Großer Lychensee in der Uckermark lädt besonders an dieser Stelle zum Baden ein.
Großer Lychensee in der Uckermark lädt besonders an dieser Stelle zum Baden ein. Foto: Imago Images/Hohlfeld

Bürgermeisterin Karola Gundlach (parteilos) hat einen Erpresserbrief erhalten, die Kripo ermittelt, und das alles wegen ein paar Nackedeis. Ein Streit um die Strand- und Badeordnung der Stadt Lychen eskaliert. Das Nacktbaden an den sieben Badestellen der brandenburgischen Kleinstadt ist neuerdings verboten. Die Verordnung gilt seit 13. Juni. Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Strafe von bis zu 500 Euro rechnen.

Anonymes Schreiben droht mit Wasserverpestung

Grund für die vom Stadtparlament beschlossene Regelung waren mehrere Beschwerden, wie Karola Gundlach dem KURIER bestätigt. Nackte haben Volleyball gespielt oder Yoga gemacht. Gerade junge Eltern hätten sich darüber beklagt, sagt sie. „Ansonsten hätte es keine Verordnung gegeben.“ Auch Grillen, das Hören von lauter Musik und Drogen nehmen ist an den Badestellen nicht mehr erlaubt.

Karola Gundlach, Bürgermeisterin der Stadt Lychen in der Uckermark, hat einen Drohbrief erhalten.
Karola Gundlach, Bürgermeisterin der Stadt Lychen in der Uckermark, hat einen Drohbrief erhalten. Foto: Stadt Lychen

Nicht jeder ist mit der Verordnung einverstanden. Gerade das Nackt-Verbot zog Zorn auf sich: In einem anonymen Schreiben wird gedroht, „20 Liter Dieselkraftstoff (oder Schlimmeres) in jeden Badesee“ einzulassen, sollte die Regelung nicht zurückgenommen werden. „Solange wir denken können, baden wir in Lychen nackt und das lassen wir uns nicht verbieten“, heißt es weiter.

Die Regelung sei „schlimmer als Corona“. Die Bürgermeisterin, die das Schreiben zugeschickt bekommen hat, findet den anonymen Stil feige. Sie sagt: „Hier werden Straftaten angedroht. Ich muss mir persönlich Gedanken machen, ob was passiert.“ Sie ging zur Polizei. Jetzt wird ermittelt. 

FKK an anderen Stellen weiterhin erlaubt

Lychen: Ein 3000-Einwohner-Ort in Brandenburg, an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern macht nun eher ungewollt Schlagzeilen. Im Rathaus reagiert man am Freitag leicht genervt. „Gibt es nichts Wichtigeres?“, fragt eine Mitarbeiterin am Telefon. Karola Gundlach erklärt weiter: „Hier handelt es sich um sieben Badestellen, die die Stadt Lychen bewirtschaftet. Um Ortsteile und Stadt gleich zu behandeln, gibt es diese Regelung. An mindestens 100 Stellen an unseren gesamten Seen kann weiterhin nackt gebadet werden.“ Solch Nackt-Verbote gebe es auch in anderen Orten, nicht nur in Lychen, stellt die Bürgermeisterin klar.

So ganz unrecht hat sie da nicht: FKK-Bereiche sind in der Regel abgetrennt, das Ausziehen nicht überall gestattet. Auch an den bei Nackt-Fans so beliebten Ostsee-Stränden gibt es abgetrennte Bereiche. Die Berliner Bäderbetriebe beispielsweise verzichten in dieser Saison auf FKK-Zonen in den Freibädern. Der Grund: zu viel Aufwand.