Sie glauben ja gar nicht, wie ich mich darüber gefreut habe, als ich diese Zeilen und die anderen Mails unter meinem Sonnenschirm am Strand von Sardinien las. Da musste der James Bond halt eben in meinem Rucksack bleiben.

Noch mehr freute ich mich, dass viele Leser mir Tipps gaben, wo ich nun mein Lieblingskinderbuch aus DDR-Zeiten, „Bootsmann auf der Scholle“, bekommen könnte, das aus meinem Besitz leider verschwunden war. So einige Leser wollten mir sogar ihr Exemplar zuschicken. Das hat mich sehr berührt und ich möchte mich auch dafür bedanken. Liebe Leser, Ihr seid großartig!

Aber, die Geschichte um den vermissten „Bootsmann“ hat ein Happy End bekommen. Denn auch mein Vater hat die Kolumne gelesen – und von ihm erfuhr ich nun, dass das verschollene geglaubte Buch von Benno Pludra bei ihm im Bücherschrank aufgetaucht ist. Ich muss es nur noch bei ihm abholen.

Leserin Andrea hat schon recht, wenn sie schreibt, dass diese Kinderbücher zu den „persönlichen Schätzen“ gehören. Und ich bin froh darüber, dass wir diesen Schatz bewahren und an die nächste Generation weiter reichen.

Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com