Kolumne: Wir über 50
Auf nach Jüterbog!
Vom Plan zur Tat! Mikroabenteuer in einer mehr als 1000-jährigen Stadt.

Liebe Leserin und lieber Leser,
in der vergangenen Woche habe ich in der Kolumne meine Begeisterung für die Mikroabenteuer mit Ihnen geteilt: Die Erkundungen, die vor der eigenen Haustür beginnen. Kein großer Aufwand, keine neuen Anschaffungen, dafür viel Neugier und Spaß an Entdeckungen in der Region.
Wie beschrieben, fand am vergangenen Sonntag (geplant war eigentlich der Samstag, aber mit der Planung ist das immer so eine Sache …) mein erstes eigenes Mikroabenteuer statt. Wie verabredet traf ich eine gute Freundin 8.30 Uhr auf dem Hauptbahnhof. Geplant war, dass wir auf die Abfahren schauen und den Regionalzug nehmen, der als nächster fährt. Wasser, Obst, ein Brötchen hatten wir dabei, statt Badesachen packten wir die Regenjacken ein.
Wir waren beide überpünktlich und entschieden uns ohne große Überlegung für den RE 2 nach Wittenberg. Abfahrt: 8.32 Uhr. Das haben wir gerade so geschafft, fanden einen Platz im Doppelstockzug. Der erste Blick ging auf den Streckenverlauf des Regios. „Warst du schon mal in Jüterbog?“, fragte meine Freundin. „Nö“, musste ich zugeben. Und so stand schon vier Minuten später am Bahnhof Südkreuz fest, dass die Kleinstadt im Landkreis Teltow-Fläming das Ziel unseres Mikroabenteuers war.
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Wir zückten unsere Handys und begannen zu recherchieren. Aber schnell siegte der Wunsch nach Spontanität und wir beschlossen, einfach zu schauen, was da kommt. Es war die zweite gute Entscheidung des Tages. Aber schön der Reihe nach.
Nach neun Haltestellen landeten wir in der über 1000-jährigen Flämingstadt. Ein bisschen ratlos standen wir auf dem Bahnhofsvorplatz. Hätten wir vielleicht doch lieber das Handy nach einem Wanderweg befragen sollen? Da fiel unser Blick auf eine ziemlich ramponierte Wegekarte vis-à-vis dem Bahnhof. Spitzbubenweg. Wenn das nicht lockt, was dann? 11 Kilometer lang, rund um den Ort mit verschiedenen Möglichkeiten, in die Altstadt zu gelangen. Wir beschlossen, Jüterbog auf den Spuren des kleinen Halunken zu erkunden. Die Nase des Spitzbuben wies uns den Weg.
Der führte über Felder, durch Wiesen, und am Waldrand entlang. Es dauerte gar nicht lange und die ersten Türme tauchten auf. Das weckte unsere Neugier. Ungefähr auf der Hälfte des Weges verließen wir den Spitzbubenweg, denn eines der Stadttore schien förmlich darauf zu warten, dass wir endlich kommen. Wir wurden nicht enttäuscht. Die Baudenkmäler hinter der Stadtmauer mit drei Toren und sieben Wehrtürmen wie Nikolaikirche, Liebfrauenkirche, Mönchenkloster und das älteste Rathaus Brandenburgs waren gut ausgeschildert. Was für eine beeindruckende Geschichte! Einziger Wermutstropfen: schlechtes Fotowetter.

Zurück auf dem Spitzbubenweg verspürten wir beiden fast gleichzeitig kräftigen Hunger. Eine ältere Dame, die gerade ihre Gartenhecke schnitt, wies uns freundlich den Weg zum nicht weit entfernten Restaurant „Fuchsbau“, das direkt am Spitzbubenweg liegt. Kaninchenkeule mit Apfelrotkohl, dazu gebratene Kartoffelklöße (16,90 Euro) waren meine erste Wahl. Handgemachte, regionale Küche – was konnte uns Besseres passieren? Dazu eine Apfelschorle in XXL.
Nach dem Essen kamen wir mit dem Wirt Marcel Krüger ins Gespräch, der uns berichtete, dass der „Fuchsbau“ seit Mai dieses Jahres auch ein eigenes Hotel betreibt. Wir warfen einen Blick in den neuen Bau in alter Umgebung, der auch einen Abstellraum für Fahrräder hat, denn der Fläming Skate ist fast direkt vor der Tür.
Glücklich, satt und ein bisschen müde machten wir uns auf die letzte Runde des Spitzbubenwegs. Wir schafften den RE 4 kurz vor 16 Uhr ab Jüterbog und waren eine Stunde später am Hauptbahnhof. Die Ankunft von zwei glücklichen Mikroabenteurern. Tun Sie es uns doch einfach gleich, ermuntert und ermutigt Sie
Ihre Sabine Stickforth
KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt jeden Dienstag über das Leben über 50 in Berlin.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.