Warum dürfen Friseure öffnen, Kosmetiksalons aber nicht?
In der Beauty-Branche regt sich Unmut. Viele kleine Kosmetiksalons kämpfen ums Überleben. Sie wollen, wie die Friseure auch, endlich wieder ran an den Mann und die Frau.

Während sich die Männer über bald wieder stattfindende Fußball-Bundesligaspiele freuen, finden bei ihren Frauen vor dem Badezimmerspiegel immer öfter echte Geisterspiele statt. Härchen, Mitesser, Pickel und Falten gehen in die Verlängerung. Denn noch immer dürfen Kosmetik-Studios und Fußpflegerinnen ihre Läden nicht öffnen.
„Hat man uns vergessen?“, fragt Kosmetikerin Anja Dieckvoß, die seit 29 Jahren in Weißensee einen Salon für Kosmetik betreibt. Sie kann nicht nachvollziehen, warum die Terminbücher der Frisöre, die ab dem 4. Mai wieder ans Haupthaar dürfen, nun überquellen und sie selber ihre Kunden weiter vertrösten muss. Eine willkürliche Entscheidung, findet Dieckvoß.
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„Einige meiner Kunden suchen mittlerweile Ärzte oder Rettungsstellen auf, weil sie Schmerzen haben“, beschreibt sie die Situation. Seit dem 23. März ist ihr Salon in der Pistoriusstraße dicht. Ihre älteren oder eingeschränkten Kunden sind aber auf eine professionelle Fußpflege angewiesen, weiß Anja Dieckvoß. „Wir brauchen dringend eine Perspektive, denn langsam wird es eng“, sagt sie.
Im Kosmetikhandwerk sind bundesweit etwa 60.000 Einzelunternehmer tätig, 200.000 Beschäftigte warten darauf, dass sie wieder arbeiten dürfen. Sie alle können wie Anja Dieckvoß das Einmaleins der Hygiene im Schlaf hersagen. „Mundschutz, Sterilisieren, Desinfizieren, das alles ist bei uns Kosmetikerinnen seit langem Standard“, sagt Anja Dieckvoß. Sie hat Masken, Kittel und Handschuhe auf Vorrat. In ihrem Salon werden, wie in vielen anderen auch, Kunden mit Termin eins zu eins bedient.
In Sachsen und Sachsen-Anhalt dürfen Salons bereits am 4. Mai wieder öffnen
Anja Dieckvoß und ihre Kolleginnen haben Ideen, wie man sich selbst und Kunden schützen kann. „Am Gesicht arbeite ich zusätzlich zur Maske mit einem Visier“, erklärt Dieckvoß, auch der Kunde könne während der Behandlung einen Mundschutz tragen. Alle Kunden lassen sich im Falle eines Verdachtsfalls schnell informieren. „Man könnte eine Öffnung organisieren, wenn man es nur wollte“, sagt Anja Dieckvoß.
In Sachsen und Sachsen-Anhalt dürfen die Salons bereits am 4. Mai wieder öffnen. In Bayern wohl wenigstens die Fußpfleger. In Dänemark und der Schweiz sind die Kosmetikerinnen schon wieder bei der Arbeit. In Südtirol dürfen Salons ab dem 3. Mai öffnen. Wenn es nicht bald ein offizielles Go gibt, befürchtet Anja Dieckvoß ein aufblühen von Schwarzarbeit. Und das kann niemand wollen.