Covid-19 : Eine Mutter klagt an: „Merkt doch endlich, dass die Lage ernst ist – es geht um Leben und Tod!“
Mareike Bergmann sorgt sich um Tochter Emma (4) und andere Menschen, die zur Risikogruppe des Coronavirus zählen.

Berlin - Noch immer halten sich nicht alle Menschen an die Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Mareike Bergmann ärgert das. Die dreifache Mutter sorgt sich um die Risikogruppe, zu der auch ihre eigene Tochter Emma (4) zählt. Sie appelliert deshalb im KURIER an die Gesellschaft, sich an die Verhaltensregeln zu halten.
„Bitte, liebe Berliner, bleibt zu Hause, um nicht nur euch, sondern auch andere Menschen zu schützen“, sagt Mareike Bergmann. Sie sei sehr betroffen, wenn sie in diesen Tagen noch so viele Menschen in den Parks und auf Spielplätzen sieht. „Sie haben den Ernst der Lage nicht begriffen. Es geht um Leben und Tod und nicht um Panikmache.“
Tochter Emma kam mit Lungenfehlbildung zur Welt
Mareike Bergmann und ihre fünfköpfige Familie sind bereits krisenerprobt und wissen, was es bedeutet, monatelang von der Außenwelt abgeschottet zu leben. Als Tochter Emma vor vier Jahren mit einer Lungenfehlbildung auf die Welt kam, hing das Leben des Säuglings am seidenen Faden. Nur eine risikoreiche Operation am Helios-Klinikum in Berlin-Buch rettete dem tapferen Mädchen später das Leben.
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Die Mutter durfte fast ein halbes Jahr lang die Kinderintensivstation nicht verlassen und weitere Monate danach auch nicht das eigene Haus. Die kleine Emma war an einer Beatmungshilfe angeschlossen und durfte nur eine halbe Stunde pro Tag vom Gerät abgestöpselt werden . „Es hat mir fast das Herz gebrochen, als ich die anderen Eltern mit ihren Kindern draußen vor der Haustür spielen gesehen habe und wir drinnen bleiben mussten“, sagt sie.
Mareike Bergmann, Ehemann Daniel und die Töchter Lotta (7), Emma (4) und Tilda (1) treffen sich zurzeit nicht mehr mit anderen Familien. Zwei ihrer Töchter mussten ihre Kindergeburtstage absagen. Sie wünsche sich, dass noch mehr Menschen zur Vernunft kommen und die wichtigen Einschränkungen nicht als Strafe ansehen. „Sie können noch einkaufen gehen, spazieren gehen und sich noch relativ frei bewegen.“ Mareike Bergmann glaubt, wenn sich alle gemeinsam endlich an die Regeln halten würden, könnte die Ausbreitung des Virus schon aufgehalten werden.
Niemanden maßregeln, nur „Respekt und mehr Mitgefühl“
Sie sorgt sich nicht nur um ihre kleine Tochter, sondern auch um andere Personen, die zur Risikogruppe gehören. „Es gibt so viele Kinder und Erwachsene, die schwere Chemotherapien bekommen oder aus anderen Gründen ein schwaches Immunsystem haben. Wir müssen sie schützen“, erklärt Bergmann. Sie ärgere sich über das rücksichtslose Verhalten anderer, weil sie nicht über den Tellerrand hinausschauen und nur sich selbst sehen. „Sie glauben, sie sind gesund und ihnen kann nichts geschehen.“
Mareike Bergmann möchte niemanden maßregeln. Sie wünscht sich nur „Respekt und mehr Mitgefühl“. Die Mutter macht ihre Sorgen öffentlich, weil sie hofft, damit etwas bewegen zu können. Sie sagt: „Vielleicht bringt meine eigene Situation die Gesellschaft zum Nachdenken. Es wäre nicht auszudenken, wenn anderen durch die Unvernunft der Mitmenschen etwas zustößt.“