Corona in Berlin : Der Tag, an dem das Virus kam
Drei Berliner positiv getestet. Zwei Schulen bleiben am Dienstag geschlossen.

Berlin - Es war nur eine Frage der Zeit: Seit Sonntag gibt es den ersten Corona-Fall in Berlin, gestern kamen zwei weitere hinzu. Nun zeigt sich, was für eine Kettenreaktion dies auslösen kann.
Am Montag stellte die Berlin Metropolitan School vorübergehend den Schulbetrieb ein: Weil ein Vater Kontakt zu dem Infizierten, einem 22-Jährigen aus Mitte, hatte, seien die rund 1000 Schüler und 200 Mitarbeiter der Privatschule in Mitte nach Auskunft der Schulleitung am Montag nach Hause geschickt worden. Die Schule soll auch heute geschlossen bleiben. Die Berlin Metropolitan School gehört Silke und Holger Friedrich, Eigentümer des Berliner Verlags, in dem der KURIER erscheint.
Sobald eine Infektion bestätigt ist, beginnt für Ärzte und Gesundheitsämter die Detektivarbeit. Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor der Charité, zeichnet den Weg des Virus nach: Demnach wurde in der Nacht zu Sonntag ein Mann im Campus Virchow der Charité eingeliefert. Seine Mitbewohner hatten ihn desorientiert sowie mit Kopf- und Gliederschmerzen nebst Erkäl- tungssymptomen vorgefunden und den Notarzt gerufen.
Am Sonntagmorgen, um 4.17 Uhr, traf der Patient in der Notaufnahme des Campus Virchow in Wedding ein. Da seine Symptome eher auf eine Hirnhautentzündung hindeuteten, wurde er zunächst neurologisch untersucht. Außerdem wurde ein Grippe-Schnelltest durchgeführt. Nachdem alles negativ ausfiel, wurde der junge Mann um 11.44 Uhr nach Hause geschickt. Auf Corona wurde nur geprüft, weil dies neuerdings standardmäßig bei jedem Grippetest durchgeführt wird. Doch dieser Test dauert länger.
Am Abend war der 22-Jährige zurück in der Klinik, es ging ihm schlechter. Gegen 21 Uhr lag dann auch das Corona-Ergebnis vor: Es fiel „hoch positiv“ aus, wie es Charité-Chef Frei ausdrückte. Der Mann kam auf eine Isolierstation. „Mittlerweile geht es ihm besser“, so Charité-Direktor Frei.
Charité hat Zelte für Verdachtsfälle aufgestellt
Als der Befund feststand, wurde die Notaufnahme geschlossen, die acht Mitarbeiter der Schicht dürfen 14 Tage lang ihre Wohnungen nicht verlassen. Um derlei künftig zu vermeiden, hat die Charité Zelte aufgestellt, in denen Verdachtsfälle nun zunächst abgeklärt werden.
Gleichzeitig schaltete sich das Gesundheitsamt Mitte ein. Ein Team um Amtsarzt Lukas Murajda befragte den Patienten und identifizierte 60 Personen, mit denen er zuletzt Kontakt hatte: seine Eltern aus Nordrhein-Westfalen, Mitbewohner, Freunde, Kollegen, medizinisches Personal. Alle wurden auf Corona getestet und müssen zu Hause bleiben. Heute sollen die Ergebnisse vorliegen. Dann wird entschieden, ob weitere Personen getestet werden und in Quarantäne müssen.
Welche Folgen das haben kann, zeigt sich am Beispiel des Berlin Travel Festival. Die kleine Reisemesse – nicht zu verwechseln mit der großen ITB, die auch abgesagt wurde – fällt nächstes Wochenende aus. Mitarbeiter hatten Kontakt zum Infizierten. Das Team wurde vom Gesundheitsamt aufgefordert, sich nach Hause zu begeben.
Zwei neue Corona-Fälle in Berlin
Wie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montagabend in einer RBB-Sondersendung mitteilte, wurde sie auf ihrem Weg ins Studio von zwei weiteren Fällen in Berlin unterrichtet – eine Frau aus Mitte und einen Mann aus Marzahn-Hellersdorf. Bei der Frau handelt es sich offenbar um eine Lehrerin der Emanuel-Lasker-Schule in Friedrichshain, denn ebenfalls am Montagabend vermeldete der RBB, dass auch diese Schule wegen einer erkrankten Lehrerin zunächst geschlossen bleibe. Die Frau soll zuvor in Südtirol gewesen sein.
Und auch Brandenburg ist nicht länger eine weißer Fleck auf der Corona-Landkarte. Ein 51-Jähriger aus dem Kreis Oberhavel, der ebenfalls kürzlich aus Südtirol zurückkam, wurde positiv getestet. Sein Zustand sei stabil, so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.
Doch auch eine gute Nachricht gab es gestern in Sachen Corona aus unserer Region: Die Tests von mehr als 100 Mitarbeitern des Freizeitbads Tropical Islands in der Nähe von Halbe (Landkreis Dahme-Spreewald) blieben negativ.