Über 90 Tiere aus Messie-Wohnungen befreit
Niedlich und schrecklich: Riesige Katzen-Flut überrollt das Berliner Tierheim
Sie sind teilweise erst Wochen alt, wurden unter miserablen Bedingungen gehalten. Jetzt werden die Miezen bei den Falkenberger Tierschützern aufgepäppelt.

Normalerweise geht Tierfreunden beim Anblick niedlicher Baby-Katzen das Herz auf, doch diese Bilder sorgen vor allem bei Tierschützern für Entsetzen. Im Juli überrollte eine regelrechte Miezen-Flut das Tierheim – weil die Veterinärämter zwei Wohnungen in Spandau und Pankow räumten, in denen die Haltung der Haustiere gewaltig außer Kontrolle geriet.

Sie sind klein, süß, verspielt, die großen Kulleraugen blicken neugierig umher – doch was diese süßen Kätzchen schon in den ersten Wochen ihres Lebens erleben mussten, ist kaum vorstellbar. Gleich zweimal gingen die Veterinärämter im Juli gegen Tierhalter vor, die jeweils unzählige Katzen in ihren Wohnungen horteten, stellten die Tiere sicher, brachten sie ins Tierheim. „Der erste Fall betraf eine Messie-Wohnung im Bezirk Pankow“, sagt Tierheim-Sprecherin Annette Rost dem KURIER. „Gegen die Bewohner hatte man schon vor Jahren ein Tierhaltungsverbot verhängt, doch sie hielten sich nicht daran.“
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Im Gegenteil: Die Katzen-Haltung geriet außer Kontrolle. 55 Tiere waren es, die hier befreit wurden, alle in katastrophalem Zustand – teils nur wenige Wochen alt, die Augen entzündet und verklebt, viele litten an Katzenschnupfen. „Eine Katze musste sofort eingeschläfert werden, weil ihr Körper voller Tumore war“, sagt Rost. „Bei einer anderen mussten die Tierärzte ein Auge entnehmen, weil es chronisch entzündet und vergrößert war.“ In der Tierarzt-Praxis des Tierheims stapelten sich die Boxen, mit dem Behandeln der Tiere kamen die Mediziner kaum hinterher. „Sie standen bis tief in die Nacht in der Praxis, kümmerten sich um die Tiere.“

Dann der nächste Schlag: Nur eine Woche später befreite das Veterinäramt noch einmal 36 Katzen aus einer Privatwohnung in Spandau. Ein klassisches Beispiel für „Animal Hoarding“, die Sucht, Tiere zu sammeln. Mehrere erwachsene Katzen waren sogar trächtig, eine brachte vier Babys zur Welt. Das Katzenhaus und die Krankenstation im Tierheim sind nun prall gefüllt. In der Vergangenheit gab es bereits ähnliche Fälle, doch insgesamt 95 Katzen sind eine hohe Zahl, „das bringt selbst unsere erfahrenen Mitarbeiter an ihre Grenzen“, sagt Rost.

Die Tiere, denen es gut geht, leben zu Teilen bereits im Schillow-Haus. Hier kümmern sich die Tierpfleger liebevoll um die kleinen Miezen – ein großer Aufwand. „Die Tiere, die Augenentzündungen hatten oder haben, müssen dreimal täglich mit Salbe versorgt werden“, erklärt Tierpflegerin Nadine Pandula (33). Auch der Katzenschnupfen, unter dem viele der Tiere litten, wird behandelt. „Wenn das nicht passiert, kann diese Erkrankung schnell chronisch werden“, sagt sie. Die kleinen Katzen-Familien fühlen sich hier pudelwohl, bei ihren Besitzern wurden sie kaum gefüttert und verwahrlosten. „Das ist bei solchen Messi-Wohnungen oft so – die Besitzer haben ihre Lieblinge, um die anderen kümmern sie sich kaum.“

Die kleinen Kätzchen gehen bald in die Vermittlung, werden aber nur zu zweit abgegeben. Interessenten können sich an das Katzen-Vermittlungshaus Schillow 1 wenden (Mail: schillow1@tierschutz-berlin.de), brauchen allerdings eine ausgefüllte Selbstauskunft. Zudem sucht das Tierheim immer nach ehrenamtlichen Helfern, die den Tierschützern bei der Arbeit im Katzenhaus unter die Arme greifen (Mail: ehrenamt@tierschutz-berlin.de). „Es ist der anstrengendste Ehrenamts-Job, den man sich vorstellen kann“, sagt Annette Rost und lächelt. „Erst wird geputzt – und dann darf mit den kleinen Kätzchen gekuschelt und gespielt werden.“