Mieterverein: Viele Berliner können Miete wegen Corona nicht zahlen
30 oder 40 Prozent des Einkommens für das Wohnen auszugeben, ist für viele Berliner üblich. Doch was passiert, wenn das Einkommen plötzlich bröckelt? Erste Schwierigkeiten deuten sich an.

Viele Berliner werden in den nächsten Monaten wegen der Corona-Krise Schwierigkeiten haben, ihre Miete zu bezahlen. Davon geht der Berliner Mieterverein aus. Seit Monatsbeginn gibt es dort mehr Anfragen von Mietern, bei denen in Folge von Kurzarbeit das Geld knapp wird. Geschäftsführer Reiner Wild sagte der Deutschen Presse-Agentur, im März und April habe es dagegen noch keine größeren Schwierigkeiten gegeben. „Die wirklich harte Zeit kommt jetzt.“
Bis Ende Juni kann zwar Mietern wegen ausbleibender Mietzahlungen nicht gekündigt werden. Das hat der Bundestag beschlossen, um die Corona-Folgen abzumildern. Die Betroffenen bleiben die Miete aber schuldig, müssen also nachzahlen. Vermieter können Verzugszinsen berechnen. „Deswegen ist es ratsam, erstmal mit dem Vermieter zu reden und eine Vereinbarung zu treffen“, sagte Wild. „So kann man die Verzugszinsen verhindern.“
Bislang gab es in der Beratung des Vereins, der im Jahr rund 90.000 Mieteranfragen beantwortet, weniger als 1000 Meldungen von Mietern mit Zahlungsproblemen in der Corona-Krise.
Bei Berlins größtem Vermieter Deutsche Wohnen sind nach Konzernangaben bis zu dieser Woche rund 1100 Anfragen von Mietern eingegangen. In der Mehrzahl gehe es um vorfühlende Schreiben, wonach es Probleme geben könnte. Tatsächliche Mietausfälle seien die Ausnahme.
Das könnte sich stadtweit ändern. „Wir erwarten, dass das noch dramatisch wird“, sagte Wild. „Die mit Corona einhergehende Rezession wird sich auswirken.“
Nach Beobachtung des Vereins zeigen nicht alle Hausverwaltungen Verständnis. „Wir haben Fälle, wo Vermieter relativ scharf geschossen haben.“ So gebe es anwaltliche Schreiben mit Kündigungsdrohung und der Forderung an die Mieter, die Anwaltskosten von mehreren hundert Euro zu übernehmen. (dpa)