Man kann den Fernseher auch einmal ganz bewusst auslassen.
Man kann den Fernseher auch einmal ganz bewusst auslassen. Imago/Westend61

Zwei Wochen lang war dieser Kolumnen-Platz mit der großen „Let’s Dance“-Serie gefüllt. Und während nun montags bis mittwochs, sowie freitags an dieser Stelle wieder über andere Themen geschrieben wird, bleibt es am Donnerstag natürlich beim Thema TV. Dennoch will ich Ihnen nach dem „Let’s Dance“-Input der vergangenen Wochen eine kleine Pause gönnen: Diesmal geht’s in der Fernsehkolumne ums Nicht-Fernsehen.

Frühling bedeutet weniger Fernsehen

Denn mit dem Frühling beginnt natürlich auch wieder die Zeit, in der die Menschen weniger Zeit zu Hause verbringen. Denn wenn die Tage länger werden, die Temperaturen langsam weniger eisig, dann zieht es die Menschen einfach mehr nach draußen und auch nicht mehr ganz so pünktlich nach Hause, um die Vorabend-Serie oder die Show um 20.15 Uhr zu sehen.

Doch nicht immer läuft das mit dem Fernseh-Verzicht so einfach, ja fast automatisiert ab. Manchmal muss man sich auch selbst kräftig in den Hintern treten, damit man aus seiner im Winter manifestierten Sofa-Kuhle aufsteht, und den Fernseher auch, wenn man zuhause ist, ganz bewusst ausgeschaltet lässt. Denn seien wir mal ehrlich: Wir alle gucken mehr Fernsehen als unbedingt nötig. Das zeigt sich auch darin, dass jeder Deutsche durchschnittlich 213 Minuten am Tag vor dem Fernseher sitzt. Bei der Generation Ü65 sind es sogar 371 Minuten – also mehr als sechs Stunden.

Besonders, wenn wir lineares Fernsehen schauen, schalten wir nicht nur für unsere Lieblings-Show, die Lieblings-Serie oder die Nachrichten ein. Wir sehen zwischendurch Werbung, bleiben nach Sendungs-Ende dran und schauen ins nächste Programm und zappen vielleicht auch ein bisschen herum. Und das kann auch schön sein, wenn man es denn bewusst genießt.

Lassen Sie den Fernseher auch einmal ganz bewusst aus

Doch genauso bewusst kann man den Fernseher eben auch einmal ausgeschaltet lassen: Mal ein gutes Buch lesen, einen guten Freund anrufen, einen Spaziergang machen, ein Gericht kochen, das man lange nicht gekocht hat. Es klingt furchtbar banal und wie aus einem dahingerotzten Lebensratgeber, aber es macht einen Unterschied, ob man aufs Fernsehen verzichtet, weil man gerade sowieso nicht zuhause ist, oder weil man sich aktiv dagegen entscheidet. Denn es bedarf einer kleinen psychischen Kraftanstrengung, die einem aber mehr Kontrolle über sein Leben beschert.

Es wäre zudem nur kurzfristig eine Entscheidung gegen das Fernsehen. Denn fällt die Wahl beim nächsten Mal eben nicht aufs Lesen, sondern auf die Lieblingsserie, dann eben aus freien Stücken – und nicht, weil einem nichts besseres einfällt, und ohnehin der Fernseher eingeschaltet wird, wenn man nachhause kommt.

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Wenn Fernsehen bewusster geschieht, kann man es viel mehr genießen und gleichzeitig leichter ein Ende finden. Doch dafür muss man, frei nach Peter Lustig, auch einfach mal abschalten.

Domescu Möller schreibt jeden Donnerstag im KURIER über die Welt des Fernsehens.
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