13 neue Corona-Fälle an neun Berliner Schulen und zwei Kitas
Mitte, Neukölln und Charlottenburg-Wilmersdorf melden am Freitag Neuinfektionen bei Kindern. In Neukölln gibt es außerdem einen Ausbruch in einem Pflegeheim.

An neun Schulen und zwei Kitas in Neukölln, Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf sind am Freitag insgesamt 13 Corona-Fälle gemeldet worden. In Mitte sind vier Schüler an vier Schulen positiv auf das Virus getestet worden. Das sagte der Gesundheitsstadtrat von Mitte, Ephraim Gothe (SPD), dem KURIER am Freitag. In Neukölln wurden laut Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) an drei Schulen fünf Fälle bestätigt. An einer Grundschule seien eine Lehrerin sowie zwei Schüler, an zwei Oberschulen jeweils ein Schüler erkrankt. Auch an zwei Kindertagesstätten in Neukölln gibt es laut Liecke jeweils einen Fall. Es seien zwei Kinder an zwei unterschiedlichen Kitas erkrankt.
In Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es laut Landesschülerausschuss vom Freitag aktuell einen Fall in der Schülerschaft des Schiller-Gymnasiums. Gesundheitsstadtrat Detlef Wagner (CDU) bestätigte der Berliner Zeitung am Freitagabend außerdem einen weiteren Fall an einer Grundschule. Der Schüler habe Kontakt zu 70 Kontaktpersonen gehabt, die nun in Quarantäne seien und getestet werden müssten.
Außerdem gebe es in Neukölln ein „Ausbruchsgeschehen unter Mitarbeitern und Bewohnern eines Pflegeheims“, sagte Gesundheitsstadtrat Liecke am Freitagmittag dem Berliner KURIER. Vier Mitarbeiter sowie zwei Bewohner des Heims seien infiziert. Die Bewohner wiesen derzeit keine Symptome auf. Man arbeite noch an der Ermittlung der Kontakte. Die Wohnanlage sei unterteilt in unterschiedliche Trakte, die sich gut voneinander trennen ließen. „Die Angehörigen werden informiert.“
Die Namen der betroffenen Schulen und Kitas wollten die Bezirksstadträte noch nicht nennen. Die Meldungen seien zu frisch, die Schulen müssten sich in der Kommunikation noch mit den Senatsverwaltungen abstimmen. Man untersuche gerade, welche Kinder und Lerngruppen in Quarantäne müssten. Die Kontakte aber seien reduziert, die Klassen noch klein. „Wir müssen wohl in keinem der Fälle die gesamte Schule schließen“, so Gothe. Auch die Kitas in Neukölln wurden laut Liecke nicht ganz geschlossen.
An einer Oberschule habe man gerade erst mit der Kontaktnachverfolgung begonnen. Es sei nicht auszuschließen, dass sich die Fallzahl noch erhöhe, so Liecke.
Ansteckung in vielen Fällen wohl außerhalb der Schule
Insgesamt sind damit innerhalb einer Woche 18 Corona-Fälle an zwölf Berliner Schulen bekannt geworden. An der Christoph-Földerich-Grundschule in Spandau sind fünf Kinder in fünf unterschiedlichen Klassen infiziert. 50 Mitschüler und neun Lehrer wurden in Quarantäne geschickt. In Neukölln wurde erst am Dienstag je ein Fall an der Hans-Fallada-Schule und der Röntgen-Oberschule bekannt, hier gingen insgesamt 17 Schüler in Quarantäne.
In den beiden Fällen an der Röntgen-Oberschule und der Hans-Fallada-Schule sowie in zwei Fällen an der Christoph-Földerich-Schule endet die Quarantäne-Zeit mit diesem Freitag, 12. Juni. Für drei Kinder an der Spandauer Christoph-Földerich-Schule sowie deren Lerngruppen gilt die Quarantäne noch bis zum 18. Juni. In Spandau, Neukölln und Mitte geht man davon aus, dass die Infektion nicht in der Schule, sondern im privaten Rahmen stattgefunden hat.
Laut der Spandauer Amtsärztin Gudrun Widders und dem Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) hängen die Fälle in Spandau und Neukölln miteinander zusammen. Alle betroffenen Kinder stammen demnach aus der rumänischen Community. Ihre Familien seien privat miteinander in Kontakt gewesen, sagten die Experten bereits Anfang der Woche dem KURIER.
Auch bei den vier neuen Fällen in Mitte stammen zwei der Kinder nach ersten Erkenntnissen aus der rumänischen Community, sagte Mittes Gesundheitsstadtrat am Freitag. „Die Familien haben offensichtlich sehr enge persönliche Kontakte“, so Ephraim Gothe. Für die Gesundheitsämter sei es wichtig, „solche Zusammenhänge aus epidemiologischer Sicht zu erkennen“ und die Öffentlichkeit entsprechend zu informieren. Es sei nun auch Aufgabe von Behörden und Politik herauszufinden: „Wie kann man Gruppen erreichen, die vielleicht nicht jeden Tag die Zeitung lesen?“
Landesschülerausschuss: „Verunsicherung und leichte Panik“
Die Senatsbildungsverwaltung teilte auf Nachfrage am Freitag lediglich mit, dass man eine dreiseitige „Handreichung“ an die Berliner Schulen gegeben habe, wie in Infektionsfällen an Schulen und Kitas zu verfahren sei. Sie liegt dem KURIER vor - und ist wenig übersichtlich. Wie auch die Senatsgesundheitsverwaltung verwies die Bildungsverwaltung ansonsten an die Ansprechpartner in den einzelnen Bezirken.
Der Landesschülerausschuss teilte am Freitag mit, dass im Infektionsfall am Schiller-Gymnasium in Charlottenburg-Wilmersdorf „größere Verunsicherung und leichte Panik in der Schulgemeinschaft auftrat“. Die Schülervertretung forderte die Verwaltung dazu auf, in den Schulen weiter mit einer Aufklärungsmaßnahme zu sensibilisieren und die nun ausgegebene Handreichung entsprechend zu ergänzen. „Es gilt nicht nur eine Verbreitung der Infektionen zu vermeiden, sondern auch eine Verbreitung von Verunsicherung und Panik.“
Silke Gebel, Fraktionsvorsitzende der Berliner Grünen, sagte dem KURIER am Freitag, die neuen Fälle an Schulen und Kitas zeigten, dass aktuell „der Großteil der Neuinfektionen im familiären Umfeld beziehungsweise zuhause“ stattfindet. Die Einhaltung der Abstandsregeln sei deswegen weiter wichtig. Außerdem sei ein gezieltes und schnelles Testen in solchen Fällen zentral. „So können Kontakte schnell nachverfolgt und neue Fälle erkannt werden.“
Von den Gesundheitsexperten aus Neukölln, Spandau und Mitte heißt es, dass die Kontaktnachverfolgung in den aktuellen Fällen zum Teil extrem mühselig sei. Mehrere Betroffene hätten weit verzweigte Kontakte gehabt. Man sei bei der Nachverfolgung stark auf ihre Kooperation angewiesen.