Berliner Ikone
Kult-Kino Colosseum in Prenzlauer Berg öffnet endlich wieder
Am kommenden Sonnabend wir das Kino wieder als Kulturort eröffnet. Filme, Lesungen und Theater sind geplant.

Es war ein trauriger Anblick. Seit 2020 leuchtete die ikonische Anzeige an der Schönhauser Allee, Ecke Gleimstraße nicht mehr. Das Kino Colosseum war nach Jahrzehnten im Betrieb wegen der Pandemie und der Insolvenz der Betreiber geschlossen worden. Sämtliche Bemühungen, den Ort als Kino zu erhalten, waren gescheitert. Bis jetzt. Nun öffnen sich an diesem Wochenende (9. September), fast 100 Jahre nachdem 1924 die erste Filme über die Leinwand flimmerten, die Türen wieder. Im Rahmen des deutschlandweiten Kinofestes ist auch das altehrwürdige Kino Colosseum wieder am Start.
Zoo-Palast-Betreiber bespielt auch Colosseum
Der unter Denkmalschutz stehende Kinosaal 1 sowie die Säle 2 und 3 werden von Hans-Joachim Flebbe, der den Zoo-Palast und die Astor-Film-Lounge bespielt, wieder in Betrieb genommen.

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Die weiteren Kinos und Flächen der ehemaligen Wagenhalle übernimmt die Colosseum Event Berlin GmbH mit den Kulturschaffenden David Kunze, David Boldt und Leon Roewer, so eine Mitteilung. Zwar ist die Nutzung als Kulturstandort als Pop-up-Betrieb auf zunächst zwei Jahre angelegt, doch alles ist besser als Leerstand und verrammelte Fassaden.
Die Vermietung der Räume für Kulturveranstaltungen erfolgt durch die Berliner Starlounge GmbH, die Gastronomie übernimmt Kevin Elias, Betreiber des Berliner Restaurants Schneeweiß. Am 9. September öffnet im Colosseum sein Restaurant Lola.
Für das Film-Programm im Kino Colosseum kündigen die Macher gehobenen Mainstream, Special Interest und Sondervorführungen wie Anime, Musikfilme, Film-Festivals und Independent-Produktionen an. Hinzu sollen Thementage oder -wochen passend zum Kulturprogramm auf den Eventflächen kommen, außerdem Premieren und vieles mehr.
Das Colosseum war 1884 als Pferdestall errichtet worden. Die großen Backsteinhallen dienten außerdem im Zweiten Weltkrieg als Lazarett. Nach der Schließung durch die Atze-Brauer-Erben gab es berlinweit Proteste. Mit dem Verein Rettet das Colosseum hatten sich ehemalige Mitarbeiter zusammengeschlossen, um Kino und Gebäude zu erhalten.
Grünen-Stadtrat genehmigte Abriss
Auch Silke Gänger, die kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Pankow begrüßt die Wiedereröffnung des Kinos Colosseum in der Schönhauser Allee: „Wir Grünen setzen uns bereits seit langem für den Erhalt des Colosseums als Kulturstandort ein, und die Wiedereröffnung des Kinos am Samstag ist ein Grund zur Freude für alle hier in Pankow.“
Das Colosseum habe einen einzigartigen kulturellen und historischen Wert für den Kiez und viele Pankower und Pankowerinnen hätten einen ganz persönlichen Bezug zu dem traditionsreichen Ort. „Ich freue mich, dass das Colosseum sogar ein noch vielfältigerer Kulturstandort wird, da nicht nur der große historische Kinosaal und zwei weitere wiederbelebt werden, sondern auch andere Kulturveranstaltungen wie Theateraufführungen, Lesungen und Konzerte in den anderen Sälen stattfinden werden“, sagte Gänger.
Dabei war es 2020 der grüne Baustadtrat Vollrad Kuhn gewesen, der einen Bauvorbescheid für das Grundstück an der Schönhauser Allee, auf dem sich das fast 100 Jahre alte Kino befindet, bewilligte, ohne die Brisanz dieses Vorhabens zu bemerken. Ein Abriss des Komplexes drohte, ein Neubau mit einer Überbauung aus sechs Geschossen auf 15.900 Quadratmetern steht im Raum.
Die Prüfung des Bauantrags dauert weiter an. Auf 8500 Quadratmetern sollen in einem L-förmigen Glasbau Büros entstehen. Die übrigen etwa 13.500 Quadratmetern sollen für andere, insbesondere kulturelle Nutzungen zur Verfügung stehen.
Büros und Kultur im Colosseum
2022 war bekannt geworden, dass der Hamburger Projektentwickler Values Real Estate die Immobilie von Atze Brauners Erben erworben hatte. Nach Sanierung und Umbauarbeiten ist eine Weiternutzung für kulturelle Zwecke geplant, verspricht der neue Eigentümer. Values-Chef Thorsten Bischoff will an diesem Ort „lebenswerten neuen urbanen Raum“ schaffen. „Das Nutzungskonzept für einen neuen Kino- und Kulturbetrieb als Identifikationspunkt im historischen Saal und eine entsprechende kulturelle Zwischennutzung bis zur Bauphase spielen eine besondere Rolle für uns“, sagte er.
Am 9. September läuft nun zunächst „In einem Land, das es nicht mehr gibt“, ein Drama von Aelrun Goette. Eine Lesung mit Bjarne Mädel am 7. September ist schon ausverkauft. Für die Adventszeit sind an den Wochenenden Weihnachtsrodeo-Märkte angekündigt, zuvor findet das Human-Rights-Filmfestival statt.
