Dosen schleppen, damit es „Musik für die Ohren“ gibt: Tom (39) hat angefangen, mit anderen Künstlern die graue Schallschutzwand an der Märkischen Allee mit Graffiti-Malerei zu verschönern.
Dosen schleppen, damit es „Musik für die Ohren“ gibt: Tom (39) hat angefangen, mit anderen Künstlern die graue Schallschutzwand an der Märkischen Allee mit Graffiti-Malerei zu verschönern. Foto: Sabine Gudath

Berlin bekommt eine neue East Side Gallery -  jetzt allerdings richtig im Osten der Stadt: Eine 180 Meter lange Schallschutzwand an der Märkischen Allee in Marzahn wird von einem Dutzend Graffiti-Künstlern verziert. Die 3,50 Meter hohe Betonwand vor einer Flüchtlingsunterkunft soll nicht mehr wie eine Gefängnismauer wirken.

Tom Hrvb teilt die Räume auf der Wand gedanklich ein, hält seinen Entwurf in der Hand.
Tom Hrvb teilt die Räume auf der Wand gedanklich ein, hält seinen Entwurf in der Hand. Foto: Lehrke

Der Illlustrateur Tom Hrvb (39) - und ja, das ist ein Künstlername - hat am Freitag schon einmal begonnen. Mit einem Papier in der Hand, auf dem er seinen Entwurf für einen Teil der Mauer gemalt hat, umreißt er die ersten Formen.

Voller Körpereinsatz: Tom skizziert sein Werk auf der Mauer.
Voller Körpereinsatz: Tom skizziert sein Werk auf der Mauer. Foto: Lehrke

„Ich bin in der Gegend aufgewachsen und ganz in der Nähe zur Schule gegangen“, sagt er, und er wolle das Gefühl seiner Jugendzeit auf die Mauer bannen.  Entsprechend dem Motto der ganzen Aktion, die nach etwa einer Woche abgeschlossen sein soll: Musik für die Augen.

Auf einem Papierstreifen hat Tom skizziert, wie sein Wandgemälde aussehen soll.
Auf einem Papierstreifen hat Tom skizziert, wie sein Wandgemälde aussehen soll. Foto: Lehrke

Tom: „Wir hatten in den 90ern immer einen Walkman dabei, mit Musik auf Kassette, die wir vom Radio aufgenommen oder getauscht haben. Hier war mal ein Sportplatz, da haben wir Basketball gespielt. Diesen Spaß, das Lebensgefühl, das will ich festhalten.“

Nach wenigen Minuten sind schon die ersten Formen erkennbar. 
Nach wenigen Minuten sind schon die ersten Formen erkennbar.  Foto: Lehrke

Insgesamt 630 Quadratmeter sind zu verschönern, im Auftrag der Senatsbauverwaltung, als Kunst am Bau. Organisiert wird das Ganze von der Agentur 0815-industries.de der Brüder Jan und Dirk Schmidt. Sie schätzen, dass tausend Spraydosen verbraucht werden.

Im Fußgängertunnel des S-Bahnhofs Raoul-Wallenberg-Straße haben  Künstler im Auftrag der Bahn auch schon ihre Spuren hinterlassen.
Im Fußgängertunnel des S-Bahnhofs Raoul-Wallenberg-Straße haben  Künstler im Auftrag der Bahn auch schon ihre Spuren hinterlassen. Foto: 0815-industries.de

Die Agentur hat ähnliche Projekte schon an verschiedenen anderen Orten umgesetzt, zum Beispiel in den Fußgängertunnels der S-Bahnhöfe in Marzahn oder an Verteilerhäuschen. Tom hat zuletzt im Auftrag des Eigentümers Wände an der Willner-Weißbierbrauerei in Pankow an der Berliner Straße dekoriert.