Petra und Horst Rosenberger sitzen seit vielen Jahren im Rollstuhl - ihre Reiselust lassen sich die beiden aber nicht nehmen.
Petra und Horst Rosenberger sitzen seit vielen Jahren im Rollstuhl - ihre Reiselust lassen sich die beiden aber nicht nehmen. Foto: Berliner KURIER/Gerd Engelsmann

Weltreisen im Rollstuhl – das hört sich für viele, die Petra (66) und Horst Rosenberger (63) treffen, erst einmal recht ungewöhnlich an. Und tatsächlich haben die beiden Berliner Weltenbummler ständig mit Vorurteilen zu kämpfen. „Eine Frage, die wir oft hören, ist: Wo ist denn Ihr Betreuer?“, sagt Horst Rosenberger. Doch wer ihre Geschichte kennt, der weiß: Es könnte keine unnötigere Frage geben. Auch deshalb erzählen die Rosenbergers gern von ihren Reisen. „Wir wollen zeigen, dass ein Handicap kein Grund ist, seine Träume nicht umzusetzen“, sagt er.

Eine Wanderung in den Alpen geht mit dem Rollstuhl nicht? Petra Rosenberger beweist das Gegenteil.
Eine Wanderung in den Alpen geht mit dem Rollstuhl nicht? Petra Rosenberger beweist das Gegenteil. Foto: privat/www.hope-rosenberger.de

Horst und Petra Rosenberger lernten sich schon in der Schulzeit kennen, verloren sich aus den Augen, fanden sich später aber durch Zufall wieder. Sie arbeitete damals als Psychologin, er als Verkaufsleiter. Heute sind sie seit 43 Jahren verheiratet, teilen neben der Liebe für das Reisen auch ihr Schicksal. Beide leiden am Post-Polio-Syndrom, einer Erkrankung, bei der nach und nach die Muskeln ausfallen. Seit den 90er-Jahren sitzen sie im Rollstuhl, die Krankheit noch immer voran. „Alle zwei bis drei Jahre müssen wir unser Leben anpassen“, sagt Petra Rosenberger.

Was bleibt, ist die Liebe für Reisen, die die beiden schon verband, als sie sich kennenlernten. Die ersten Touren gingen zu DDR-Zeiten etwa nach Tschechien – „und an andere Orte, die wir damals überhaupt bereisen konnten“, sagt Horst Rosenberger. Schon damals hätten sie bedauert, viele Orte und Länder nicht sehen zu können. Eine Angst, die mit der Wende verflog. „Wir hatten schon immer unstillbares Fernweh“, sagt Petra Rosenberger. „Wenn wir zu Hause sind, quält uns oft der Gedanke, wohin wir als nächstes reisen können.“

Die Rosenbergers auf dem Dach des Rockefeller Center in New York.
Die Rosenbergers auf dem Dach des Rockefeller Center in New York. Foto: privat/www.hope-rosenberger.de

Inzwischen waren sie in unzähligen Ländern, haben unzählige Abenteuer erlebt. Australien, die USA, Kanada, Hongkong, Südafrika, Marokko, Schweden, Italien, Ägypten – die Liste ist lang und wird immer länger. Ihre Touren planen sie selbstständig – und sehr genau. „Denn wir müssen natürlich auf viele Dinge achten, die für Menschen, die gehen können, nicht so wichtig sind“, sagt Horst Rosenberger. Etwa, dass ein Hotel, das die beiden buchen, auch wirklich rollstuhlfreundlich ist. Es sei schon passiert, dass in Hotels plötzlich Treppen auftauchten, die in der Beschreibung nicht vorkamen. In der Planung sehen die beiden auch einen entscheidenden Vorteil: Während andere an vielen Dingen vorbeilaufen, beschäftigen sich die Rosenbergers vorher intensiver mit ihren Zielen.

Petra Rosenberger fütterte auch schon Elefanten in Südafrika.
Petra Rosenberger fütterte auch schon Elefanten in Südafrika. Foto: privat/www.hope-rosenberger.de

Grenzen, die sich dabei auftun, akzeptieren die beiden nicht gern. Stolz erzählt Horst Rosenberger  von einem Abenteuer: „Ich wollte immer mit Haien tauchen“, sagt er. Im südafrikanischen Gansbaai fanden sie eine Station, die das ermöglichte. In einem Hotel wurde nur für die Rosenbergers der Weg zu einem Zimmer behindertengerecht gestaltet. „Die Hotelbetreiber sagten, dass sie durch uns einen Grund haben, das endlich in Angriff zu nehmen.“ Das Tauchen selbst war ein Erlebnis. „Die Tour-Guides hatten das auch noch nie gemacht – aber es klappte.“

Doch auch negative Beispiele erlebten die beiden. Etwa in Hongkong – hier gab es für das Ehepaar keine Unterstützung. „Taxen wollten uns nicht mitnehmen, in Busse durften wir nicht einsteigen – und bei Nachfragen hörte wir immer wieder den Satz: ,Das ist nicht komfortabel für Sie.‘“, sagt Petra Rosenberger. „Dort habe ich zum ersten Mal mit den Tränen gekämpft, weil man uns sagte: Es ist besser, wenn Sie unser Land verlassen.“ 

Besuch in einer Gletscherlagune auf Island.
Besuch in einer Gletscherlagune auf Island. Foto: privat/www.hope-rosenberger.de

Die Reisen der Rosenbergers sind auch immer ein Test an die Barrierefreiheit der jeweiligen Region. Sie erleben bei den Touren viele schöne Dinge. „In Spanien hat beispielsweise jede Tankstelle eine behindertengerechte Toilette – weil die Normen nicht so hart geregelt sind wie bei uns. Hierzulande sind die Vorschriften so klar, dass viele das Geld dafür gar nicht in die Hand nehmen“, sagt Horst Rosenberger. Bei einer Safari in Südafrika wurde ein extra Jeep eingesetzt und Rolli-Rampen in der Lodge angebracht. Im Gegensatz dazu klingt die Attraktion, die die beiden trotz Abenteuerlust noch nie sahen, wie ein schlechter Scherz: „Wir waren noch nie auf dem Berliner Fernsehturm. Es ist nicht gestattet, mit dem Rollstuhl nach oben zu fahren.“

Die Rosenbergers beim Spaziergang an der Strandpromenade von Andalusien.
Die Rosenbergers beim Spaziergang an der Strandpromenade von Andalusien. Foto: privat/www.hope-rosenberger.de

In ihrem Buch „Überwindung von Grenzen“ erzählen die Rosenbergers von ihren Reisen, außerdem bieten sie Multimedia-Shows an. „Wir wollen damit zeigen, dass wir trotz Rollstuhl die gleichen Interessen wie andere Menschen haben“, sagt Petra Rosenberger. „Dass wir uns für Natur, Kultur, Architektur interessieren, für andere Länder.“ Am schönsten sei es, wenn nach einem Vortrag ein Zuschauer ohne Handicap das Gespräch sucht, um die jeweilige Reise selbst zu planen. „Allerdings mögen wir es nicht, wenn man uns bewundert.“ Schließlich tun sie nichts anderes als andere: Die Rosenbergers erfüllen sich Träume.

Infos: www.hope-rosenberger.de