So war es einmal: Alice Frohnert sitzt an der Bar eines Etablissements und bietet ihre Dienste an.
So war es einmal: Alice Frohnert sitzt an der Bar eines Etablissements und bietet ihre Dienste an. Foto: Frohnert/privat

Bei ihr herrscht tote Hose in der Liebe. Alice Frohnert kämpft mit einem Sexverbot. Die Prostituierte darf in der Corona-Krise wegen der hohen Infektionsgefahr nicht arbeiten. Seitdem bangt die alleinerziehende Mutter um ihre Existenz.

„Die Vorsichtsmaßnahmen sind wichtig, aber trotzdem ruinieren sie uns Sexarbeiterinnen finanziell. Lange halten wir das nicht mehr durch“, sagt sie. Frohnert selbst muss besonders vorsichtig sein, wie sie betont, da ihr Sohn (21) aufgrund einer Asthmaerkrankung zur Risikogruppe zähle und noch bei ihr im Haushalt lebe.

Die Berliner Sexarbeiterin ist seit 25 Jahren im Rotlichtmilieu unterwegs und empfängt ihre Freier in ihrer Privatwohnung. Begonnen hat sie als Studentin in einem Club am Savignyplatz. Inzwischen mache sie das wegen ihres fortschreitenden Alters nicht mehr professionell, sondern habe noch einen weiteren Job als freie Journalistin bei einer Tageszeitung in ihrer Heimat Luxemburg. „Trotzdem brechen mir momentan monatlich ungefähr 500 Euro meiner Einnahmen weg, die ich dringend benötige, um meine Wohnung abzuzahlen“, sagt sie. Vorwiegend ältere Männer zählten zu ihrem Stammpublikum, die auch alle zur Hochrisikogruppe zählten.

Mundschutz beim Sex? Das kann sich Sexarbeiterin Alice Frohnert nicht vorstellen

Sex auf Distanz, geht das überhaupt? „Unsere Arbeit ist sehr körpernah. Das ist ein enormes Problem in dieser Zeit“, sagt Frohnert. Sie könne sich selbst nicht vorstellen, einen Mundschutz während ihrer Dienstleistungen zu tragen, da er für Abstand zwischen zwei Menschen sorge und das wäre beim Geschlechtsakt schwierig. Ihre Branche sei vom Corona-Virus besonders hart getroffen worden, da sie vermutlich die Letzten seien, die ihre Arbeit wieder aufnehmen dürften.

Dabei seien die Hygienevorschriften in den Bordellen ohnehin sehr hoch. An die halte sie sich auch in ihren eigenen vier Wänden. Bevor es zur Sache geht, steht Körperpflege an. „Jeder Kunde muss sich vorher von mir waschen lassen“, verrät die Sexarbeiterin. Desinfektionsmittel und Seife habe sie ohnehin zuhauf in ihrem Badezimmer.
Alice Frohnert könnte sich daher auch Lockerungen in ihrem Gewerbe vorstellen.

„Bordelle, in denen jüngere Frauen arbeiten und jüngere Gäste empfangen werden, die gesundheitlich nicht so gefährdet sind, könnte man vielleicht bald wieder öffnen“ sagt sie. Die erfahrene Prostituierte befürchtet, dass das Sexverbot dauerhaft gesellschaftlichen Schaden anrichten könnte. Sie sagt: „Sex ist ein Ventil. Wenn die Befriedigung des Triebs ausbleibt, könnte die Gewaltbereitschaft zunehmen.“