Stefanie Frädrich organisiert seit 2016 Hochzeiten in Berlin und Brandenburg.
Stefanie Frädrich organisiert seit 2016 Hochzeiten in Berlin und Brandenburg. Foto: zVg/Katrin Andrzejewski

Sie kümmern sich um den schönsten Tag im Leben vieler Paare, setzen mit ihrer Arbeit der Liebe ein Krönchen auf: Menschen, die in der Hochzeits-Branche arbeiten.  DJs, Konditoren, Hochzeitsplaner, Dekorateure - sie alle sichern ihren Lebensunterhalt mit dem Glück der anderen. Doch nun stehen viele mit dem Rücken zur Wand - weil sie aufgrund der Corona-Krise kein Geld mit Veranstaltungen verdienen. 

Alle geplanten Hochzeiten mussten verschoben werden

Berlins Hochzeits-Profis gehen deshalb am Dienstag zum ersten Mal auf die Straße, protestieren ab 10 Uhr am Pariser Platz. Denn die Lage ist in vielen Unternehmen verheerend. „Die Corona-Krise schlug im März direkt ein“, sagt Stefanie Frädrich, die seit 2016 hauptberuflich Hochzeiten plant. Direkt zu Beginn des Lockdown habe sie eine Feier absagen müssen. „Das war ein Schreck, das Brautpaar war entsprechend aufgelöst.“ Seitdem verschlimmerte sich die Lage Stück für Stück. „Am Anfang dachte man noch, im April und Mai geht alles weiter, aber bisher mussten alle geplanten Hochzeiten verschoben werden. Denn welches Brautpaar möchte den schönsten Tag der Beziehung mit Maske und Abstand feiern?“ Die meisten Partys wurden nun in das kommende Jahr verlegt.

Bisher gebe es keinerlei Planungssicherheit. „Wir können kein Geld verdienen - und auch alle Dienstleister, die für Hochzeiten tätig sind, gucken in die Röhre. Fotografen, Konditoren, Restaurants, Floristen“, sagt Frädrich. Schlimm sei die Situation auch für die Paare. „Die Planungen für eine Hochzeit beginnen früh. Für geplante Feiern bedeutet eine Absage viel Aufwand. Alle Gäste müssen informiert, Flüge und Hotelzimmer storniert werden.“

Hochzeitsplanerin Sarah Linow feierte gerade ihr zehnjähriges Jubiläum auf dem Berliner Markt.
Hochzeitsplanerin Sarah Linow feierte gerade ihr zehnjähriges Jubiläum auf dem Berliner Markt. Foto: Bernd Friedel

Auch Sarah Linow, die seit zehn Jahren Hochzeiten managt, hält die Situation für „eine Katastrophe“, sagt sie. Die derzeitige Lage mache Hochzeiten, wie sie sich viele Brautpaare wünschen, unmöglich. „Die Gastronomie darf nur bis 22 oder 23 Uhr geöffnet sein, die Abstandsregeln sind beim Tanzen schwierig einzuhalten. Man kann es den Paaren nicht verübeln, dass sie unter diesen Umständen nicht feiern wollen.“ Für die Planer bedeutet das: Nur Stornierungen, kein Umsatz. „Alle, die in dem Gewerbe ihr Geld verdienen, haben Einbußen zu verzeichnen. Der Sommer ist die Hochzeits-Saison - und die geht uns in diesem Jahr komplett verloren.“

Rund 30 Hochzeiten habe sie für dieses Jahr absagen müssen. Linow fürchtet eine Insolvenz-Welle. „Denn wer auf solche Feiern spezialisiert ist, verdient kein Geld.“ Zwar könnten viele Hochzeiten auf 2021 verschoben werden, aber dadurch sind im nächsten Jahr alle Termine blockiert. „Und wenn man es schafft, im kommenden Jahr doppelt so viele Feiern zu organisieren, verdient man zwar mehr Geld, aber die Steuern steigen dementsprechend.“

Die Hochzeits-Profis fordern bei den Demonstrationen, die zeitgleich unter anderem auch in Hamburg, München, Stuttgart und Schwerin stattfinden, klare Ansagen. „Alle Regelungen müssen wir uns im Internet suchen, es gibt kein einheitliches Vorgehen“, kritisiert Frädrich. Außerdem müsse es mehr finanzielle Hilfen für die Unternehmer geben. „Denn die Soforthilfe dürfen Solo-Selbstständige wie wir nur für die Betriebskosten verwenden.“ 

Maya Nikolic legt auf Hochzeiten als DJane auf. Die Aufträge bleiben derzeit aus.
Maya Nikolic legt auf Hochzeiten als DJane auf. Die Aufträge bleiben derzeit aus. Foto: Volkmar Otto

Alleine für das Frühjahr 2020 werde mit Verlusten zwischen 838 Millionen und einer Milliarde Euro für die Hochzeitsdienstleister gerechnet, heißt es im Aufruf zur Demonstration. Dennoch arbeiten viele unermüdlich für die Paare, helfen beim Umbuchen. „Was dabei fehlt, sind einheitliche Zielvorgaben und Richtlinien zur Umsetzung von Hochzeiten sowie Pläne zum finanziellen Ausgleich der Einnahmenverluste seitens der Berliner Politik. Denn auch in Sachen transparenter und wechselseitiger Kommunikation herrscht Stillstand. “

Eine, die ebenfalls demonstriert, ist Maya Nikolic aus Pankow - sie arbeit als DJane, legt vor allem auf Partys auf. Eines ihrer Hauptgeschäftsfelder sind Hochzeiten. „In den ersten Wochen der Corona-Krise haben viele Paare noch abgewartet, aber als sich kein schnelles Ende abzeichnete, wurden viele unruhig“, sagt sie. Die Stornierungs-Welle begann. „Normalerweise trete ich zwischen April und  Oktober auf rund 30 Hochzeiten auf, davon sind momentan bis Ende August noch drei übrig“, sagt Nikolic. Verheerend, denn: „Ich bin Saisonarbeiterin, verdiene also im Sommer das Geld, mit dem ich dann auch im Winter über die Runden komme. Selbst wenn ich die Zeit jetzt überstehe, stehe ich im Winter mit leeren Taschen da.“ Auch sie wünscht sich klare Ansagen. „Denn mit den jetzigen eine Feier zu organisieren, bei der sich die Menschen in den Armen liegen wollen, ist unmöglich.“