Gastronomie

Restaurant-Betreiber: „Wir wollen kochen und nicht Bürokram erledigen“

Abstand halten, Gäste dokumentieren und Hygieneregeln beachten. Wer sein Restaurant öffnet, muss viele Vorgaben erfüllen. Mancher Wirt ist skeptisch, ob sich der Aufwand wirklich lohnt.

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Mario Geladini betreibt in Pankow das Restaurant Firenze.  
Mario Geladini betreibt in Pankow das Restaurant Firenze.

Welche Lebensmittel sollen wir bestellen? Und in welcher Menge? Wo stellen wir die überflüssigen Tische und Stühle unter? Werden überhaupt genug Gäste kommen, damit sich der ganze Aufwand lohnt? Berliner Gastwirte haben in diesen Tagen viele Fragen. Am Freitag empfingen sie nach acht Wochen Restaurantpause erstmals wieder Gäste.

Im Restaurant „Firenze“ in der Pankower Florastraße sind die weißen Tischtücher schon mittags aufgelegt. Chef Mario Geladini kommt aus der Küche gehetzt. Er hat zu tun, 90 Reservierungen stehen für den ersten Tag schon im Buch, die ersten Stammgäste warten schon vor der Terrasse. Auch die nächsten Tage versprechen Umsatz. Und den kann Geladini, wie viele andere Gastwirte auch, dringend gebrauchen. „Ich habe Fisch bestellt“, sagt er, „Dorade, Steinbutt vom Grill, das haben die Leute lange nicht gegessen.“

Dennoch rechnet Geladini mit 50 Prozent weniger Umsatz als üblich. Die Hälfte der Tische musste er wegen der Abstandsregeln verstauen. Während der Schließung hat er sein Restaurant renoviert, jetzt muss er Einnahmen generieren, will er nicht auf den Investitionen sitzen bleiben. Wie Mario Geladini hat auch Tarek Kaya, der ein paar Schritte weiter das mexikanische Restaurant „La Paz“ betreibt, kurz vor dem Start Bedenken.

Wirt Tarek Kaya befürchtet Probleme beim Datenschutz. 
Wirt Tarek Kaya befürchtet Probleme beim Datenschutz.

„Wie soll das mit dem Datenschutz funktionieren?“, fragt er sich.  Auf der von der Dehoga herunter geladenen Liste, die er vier Wochen aufbewahren soll, sehen andere Kunden, wer sich vor ihnen schon eingetragen hat. Ist die Empfehlung des Senats, solche Besucher-Listen vorzuhalten, um Kontakte nachverfolgen zu können, bindend oder wirklich nur eine Empfehlung? Kaya und seine Kollegen werden in den kommenden Tagen noch oft Flexibilität beweisen müssen.

Inzwischen hat die Datenschutzbeauftragte der Hauptstadt die Vorschläge des Senats konkretisiert. Name, Telefonnummer und Zeitraum des Aufenthalts müssen erhoben werden, ohne dass andere Kunden die Angeben zu Gesicht bekommen. „Die Daten sollten also beispielsweise für jede Person auf einem gesonderten Blatt erfasst werden“, teilte die Behörde auf Anfrage mit. „Die Bögen müssen sicher aufbewahrt und nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist taggenau sicher vernichtet werden.“ Trotz der dringenden Empfehlung besteht für die Restaurants aber keine Pflicht, die Daten zu erheben.

„Wir wollen doch kochen und nicht Bürokram erledigen“, erzählt Tarek Kaya. Und so sehen es die meisten seiner Kollegen auch. Am Wasserturm am Kollwitzplatz sieht es um halb eins schon fast wieder aus wie immer. Kellner mit Masken servieren Spargel. Bei „Betty and Cathy“ steht statt Blumendeko Desinfektionsgel auf den Tischen. „Es ist ein Experiment, das wir hier wagen.“