Die Corona-Helden in Berlins Supermärkten
In Wannsee schieben Verkäufer sogar am Sonntag eine Sonderschicht, damit Kunden wieder Ware haben.

Berlin - Sie sitzen an der Kasse, füllen Regale, schlichten nebenbei so manchen Streit ums Klopapier. Die Mitarbeiter in den Berliner Supermärkten gehören mit zu den Helden, die in der Corona-Krise bis zum Umfallen schuften, damit es uns an nichts fehlt. Der KURIER hat einen Markt besucht, in dem das Personal sogar am Sonntag für die Kunden im Einsatz ist.
Die Edeka-Filiale Götze in Wannsee: Es ist Sonntag gegen 10 Uhr, die Türen sind für Kunden zu, doch im Verkaufsraum brennt Licht. Chef Christian Götze (41) schiebt mit Mitarbeitern eine Sonderschicht.
„Natürlich hätten wir nach den neuen Senatsbestimmungen auch für den Verkauf öffnen können“, sagt Götze. „Doch am Sonnabend kam noch eine Lieferung. Ich denke, es ist besser, wenn wir am Sonntag lieber die Regale füllen, damit unsere Kunden am Montag endlich wieder mehr Ware vorfinden.“ Auch will der Chef viele der 40 festangestellten Mitarbeiter ein wenig Ruhe können. „Fast alle arbeiten am Limit, machen Überstunden.“
"Waren gehen jetzt weg, die früher Ladenhüter waren"
Götze ist mit einem Mini-Team im Sonntagseinsatz. Er und zwei Verkäuferinnen schleppen gerade Kisten mit Molkereiprodukten aus dem Lager in den Verkaufsraum. Götze zeigt auf eine Regalreihe. „Jetzt kann ich meinen Kunden wieder ein fast vollgefülltes Regal mit abgepackten Käsewaren präsentieren“, sagt er. Leere Regale, so Götze, erlebe er sonst nur Jahresende, wenn sich Kunden über die Feiertage mit Ware eindecken. „Doch seit Corona haben wir täglich einen Kundenansturm wie zu Weihnachten“, sagt er. „Nicht nur, dass Klopapier oder Mehl aus sind: Fertiggerichte oder Hefe gehen massenweise weg, die sonst eher Ladenhüter sind.“
Der Markt-Chef appelliert an seine Kunden, keine Hamsterkäufe zu machen. „Auch die Krankenschwester, die nur abends einkaufen kann, möchte noch eine Tüte Mehl bekommen.“ Ware sei in den Großlagern ja genug da. „Aber durch die enorme Nachfrage kommen diese mit dem Nachliefern schwer nach“, sagt Götze. Auch sein Lieferservice hat Probleme. „Bisher hatten wir nur einen Fahrer, in dieser Woche sind es vier, um alle Touren so gut wie es geht zu schaffen.“

Götze ist auf Kundenhilfe angewiesen. Und die bekommt er. Nadja Hönow (40), die in Wannsee das Reisebüro „A la carte“ betreibt, in ihrem Job gerade gestrandete Urlauber zurückholen muss, hilft am Sonntag beim Regaleputzen und beim Einfüllen. „In jedem Beruf erleben wir gerade schwere Zeiten, da muss man zueinander stehen und sich gegenseitig helfen“, sagt Kundin Hönow.