Mit Plakaten am Spielplatz macht die Bürgerinitiative aufmerksam.<br>
Mit Plakaten am Spielplatz macht die Bürgerinitiative aufmerksam.
Foto: Berliner Kurier/Benjamin Pritzkuleit 

An den Bäumen bewegen sich Bänder im Wind. Ein Eichhörnchen huscht vorbei, vor manchem Haus stehen Tische und Bänke. In einem Pankower Innenhof zwischen Ossietzkystraße  und Kavalierstraße ist das Wirklichkeit, was Politik gern propagiert und wovon Mieter träumen. Ein  grünes Quartier nahe der Innenstadt, gut für das Klima, das soziale und das ökologische. Doch wie an vielen Orten Berlins ist auch dieses Biotop bedroht. Die landeseigene Gesobau AG soll Wohnungen bauen, wo immer es günstig geht. Hier besitzt sie Land und hat noch Fläche hinzugekauft. Zwei Neubauten, eingepresst in den Bestand, mit 150 bis 170 neuen Wohnungen sollen entstehen. Doch die Mieter vor Ort protestieren seit anderthalb Jahren beharrlich. 

Eine innerstädtische grüne Oase soll durch Nachverdichtung zerstört werden.&nbsp;<br><br>
Eine innerstädtische grüne Oase soll durch Nachverdichtung zerstört werden. 

Foto: Berliner Kurier/Benjamin Pritzkuleit 

Im April 2019 gründeten sie die Bürgerinitiative „Grüner Kiez Pankow“ und fordern seither Mitsprache. 110 Bäume, eine große Wiese, auf der seit vielen Wochen sonntags Anwohner-Konzerte stattfinden, und ein Spielplatz, den umliegende Kinderläden nutzen, stehen auf der einen Seite, 150 neue Wohnungen in Blocks, die die alten überragen, auf der anderen. 

In diesem Teil Pankows – südlich des Schlossparks bis zum Pankower Tor – sind von 2010 bis 2018 bereits 2500 Wohnungen entstanden. Schon jetzt stößt die Infrastruktur im Kiez an ihre Grenzen. Schulen, Kitas, Verkehrswege sind übervoll. „Eine umfassende verkehrs-, landschafts- und stadtplanerische Untersuchung für Neubauvorhaben wie diese wäre dringend nötig“, sagt Britta Krehl,Sprecherin der Initiative, die sich mit elf weiteren in der Stadt vernetzt hat. Ein Bebauungsplanverfahren ist für solcherlei Projekte aber nicht vorgesehen. Doch nur in diesem Verfahren müsste man nachweisen, dass auch die Infrastruktur angepasst wird. „Salamitaktik“ nennt Anwohnerin Susanne Marx das. Auch aus vielen kleinen Bauvorhaben werde irgendwann eine Menge an Menschen die vorhandene Strukturen nicht mehr bewältigen. 

Yvette Untermann, Anwohnerin.&nbsp;<br>
Yvette Untermann, Anwohnerin. 
Foto: Berliner Kurier/Benjamin Pritzkuleit 

Yvette Untermann (88) wohnt seit 60 Jahren hier. Sie harkt an diesem Sonnabendvormittag die herabfallenden Blätter zusammen. „Es wäre schrecklich, wenn die alten Bäume hier gefällt würden“, sagt sie. Auch für die Senioren, die 40 Prozent der Anwohnerschaft ausmachen, macht sich die Initiative mit kreativem Protest stark. 

Andrej Hermlin und das Swing Dance Orchestra geben am Sonntag ein Konzert im Innenhof.
Andrej Hermlin und das Swing Dance Orchestra geben am Sonntag ein Konzert im Innenhof. Foto: DAVIDS/Christina Kratsch

Immerhin haben sie bisher erreicht, dass es neue Verständigungsgespräche mit der Gesobau, dem Bezirk und der Senatsbauverwaltung gibt. Pankows Bürgermeister Sören Benn engagiert sich als Moderator. Und hochkaratig ist auch die musikalische Unterstützung an diesem Sonntag. Der Swingmusiker Andrej Hermlin wird ab 17 Uhr unter den Bäumen spielen. Auf dass diese grüne Bühne weiterhin existiert.