Schon lange wird im Kitkat nicht mehr getanzt. Nun wird der Klub zum Corona-Schnelltestzentrum.
Schon lange wird im Kitkat nicht mehr getanzt. Nun wird der Klub zum Corona-Schnelltestzentrum. Foto:  Pritzkuleit

Noch vor Wochen waren die Corona-Schnelltests bei Experten umstritten. Jetzt sind sie plötzlich die Renner in Berlin und sollen dafür sorgen, dass sich die Pandemie in der Stadt nicht weiter ausbreitet. Sogar einer der berühmtesten Fetisch-Klubs wird zum Corona-Schnelltestzentrum.

Im Kitkat hat es sich wegen des Lockdowns derzeit ausgetanzt. Doch bald darf man in die Vergnügungsstätte (Köpenicker Straße) wieder hinein. Ab Freitag verwandelt sich der Klub in ein Corona-Testzentrum. Per Facebook teilten die Betreiber mit, dass die Schnelltests von einer Ärztin und medizinisch geschultem Personal schon für 25 Euro durchgeführt werden. Ein wahrer Schnäppchenpreis: Ein andere Schnellteststation im Südwesten Berlins verlangt satte 80 Euro dafür.

Derzeit schießen Corona-Schnelltestzentren wie Pilze aus dem Boden. So eins ist nun auch die Galerie DNA in Mitte geworden. Da dort der normale Betrieb wegen des Lockdowns gerade ruhe, hat Inhaber Johann Nowak (59) zusammen mit einem Unternehmen die Räume in der Auguststraße 20 zum „Schnelltest Berlin“-Zentrum gemacht. Dort sind Ärzte und Medizinstudenten im Einsatz, testen sogar am Wochenende Berliner ganz schnell auf Corona.

In 20 Minuten ist das Ergebnis da

Die Nachfrage sei groß, versichert der Galerist. Und der Schnelltest gehe tatsächlich schnell. Ein Abstrich im Nasen- oder Rachenraum, danach wird die Probe auf eine Testkassette aufgetragen. Etwa 15 bis 20 Minuten später kann man anhand der Reaktion dort ablesen, ob jemand aktuell Corona hat oder nicht. „Dieser sogenannte Antigen-Schnelltest, den wir für 49 Euro anbieten, ist so einfach wie ein Schwangerschaftstest“, sagt Nowak.

Anfangs war das Verfahren bei Experten umstritten. Das Ergebnis der Probe könne nur bescheinigen, ob man gerade infiziert ist oder nicht, aber keine Aussagen über die Virenkonzentration treffen. Nun kam es zu einem Umdenken. Der Grund sind die stark ansteigenden Neuinfektionen in Deutschland. Dazu kommt, dass bei dem herkömmlichen PCR-Abstrichtest Tage vergehen können, bis ein Ergebnis vorliegt, da die Labore überlastet sind. Mittlerweile erklären Virologen und auch das Bundesgesundheitsministerium, dass Antigen-Schnelltests die Möglichkeit bieten, mehr Menschen zu testen und rascher Infektionen zu erkennen.

„Es ist auch unser Ziel, schnell Infektionsketten zu durchbrechen, damit wir wieder zu einem normalen Leben in der Stadt kommen“, sagt DNA-Galerist Nowak. „Am Montag kam zu uns eine Kita-Erzieherin vorbei, die auf dem Weg zur Arbeit war und sich vorher testen lassen wollte. Das Ergebnis war positiv. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte die Frau nicht den Test gemacht.“

Schnelltests seien die beste Lösung, um Kollegen im Büro oder die Angehörigen daheim vor Corona zu schützen, so Nowak. Gerade auch zu Weihnachten, wenn die Familien, wenn auch in begrenzter Zahl, zum Feiern zusammen kommen. Für ihn gilt das rasche Verfahren als Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie.

Ein Antigen-Schnelltest: Auf dieser Kassette wird die Probe aufgebracht, die nach 20 Minuten anzeigt, ob eine Corona-Infektion vorliegt.
Ein Antigen-Schnelltest: Auf dieser Kassette wird die Probe aufgebracht, die nach 20 Minuten anzeigt, ob eine Corona-Infektion vorliegt. Foto: picture alliance/Hoppe

So sehen es auch andere Betreiber, die nun ein Schnelltestzentrum nach dem anderen in der Stadt eröffnen, die offenbar von den Berlinern gerne angenommen werden. Am Moritzplatz in Kreuzberg entstand gerade in der vergangenen Woche ein neues, bietet den Schnelltest für 49,90 Euro an. Andere verlangen das Doppelte.

Dass sei keine Geschäftemacherei, so Galerist Nowak. Man hätte ja Miet- und Personalkosten, die man mit dem Preis auffangen müsse. „Reich wird man davon nicht“, sagt er. Seine 49 Euro für den Antigen-Schnelltest entsprechen genau der Gebührenordnung für Ärzte.

Jeder Berliner kann sich melden

Außerdem böten die Zentren einen großen Vorteil. Im Gegensatz zu den Corona-Untersuchungsstellen, die mit den länger dauernden PCR-Test vorwiegend Menschen mit Symptomen oder Rückkehrer aus Risikogebieten zur Verfügung stehen, kann sich in den Schnelltestzentren jeder Berliner melden. Kaum Wartezeiten und ein Ergebnis nach einer halben Stunde: Allerdings muss der Schnelltest selber bezahlt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht.

Dabei gibt es den Antigen-Schnelltest schon zum Stückpreis um die zehn Euro in der Apotheke oder im Internet. Allerdings dürfen diese nur von Ärzten erworben werden. Denn das Infektionsschutzgesetz verbietet den Verkauf an Privatpersonen, da Laien diesen Test nicht durchführen könnten.

Die Neuköllner Ärztin Sibylle Katzenstein, die in ihrer Praxis ebenfalls Schnelltests anbietet, fordert den freien Verkauf der Antigentests. „Man braucht keine Spezialkenntnisse, um diese allein durchzuführen“, sagt sie. Außerdem würden so Ärzte und die Labore entlastet. „Wer es sich nicht zutraut, kann ja immer noch zum Arzt gehen.“