Berlins Online-Behörden sind ein verflixtes Labyrinth – und der Endgegner heißt „Sicherheitscode“!
KURIER-Kolumnistin Sabine Stickforth hat sich an den Berliner Online-Behörden versucht.

Liebe Leserin und lieber Leser,
ganz sicher haben Sie sich auch schon mal durch den Berliner Behördensumpf gekämpft. Dieser Tage wollte ich mein Auto ummelden. Einen echten Besuchstermin bei einer KFZ-Meldebehörde in Berlin gibt es im September und Oktober schon mal gar nicht. Und der November ist für Termine noch nicht angelegt. Anscheinend will man uns Bürger mit einer formellen Angelegenheit dort gar nicht persönlich haben.
Seit dem 1. Oktober 2019 ist die Ummeldung eines Autos auch online möglich. Mir wird versprochen: Ihr kurzer Weg zum Amt: die digitale Verwaltung. Sie möchten eine Meldebescheinigung beantragen oder eine Urkunde bestellen? Dies und vieles mehr können Sie ganz einfach online erledigen. Bürgerämter, Standesämter und viele Services der Verwaltung stehen Ihnen mit wenigen Klicks zur Verfügung.
Kein Warten auf einen Termin bei der KFZ Zulassung, denn es geht auch online
„Also los“, denke ich so bei mir. Auf der Website hangele ich mich durch die ganze Palette an Dienstleistungen des Bürgeramts. Hier könnte aber doch einfach stehen: Kfz-Angelegenheiten oder Wohnungsangelegenheiten usw., und dann sucht man gleich in der richtigen Sparte nach Online-Adressänderung in der Zulassungsbescheinigung.
Nun geht es zur Online-Abwicklung. Dort erfahre ich die Voraussetzungen, erforderliche Unterlagen, Gebühren (14,51 Euro), Rechtsgrundlagen und die durchschnittliche Bearbeitungszeit meines Online-Antrages. (Rechnen Sie mit sieben Tagen). Weiter geht es mit START, da klicke ich auf Adressänderung und bekomme einen Antrag mit einer Nummer mit zwanzig Stellen. Auch hier wieder die notwendigen Voraussetzungen: Dass ich eine natürliche Person (also kein Roboter) und Halterin des Fahrzeugs bin. Auch dass ich bereits in Berlin wohnlich gemeldet bin (Ausweisdokument) und mein Auto hier zugelassen ist (KFZ-Schein). Die Bezahlung der Bearbeitungsgebühren geht natürlich nur elektronisch.
Und dann geht es weiter zum eigentlichen Formular der Adressenänderung. Selbstverständlich funktioniert das Ausfüllen nur, wenn ich mit den Bestimmungen zum Datenschutz per Häkchen einverstanden bin. Setze ich das Häkchen nicht, geht gar nichts mehr. Schließlich muss ich mich dann auf diesem Formular identifizieren. D.h. den Namen, Geburtsdatum und Geburtsort sowie die neue Adresse ins Onlineformular eintragen. Zum Beweis meiner richtigen Angaben sollen anschließend alle Ausweisdokumente hochgeladen werden. Die selbe Prozedur dann mit den Fahrzeug-, Versicherung- und Bankdaten. Ich laufe hin und her zwischen PC und Scanner.
Der Krampf mit dem Behördendeutsch
Bei allem muss ich höllisch aufpassen, dass ich das Beamtendeutsch wirklich verstehe, überhaupt auf der tatsächlichen Formularseite bin und die vorgesehenen Felder auch richtig ausfülle. Etliche Male musste ich wieder von vorne beginnen, weil es online schwer verständlich ist, was gemeint ist. Was wohl auch damit zu erklären ist, dass die Ämter selber online nicht gut aufgestellt sind. Boshaft möchte ich sagen, das es ein Abwehrportal ist.
Wie behelfen sich da bloß all die älteren Menschen, die nicht so sicher mit dem Internet und Onlineservices sind? Ich bearbeite also im Netz wegen Adressenänderung den Antrag für eine neue Zulassungsbescheinigung. Ddas habe ich jetzt selbst schon mal in einfaches Deutsch übersetzt.
Spätes Scheitern bei der Online-Behörde
Doch dann kommt der Punkt, wo ich bei meinen KFZ Dokumenten den 7-stelligen Sicherheitscode freirubbeln soll! Hä? Und da wird dann deutlich gewahr, dass es diesen Sicherheitscode erst ab 2015 bei der PKW-Zulassung gibt. Mein Auto ist aber älter! Das war es dann. Anderthalb Stunden umsonst der Mühe und Zeit! Ich kann meinen Antrag gar nicht weiter bearbeiten und muss nun doch persönlich zum Bürgeramt gehen. Das bedeutet noch länger quälende Parkplatzsuche zu Hause oder jede Menge Strafzettel wegen Falschparkens. Denn auch in Moabit sind die Parkplätze äußerst rar.
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Was für ein Segen wäre es gewesen, wenn ich in einer guten Woche meinen neuen KFZ-Schein mit der jetzt gültigen Adresse in meinen Händen würde halten können!
Liebe Leser, passen Sie gut auf, damit ihr Kampf durch das Behördendeutsch erfolgreich ist und nicht an einem blöden Sicherheitscode scheitert.
Ihre Sabine Stickforth
KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt jeden Dienstag über das Leben über 50 in Berlin.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.