Corona-Krise : Sing-Verbot für Berliner Opern-Sängerin
In Zeiten der Isolation kann Musik befreiend wirken und Trost spenden. Doch in Friedenau hat der Gesang einer Opernsängerin in einem Mehrfamilienhaus Zoff ausgelöst.

In Zeiten der Isolation kann Musik befreiend wirken und Trost spenden. Doch in Friedenau hat der Gesang einer Opernsängerin in einem Mehrfamilienhaus Zoff ausgelöst. Ninon Dann (39) sucht nun händeringend nach einem schallisolierten Raum zum täglichen Proben.
„Ich kann in meiner Wohnung nicht mehr proben, weil meine Nachbarn etwas dagegen haben. Ich bin wirklich verzweifelt“, sagt Ninon Dann dem KURIER. Die Nachbarn schreiben ihr böse Nachrichten und klopfen permanent mit dem Besenstiel gegen die Decke, sobald sie singt. „Manche drehen auch ihre Musik extra laut auf, um mich zu übertönen“, sagt sie.
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Die französische Mezzosopran stammt aus Südfrankreich und hat an der Hochschule in Montpellier Gesang studiert. Sie lebt seit zwei Jahren in Berlin und tritt an deutschen und französischen Theatern auf. „Um weiter im Geschäft zu bleiben, muss ich täglich mindestens eineinhalb Stunden üben. Normalerweise sogar drei, aber ich halte mich schon zurück - aus Rücksicht vor meinen Nacbarn“, sagt die junge Frau. Bislang habe es in ihrem Wohnhaus deshalb auch nie Probleme gegeben. Doch seit der Corona-Krise sei alles anders.
„Ich vermute, es liegt daran, dass jetzt so viele im Home Office arbeiten und sich gestört fühlen“, sagt Dann. Sie habe ihre Übungszeit schon auf 17 Uhr verlegt, um ihre Nachbarn tagsüber in Ruhe arbeiten zu lassen. Doch auch das sei ihnen nicht Recht. „Sie wollen, dass ich ganz aufhöre. Aber das kann ich nicht, denn der Gesang ist meine Existenz und mein Leben.“
Ist Singen in der Wohnung generell verboten?
Der KURIER hat beim Mieterverein nachgefragt. Ist Singen in der Wohnung generell verboten? „Die Rechtsprechung billigt dem Musizieren in der Regel bis zu zwei Stunden täglich zu“, sagt Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins e.V. Der Mieterverein empfehle aber sich in der jetzigen Situation erst Recht solidarisch zu verhalten und sich beim Musizieren mit den anderen Nachbarn, die im Home Office arbeiten, abzustimmen.
Ninon Dann hat noch eine andere Idee: Sie sucht einen schallisolierten Raum, in dem sie ungestört singen kann. „Vielleicht gibt es ja jemanden, der mir helfen kann und mir einen Raum zur Verfügung stellen kann während der Kontaktsperren“, sagt sie. Ihr Ehemann habe sogar schon darüber nachgedacht, die komplette Küche, in der sie sich zum Singen zurückzieht, zu isolieren, damit die Nachbarn sich nicht mehr beschweren.
Ninon Dann hofft, dass sich die angespannte Situation in ihrer Nachbarschaft wieder beruhigt. Sie sagt: „Wir haben alle momentan sehr zu kämpfen und sollten uns lieber gegenseitig unterstützen.“