Nothilfe für Nager: Berlinerin gibt verlorenen Meerschweinchen ein Zuhause
Melanie Dufossé betreibt eine von acht Berliner Auffangstationen für Schweinchen in Not. Sie kümmert sich um Tiere, die ausgesetzt oder abgegeben wurden – und baut ihnen sogar Wasserbetten und Hängematten.

Das Berliner Tierheim kennt jeder, auch Auffang-Einrichtungen für Wildtiere sind vielen ein Begriff – aber wussten Sie, dass es in Berlin acht Nothilfe-Stationen für Meerschweinchen gibt? Hier landen die putzigen Tierchen, wenn sie ausbüxen und gefunden werden oder wenn die Besitzer sich nicht mehr um sie kümmern können. Eine der Stationen liegt in Britz – Melanie Dufossé (31) päppelt hier liebevoll Pflege-Meerschweinchen auf.
Meerschweinchen sind sehr intelligente, nette, soziale Tiere
Wie auch immer das Paradies der Meerschweinchen aussieht – es dürfte der Wohnung von Melanie Dufossé sehr ähnlich sein. Große, geräumige Zimmer, ausreichend Futter und Streicheleinheiten, sogar kleine Hängematten gibt es für die Tiere. „Auch deshalb liebe ich Meerschweinchen so sehr“, sagt die 31-Jährige dem KURIER. „Man kann so viele schöne Dinge für sie machen, wenn man etwas handwerkliches Geschick hat. Meine haben sogar ein Wasserbett.“ Es klingt kompliziert, ist aber nichts anderes als ein Reise-Kopfkissen, das die Tierfreundin mit Wasser füllte - eine einfache Idee, die den Meerschweinchen viel Freude bereitet.
Seit zehn Jahren beschäftigt sich Melanie Dufossé mit den kleinen Tieren. „Damals fing ich klein an, mit zwei Meerschweinchen, sie hießen Emma und Mathilde“, sagt sie. „Ich wollte Haustiere, hatte aber keine Zeit für einen Hund oder eine Katze. Dann stieß ich auf die Schweinchen. Es sind sehr intelligente, nette, soziale Tiere, die untereinander, aber auch mit dem Menschen kommunizieren.“ Schnell sprach sich herum, dass sie Meerschweinchen hielt. „Es kamen regelmäßig Anfragen von Freunden und Bekannten, die einen Platz für ihre Schweinchen suchten. Irgendwann nahm es etwas überhand, ich wollte mir Hilfe suchen.“ Dabei stieß sie auf den Verein „Notmeerschweinchen e.V.“, der überall Pflegestellen für in Not geratene Meerschweinchen betreibt.

Foto: Berliner KURIER / Gerd Engelsmann
Heute ist die Wohnung von Dufossé eine von acht Pflegestellen in Berlin. Zehn der Schweinchen, die hier leben, sind ihre eigenen – die anderen sind Pflegetiere, die sie aufpäppelt und versorgt. Sie kommen aus unterschiedlichen Gründen. „Ich nehme beispielsweise regelmäßig Fundtiere auf, die irgendwo entdeckt werden – vielleicht sind sie aus einem Garten abgehauen oder sie wurden ausgesetzt“, sagt sie. „Außerdem kommt es vor, dass Halter ihre Tiere abgeben müssen, weil sie beispielsweise plötzlich Allergien entwickeln.“
Schon als Kind half sie gern kranken Tieren
Auch passiert es, dass das Veterinäramt Meerschweinchen beschlagnahmt, weil sie nicht ordnungsgemäß gehalten werden. Diese Tiere kommen, sagt Dufossé, leider oft in einem schlechten Zustand, müssen ärztlich untersucht werden, in Quarantäne bleiben und aufgepäppelt werden. Erst im vergangenen Jahr befreite das Amt unzählige Schweinchen aus der Wohnung eines Tier-Horters, 30 davon kamen zu Melanie Dufossé. „Damals lebten hier 43 Schweinchen“, sagt sie. Es war ihr persönlicher Meerschweinchen-Höchststand – bisher.

Die ehrenamtliche Arbeit erledigt die Berlinerin neben ihrem eigentlichen Job bei einem Steuerberater. „Eigentlich habe ich zwei Vollzeitjobs“, sagt sie. „Hinzu kommt: Ich habe kein Auto. Wenn Schweinchen zum Tierarzt müssen, erledige ich das mit der Bahn.“ Auch viel Geld stecken die Tierfreunde in den Pflegestellen in ihre Schützlinge. „Wir bekommen zwar Geld vom Verein, aber der finanziert sich ausschließlich aus Spenden.“ Für die Neuköllnerin gibt es „schlechtere Wege, mein Geld auszugeben“, sagt sie. Sie habe als Kind schon Freude daran gehabt, kranken Tieren zu helfen. „Alles, was ich draußen gefunden habe, habe ich nach Hause geschleppt. Ich fand es immer schön, wenn ich Gutes tun konnte.“ Den Alltag mit ihren Meerschweinchen dokumentiert sie außerdem auf ihrer eigenen Facebook-Seite „Neuköllner Herzensschweine“.
Wer einem Pflege-Schweinchen ein neues Zuhause geben möchte, kann Kontakt zum Verein Notmeerschweinchen e.V. aufnehmen, hier wird die Vermittlung zentral organisiert. Übrigens: In den Nothilfestationen gibt es sogar Meerschweinchen zum Ausleihen. „Denn die Tiere müssen mindestens in Paaren gehalten werden“, erklärt Dufossé. „Wenn jemand zwei Meerschweinchen hält und eins stirbt, kann das übrig gebliebene nicht allein weiterleben. Wer aber nicht gleich ein neues anschaffen möchte, kann bei uns ein Tier ausleihen.“