Abnehmen im neuen Jahr: Kalorien zählen hat Tücken! Haben Sie schon einmal 200 Gläser Kirschlikör getrunken?

KURIER-Reporter Florian Thalmann versucht, seine guten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Dazu gehört auch ein echter Klassiker: Abnehmen.

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Wer abnehmen will, braucht Motivation - und starke Nerven. Denn Kalorien zählen macht Spaß, kann aber auch schocken.
Wer abnehmen will, braucht Motivation - und starke Nerven. Denn Kalorien zählen macht Spaß, kann aber auch schocken.imago/Panthermedia

Wissen Sie, welcher Tag am 17. Januar war? Na? Naaa? Ich helfe Ihnen auf die Sprünge: In der Liste der kuriosen Feiertage ist dieser Tag geführt als der „Wirf-deine-guten-Vorsätze-über-Bord-Tag“. Was eine Frage aufwirft: Wie steht’s bei Ihnen mit den Plänen für das Jahr 2023? Was haben Sie sich vorgenommen? Und: Halten Sie durch? Ich bin in der Silvesternacht mit einem Vorsatz ins neue Jahr gestartet, der zu den absoluten Klassikern gehört: Abnehmen. Und dafür braucht es nicht nur einige Tricks, sondern vor allem ganz viel Nervenstärke.

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Ich würde, würde man die Menschheit in Futter-Typen einteilen, zur Gruppe der „Snacker“ gehören. Als Gott die Schlankheit verteilte, war ich gerade am Süßwaren-Automaten. In stressigen Situationen, in doofen Situationen, in schönen Situationen, ja, in einfach allen Situationen bin ich für Schokolade zu haben. Das ging bis zu meinem 30. Lebensjahr gut. Doch dann, ganz plötzlich, wurde das Bäuchlein zum Teil meiner Personenbeschreibung.

Kalorien zählen: Die Waage ist nun ein ständiger Begleiter

Nun, nach einem überaus – pardon – verfressenen Weihnachtsfest, sollte damit Schluss sein. Ich nahm mir vor, Kalorien zu zählen. Das ist, so könnte man es nennen, seit dem ersten Januar mein neues Hobby. Ich habe mir eine App heruntergeladen, in der ich jedes Lebensmittel protokolliere. Die Waage, sonst höchstens mal beim Kuchenbacken nötig, steht nun ständig auf der Küchentheke. Jede Mahlzeit, jede Zutat beim Kochen, alles wird abgewogen. Klingt nervig – ist aber überaus spannend.

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Denn man lernt so viel über die eigene Ernährung! Allerdings oft auf die harte Tour. Das kleine Programm auf meinem Telefon sorgt mit seinen bösen, bösen Kalorienzahlen regelmäßig dafür, dass ich Herzflattern bekomme. Gestern etwa: Zum Abendessen habe ich mir eine Bohnensuppe gekocht – und danach alle Zutaten eingegeben. 500 Gramm frische, grüne Bohnen (155 Kalorien), 200 Gramm Karotten (80 Kalorien), 200 Gramm Kartoffeln (150 Kalorien). Soweit, so gut. Doch dann: 500 Gramm Hackfleisch (1400 Kalorien) und zwei Esslöffel Butterschmalz (180 Kalorien)!

Bohnensuppe schmeckt - nur das Fleisch ist schlecht für Kalorien-Bilanz.
Bohnensuppe schmeckt - nur das Fleisch ist schlecht für Kalorien-Bilanz.IMAGO / Shotshop

Jeder weiß, dass eine Bohnensuppe ganz schnell zum Stimmungs-Killer werden kann – zumindest mit einer aktiven Verdauung. Aber: So doch nicht! Natürlich hat der Eintopf trotzdem geschmeckt. Die Kunst ist es, die Kalorien-Zahl auf acht Portionen runterzurechnen. Schlimmer war da einer meiner ersten Versuche, den Tag mit Rührei einzuleiten. Ich freute mich, wie wenig Kalorien drei Eier haben. Und fühlte mich dann verarscht, als die App mir verriet, wie böse das Öl zum Anbraten ist.

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Mein schlimmster Schock war aber der, der mich auf einer Familienfeier am 13. Januar ereignete. Es war mein sogenannter „Cheat Day“ – einmal in der Woche gönne ich mir einen Tag, an dem ich alles essen kann – und ich hatte am Abend fünf Kirschlikör. Fünfmal 40 Milliliter sind 200 Milliliter. Pflichtbewusst und leicht angeheitert gab ich sie in die App ein. Und dachte kurz, mein Handy explodiert. 4200 Kalorien!

Daran, dass die folgende Nacht schlaflos war, war nicht nur der Alkohol schuld. Am kommenden Morgen klickte ich mich verträumt durch die App – und entdeckte zu meiner großen Erleichterung: Ich hatte nicht 200 Milliliter eingegeben, sondern 200 Gläser á 10 Milliliter. So viel war es aber nicht, ich schwöre es!

Die Kalorien-App auf dem Handy ist wie ein nerviger Freund

Manchmal kommt mir meine Kalorien-App auch vor wie dieser eine nervige Freund, der ständig gemeine Neckereien in Komplimenten verpackt. „Die Frisur ist toll, die hattest du doch schon 1995!“ So räumt mir das kleine Programm etwa pro Tag 120 Kalorien für Snacks ein. Für einen Snacker wie mich hört sich das nach einer netten Geste an. Vergessen Sie es! Einmal saß ich auf Knien eine halbe Stunde vor dem Kühlschrank und scannte alle Schokoriegel ein, um herauszufinden, welcher überhaupt in dieses Kalorien-Ziel passt. Danach gab es eine Möhre.

Wer abnehmen will, zählt Kalorien - das ist eine weit verbreitete Methode.
Wer abnehmen will, zählt Kalorien - das ist eine weit verbreitete Methode.imago/Westend61

Das muss sich alles ganz furchtbar anhören – aber auf gewisse Weise macht es mir dennoch Freude. Denn man lernt viel über die Ernährung. Bekommt ein Gefühl dafür, welche Lebensmittel gut sind und welche man eher in Maßen genießen sollte. Wissen, dass wir in unserem hektischen Alltag leider allzu oft ignorieren. Man sollte nicht hungern – und man sollte sich zwischendurch natürlich auch mal etwas gönnen, denn wir alle leben nur einmal. Aber ein besseres Gefühl für die eigene Ernährung zu bekommen tut vielen von uns gut.

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Entscheidend ist aber vor allem eines – und dieser Vorsatz ist noch wichtiger als das Abnehmen selbst: Ich habe mir vorgenommen, das ganze Gerede darüber, dass man die guten Vorsätze sowieso nicht einhalten wird, einfach rigoros an mir abprallen zu lassen. „Dit hältste doch eeeeeh nich‘ durch!“ – so etwas hört man öfter. Ich denke mir dann nur: Bald könnt ihr mir meinen verdammt schlanken Buckel runterrutschen.

Ich hoffe, dass Sie an Ihren Vorsätzen festhalten – und wünsche maximale Erfolge. Und nun entschuldigen Sie mich, mein Bohneneintopf wartet. Vielleicht gibt’s danach noch einen Kirschlikör. Aber nur einen.

Versprochen.

Florian Thalmann schreibt eigentlich jeden Mittwoch über Tiere – aber manchmal auch montags über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten. Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com