Wladimir Kaminer geht selbst gern auf dem Gelände des Jahnsportparks laufen.
Wladimir Kaminer geht selbst gern auf dem Gelände des Jahnsportparks laufen. Volkmar Otto

Die Anwohner rund um den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark sind auf dem Baum. Einer von ihnen ist der Autor Wladimir Kaminer. Kaminer wohnt in der Nähe des Friedrich-Ludwig-Jahn Sportparks, der in den nächsten drei Jahren umgebaut werden soll.

Ein Inklusionspark mit einem modernen und behindertengerechten Neubau des Stadions soll entstehen. Der Abriss des alten Stadions ist beschlossen, zur Gestaltung des Parks hat die zuständige Verwaltung Transparenz und Bürgerbeteiligung versprochen. Freitag endete eine Online-Umfrage des Senats. Deren Ergebnisse sollen einbezogen werden, wenn eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2014 aktualisiert wird.

Ein Posten aus genau dieser Studie bringt nun die Anwohner auf die Palme: In den Kosten ist laut Studie die Annahme berücksichtigt, 240 Bäume zu entfernen und 1:1 mit Neupflanzungen zu ersetzen. „Bei uns wird der Sportpark zu einem riesigen Event-Ort umgebaut, Hunderte von Bäumen müssen gefällt werden“, schreibt Wladimir Kaminer auf seiner Facebook-Seite. „Die Stadtverwaltung weiß nicht Bescheid, dass man so etwas nicht tut.“

„Ein Park ohne Bäume  ist wie ein Berliner ohne Schnauze“

Die Bäume, nicht die Events, seien die Visitenkarte des Parks. „Ein Park ohne Bäume ist wie ein Berliner ohne Schnauze“, schreibt er. Andere Anwohner haben eine Petition gegen eine drohende Rodung eingerichtet: „Im Zuge des Umbaus des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks sollen keine Bäume oder Sträucher gerodet werden, keine zusätzlichen Flächen versiegelt und keine zusätzlichen Parkmöglichkeiten geschaffen werden, heißt es darin.“

Facebook

Auch Wladimir Kaminer rief dazu auf, die Petition zu unterzeichnen. „Immer wieder haben wir in der Stadt das gleiche Problem. Bürgerliches Leben fällt Großprojekten zum Opfer. Für eine gesunde Nachbarschaft braucht man Bäume“, sagt er.  Kaminer schätzt, wie viele andere hier auch, dass das Gelände um den Sportpark von Freizeitsportlern genutzt wird. „Die Menschen gehen im Park Laufen, sie spazieren, machen Yoga. Das ist die Art von Sport, die eine Großstadt gut vertragen kann“, so der Autor, der Gleichgesinnte beim Verein Freunde des Mauerparks e.V. findet. „Nachhaltigkeit darf in unserer Stadt nicht nur Lippenbekenntnis sein“, heißt es von dort. Der Erhalt des wertvollen Baumbestandes müsse zum Schutz des Stadtklimas und der Artenvielfalt bei allen Planungen hohe Priorität haben“, fordert der Verein Freunde des Mauerparks e.V.

Auf seinen Post bekam Kaminer postwendend Antwort aus der Senatsverwaltung für Sport.  Sehr geehrter Herr Kaminer, schreibt Dirk König, persönlicher Referent des Sportstaatssekretärs Aleksander Dzembritzki. „Leider sind Ihre hiesigen Behauptungen grundlegend falsch. Die benannten Zahlen beziehen sich auf die Überarbeitung einer Machbarkeitsstudie als Grundlage einer frühen Kostenschätzung von 2014. Dabei sind 240 Bäume „eingepreist“ worden. Es existieren weder konkrete Planungen, geschweige denn Genehmigungen zum Fällen der Bäume. (…) Das ist ziemlich plumper Populismus, auf den Sie sich hier einlassen."

Lieber einmal zu früh und zu oft auf den Barrikaden als vor vollendete Tatsachen gestellt werden, mögen sich die Protestler denken. Wo sie schon mal eingepreist sind, fallen oft auch Pappeln.