Lino Maisant gießt die Sandbirke und die mit Wildblumen bepflanzte Baumscheibe vor seinem Wohnhaus in der Neuköllner Wipperstraße. 
Lino Maisant gießt die Sandbirke und die mit Wildblumen bepflanzte Baumscheibe vor seinem Wohnhaus in der Neuköllner Wipperstraße.  Foto:  Berliner Kurier / Thomas Uhlemann

Berlin - Zwei Dürrejahre haben Berlins Bäume hinter sich, auch 2020 ist bislang trotz einiger Regengüsse zu trocken. Die Politiker der Stadt bitten deshalb immer wieder, dass die Berliner ihre Straßenbäume gießen sollen, um sie am Leben zu halten. Wer helfen will, kann sich seit Mitte vergangener Woche der Internetseite www.giessdenkiez.de bedienen. Sie hat bislang an die tausend Berliner, die im Schnitt je zwei Bäume „adoptiert“ haben,  zum Mitwässern animiert.

Einer von ihnen ist Lino Maisant (29) aus der Neuköllner Wipperstraße. Er betreut mit Nachbarn eine Sandbirke vor der Tür, deren Baumscheibe sie mit Wildwiesenblumen begrünt und mit einem Holzzäunchen umrahmt haben. Mit Gießkanne und einem Schlauch, der im Hof angeschlossen ist, werden die Birke und eine Linde nebenan alle zwei Tage, bei Hitze täglich mit 50 bis 80 Litern Wasser gegossen.

„Ich gieße den Baum schon länger“, sagt Maisant, der als redaktioneller TV-Mitarbeiter sein Geld verdient und gerade seine Masterarbeit in Stadtökologie schreibt. „Das Internet-Angebot ist öffentlichkeitswirksam und macht wegen der Dürre bewusst, wie nötig das Wässern ist.“ Die auf der Seite angebotene Möglichkeit, sich über das Kommunikationswerkzeug „Slack“ mit anderen Baumfreunden zu vernetzen, nutzt er noch nicht, fände es aber gut, wenn die Grünflächenämter in das Netzwerk einbezogen würden.

Während Lino Maisant die Birke mit den Wildblumen auf der Baumscheibe vor seinem Haus wässert, sprengt Danica Werdin mit dem Schlauch die Linde dahinter.
Während Lino Maisant die Birke mit den Wildblumen auf der Baumscheibe vor seinem Haus wässert, sprengt Danica Werdin mit dem Schlauch die Linde dahinter. Foto:  Berliner Kurier / Thomas Uhlemann

Während Maisant die Gießkanne an der Birke schwingt, sprengt Nachbarin Danica Werdin (68) mit dem Schlauch im hohen Bogen die Linde und lächelt: „Ich wohne seit 30 Jahren im Haus und die jungen Leute haben sich bei mir das Gießen abgeschaut.“ Die Birke, die auf der Internetseite mit 24 Jahren Standzeit ausgewiesen ist, stehe allerdings erst seit 2010 dort. Bei einem Nachbarn im Blumenkasten gesprossen, sei sie an die Straße umgesetzt worden.   

Auf der Internetseite sollen nach und nach alle registrierten 625.000 Berliner Straßen- und Anlagenbäume aufgeführt werden: Jeder bereits erfasste Baum kann auf einer Karte angeklickt werden. Man sieht seine Art, wie alt er ist und wie viel Wasser er braucht. Straßenbäume von über 40 Jahren seien in der Regel Selbstversorger, Jungbäume bis drei Jahre benötigten dagegen 200 Liter Wasser – am Tag. Verschiedene Links der Seite geben weiterführende Informationen.

Wer einen Baum abonniert, kann angeben, wann und mit wie viel Wasser er ihn versorgt hat – die Nachbarschaft wird auf diesem Weg informiert, wo Bäume noch Hilfe benötigen.

Die Information über die Sandbirke vor Lino Maisants Wohnhaus auf der Internetseite giessdenkiez.de. 
Die Information über die Sandbirke vor Lino Maisants Wohnhaus auf der Internetseite giessdenkiez.de.  Bild: CityLAB